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De:Lexikon:bio-0003

Dollmätsch um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 110.

Joseph Bernhard Dollmätsch

Gastwirt, Oberbürgermeister, Mitglied der Ständeversammlung, * 22. März 1780 Karlsruhe, † 8. Mai 1845 Karlsruhe, ev., ∞ Johanna Ring, mindestens 11 Kinder.

Dollmätsch stammte aus einer Gastwirtsfamilie, übernahm 1802 die väterliche Wirtschaft „Zum Rappen“ in der Langen Straße 99. Um 1818 verpachtete er sie und bezog das Haus Kronenstraße 19. Sein Onkel Ludwig Leonhard Dollmätsch führte die Gastwirtschaft „Zum römischen Kaiser” und versah das Amt des Stadtrechners.

Dollmätsch übernahm am 23. Oktober 1808 die Stelle als Aktuar bei der Stadt, ab 14. Juni 1809 die Ratschreiberfunktion. 1809 entwickelte Dollmätsch für die Volkszählung in der Residenzstadt und in dem benachbarten Klein-Karlsruhe ein einheitliches Formular. Nach der Eingemeindung Klein-Karlsruhes 1812, bei der sich Dollmätsch führend engagierte, wurde er am 9. Dezember 1812 als Bürgermeister Wilhelm Christian Griesbach beigeordnet, der damit zum ersten Oberbürgermeister von Karlsruhe wurde. Diese Funktion übernahm Dollmätsch am 6. April 1816.

1812 hatte sich Dollmätsch mit Griesbach für die Etablierung einer Musikunterrichtsanstalt eingesetzt, die 1814 um eine Singanstalt erweitert, Vorläufer des Badischen Konservatoriums wurde. In seine Amtszeit fiel der Rathausneubau nach Plänen Friedrich Weinbrenners, den er 1825 beziehen konnte, ebenso die Einweihung der Wasserleitung von Durlach 1824, die erste moderne Wasserversorgung der Stadt. Die Gründung eines Schulfonds zur Verbesserung der städtischen Schulbildung 1829 ging ebenso auf seine Initiative zurück wie die Anlage der Pfandbücher. 1824 gehörte er unter anderen mit Johann Gottfried Tulla und Friedrich Weinbrenner der Kommission zum Bau eines nicht realisierten Rhein-Alb-Kanals an, der die Stadt mit dem Rhein verbinden sollte.

Dollmätsch war von 1822-1828 Abgeordneter der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Er trat nicht sonderlich hervor, bemerkenswert ist aber sein Kommissionsbericht im Januar 1823 zur vorausgegangenen Motion des Liberalen Duttlinger „Über die Besserung der Juden“.

Für seine regierungstreue Einstellung wurde er zum 18. September 1830 als Oberrevisor im Innenministerium in den Beamtendienst übernommen. 1824 erhielt Dollmätsch das Ritterkreuz des Zähringer Ordens und 1827 die Ernennung zum Kammerrat. 1960 wurde eine Straße in Karlsruhe nach ihm benannt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2012

Quelle

GLA 76/1654 (Dienerakte).

Werk

Feierliche Worte gesprochen bei der Einweihung des neuen Rathauses in der Residenzstadt Karlsruhe, den 28. Januar 1825, von Carl Baumgärtner, Stadt-Director und Bernhard Dollmätsch, Ober-Bürgermeister, Karlsruhe o. J. [1825]; Bernhard Dollmätsch (Hrsg.): Sämmtliche Gesetze, Verordnungen, Verfügungen und Anordnungen, welche in den Markgrafschaften und in dem Großherzogthum Baden über Gegenstände der Orts-Polizei seit dem Jahre 1712 bis 1832 erschienen sind, und nach den Bestimmungen des vierten Capitels der Gemeinde-Ordnung durch d. Bürgermeister vollzogen werden, Karlsruhe 1836.

Literatur

Susanne Asche: Residenzstadt - Bürgerstadt - Großstadt. Auf dem Weg von der Residenz zum Industrie- und Verwaltungszentrum 1806-1914, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 194-354, S. 204-206; Deutsches Biographisches Archiv, MF 247.