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De:Lexikon:bio-0070: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach der Machtübernahme durch die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> arbeitete er, 1939/40 und 1944/45 durch Kriegsdienst unterbrochen, als Amtsrichter und Landgerichtsrat in Waiblingen, Göppingen und Stuttgart. Er wurde Mitglied im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ) und in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und war Förderndes Mitglied der SS, widersetzte sich aber auch einzelnen Maßnahmen des NS-Staates und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).<br/>
Nach der Machtübernahme durch die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> arbeitete er, 1939/40 und 1944/45 durch Kriegsdienst unterbrochen, als Amtsrichter und Landgerichtsrat in Waiblingen, Göppingen und Stuttgart. Er wurde Mitglied im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ) und in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und war Förderndes Mitglied der SS, widersetzte sich aber auch einzelnen Maßnahmen des NS-Staates und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).<br/>


1945 befand sich Müller kurzzeitig in französischer Kriegsgefangenschaft, ehe er 1945-1948 Tätigkeiten als Oberstaatsanwalt, Ministerialrat und Ministerialdirektor in Württemberg-Hohenzollern ausübte. Als Mitbegründer der südwürttembergischen <lex id="ins-0306">Christlich Demokratischen Union (CDU)</lex> rückte Müller als deren Landesvorsitzender 1947 in den Landtag von Württemberg-Hohenzollern ein, übernahm den Fraktionsvorsitz und amtierte von 1948-1952 als Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern. Gebhard Müller zählt zu den Gründervätern des Südweststaates und wurde 1953, ein Jahr nach dessen Bildung, Ministerpräsident des Landes. Während seiner Amtszeit bis 1958 wurden neben der Verfassung zahlreiche grundlegende Landesgesetze verabschiedet, darunter das Landeswahlgesetz, das Landesverwaltungsgesetz, die Gemeindeordnung und das Polizeigesetz.<br/>
1945 befand sich Müller kurzzeitig in französischer Kriegsgefangenschaft, ehe er 1945-1948 Tätigkeiten als Oberstaatsanwalt, Ministerialrat und Ministerialdirektor in Württemberg-Hohenzollern ausübte. Als Mitbegründer der südwürttembergischen <lex id="ins-0306">Christlich Demokratischen Union (CDU)</lex> rückte Müller als deren Landesvorsitzender 1947 in den Landtag von Württemberg-Hohenzollern ein, übernahm den Fraktionsvorsitz und amtierte von 1948-1952 als Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern. Gebhard Müller zählt zu den Gründervätern des Südweststaates und wurde 1953, ein Jahr nach dessen Bildung, Ministerpräsident des Landes. Während seiner Amtszeit bis 1958 wurden neben der Verfassung zahlreiche grundlegende Landesgesetze verabschiedet, darunter das Landeswahlgesetz, das Landesverwaltungsgesetz, die <lex id="ereig-0301">Gemeindeordnung</lex> und das Polizeigesetz.<br/>


1958 wechselte Müller als Präsident an das <lex id="ins-1127">Bundesverfassungsgericht</lex>, für dessen Ansiedlung in Karlsruhe er sich in Bonn stark gemacht hatte. Er setzte sich auch entschieden für den Verbleib des höchsten deutschen Gerichts in Karlsruhe ein, wofür der Umzug in einen Neubau am <lex id="top-3107">Schlossplatz</lex> Voraussetzung war. Zum hohen Ansehen des Bundesverfassungsgerichts im In- wie im Ausland hat die Amtsführung von Müller bis zu seiner Pensionierung 1971 wesentlich beigetragen.<br/>
1958 wechselte Müller als Präsident an das <lex id="ins-1127">Bundesverfassungsgericht</lex>, für dessen Ansiedlung in Karlsruhe er sich in Bonn stark gemacht hatte. Er setzte sich auch entschieden für den Verbleib des höchsten deutschen Gerichts in Karlsruhe ein, wofür der Umzug in einen Neubau am <lex id="top-3107">Schlossplatz</lex> Voraussetzung war. Zum hohen Ansehen des Bundesverfassungsgerichts im In- wie im Ausland hat die Amtsführung von Müller bis zu seiner Pensionierung 1971 wesentlich beigetragen.<br/>

Version vom 5. Juni 2021, 10:10 Uhr


Gebhard Müller 1959, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A6/4/5/16.

Gebhard Müller

Politiker, Jurist, * 17. April 1900 Füramoos/Lkr. Biberach, † 7. August 1990 Stuttgart, kath., ∞ 1940 Marianne Lutz, 3 Söhne.

Geboren als fünftes von sechs Kindern einer oberschwäbischen Lehrerfamilie besuchte Gebhard Müller zuletzt das Gymnasium und Konvikt Rottweil, wo er im Juli 1918 das Notabitur ablegte und dann bis Januar 1919 Militärdienst leistete. Anschließend studierte er 1919-1922 katholische Theologie, Philosophie und Geschichte und dann Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Tübingen und Berlin. Nach den beiden Staatsexamina 1926 und 1929, der Promotion 1929 und dem Referendariat in Ludwigsburg und Stuttgart bekam Müller eine Assessoren-Stelle und wurde stellvertretender Amtsrichter in Stuttgart und Tübingen. 1930-1933 wirkte er als Referent der Diözesanverwaltung in Rottenburg. Dort engagierte er sich zudem politisch und wurde Vorsitzender der Zentrumspartei für Stadt und Bezirk Rottenburg.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten arbeitete er, 1939/40 und 1944/45 durch Kriegsdienst unterbrochen, als Amtsrichter und Landgerichtsrat in Waiblingen, Göppingen und Stuttgart. Er wurde Mitglied im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ) und in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und war Förderndes Mitglied der SS, widersetzte sich aber auch einzelnen Maßnahmen des NS-Staates und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

1945 befand sich Müller kurzzeitig in französischer Kriegsgefangenschaft, ehe er 1945-1948 Tätigkeiten als Oberstaatsanwalt, Ministerialrat und Ministerialdirektor in Württemberg-Hohenzollern ausübte. Als Mitbegründer der südwürttembergischen Christlich Demokratischen Union (CDU) rückte Müller als deren Landesvorsitzender 1947 in den Landtag von Württemberg-Hohenzollern ein, übernahm den Fraktionsvorsitz und amtierte von 1948-1952 als Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern. Gebhard Müller zählt zu den Gründervätern des Südweststaates und wurde 1953, ein Jahr nach dessen Bildung, Ministerpräsident des Landes. Während seiner Amtszeit bis 1958 wurden neben der Verfassung zahlreiche grundlegende Landesgesetze verabschiedet, darunter das Landeswahlgesetz, das Landesverwaltungsgesetz, die Gemeindeordnung und das Polizeigesetz.

1958 wechselte Müller als Präsident an das Bundesverfassungsgericht, für dessen Ansiedlung in Karlsruhe er sich in Bonn stark gemacht hatte. Er setzte sich auch entschieden für den Verbleib des höchsten deutschen Gerichts in Karlsruhe ein, wofür der Umzug in einen Neubau am Schlossplatz Voraussetzung war. Zum hohen Ansehen des Bundesverfassungsgerichts im In- wie im Ausland hat die Amtsführung von Müller bis zu seiner Pensionierung 1971 wesentlich beigetragen.

Die Stadt Karlsruhe dankte Gebhard Müller, der aus familiären Gründen seinen Wohnsitz in Stuttgart beibehielt, mit der Verleihung der Ehrenmedaille 1971. Zudem erhielt er zahlreiche weitere Auszeichnungen, unter anderem: das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1953, die Ehrendoktorwürde der Universitäten Freiburg 1954 und Tübingen 1972, die Verfassungsmedaille in Gold von Baden-Württemberg 1965, das Großkreuz des Päpstlichen Pius-Ordens sowie die Ernennung zum Großoffizier der Französischen Ehrenlegion 1972.

René Gilbert 2014

Quellen

HStA Stuttgart Q 1/35 Nachlass Gebhard Müller; Teilnachlass im Archiv für Christlich-Demokratische Politik in Sankt Augustin; Persönlichkeiten - Dokumentation im Landtagsarchiv Stuttgart.

Werk

Die strafrechtliche Bekämpfung des Wuchers in der Geschichte, im geltenden Recht und in den Entwürfen zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch, Rottenburg a. N. 1929 (Tübinger Rechts- und Wirtschaftswissenschaftl. Diss. vom 13. Dezember 1929); Die Entstehung des Bundeslandes Baden-Württemberg, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, Bd. 39 (1977), 236-261.

Literatur

Frank Raberg: Gebhard Müller. Ein christdemokratischer Staatsmann im deutschen Südwesten. Studien zu einer politischen Biographie, Diss. Stuttgart 1995; Paul-Ludwig Weinacht: Müller, Gebhard, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 18, Berlin 1997, S. 389-391; Paul Feuchte: Müller, Gebhard, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1999, S. 324-332; Gebhard Müller. Ein Leben für das Recht und die Politik. Symposium anlässlich seines 100. Geburtstages am 17. April 2000 in Stuttgart, hrsg. von Gerhard Taddey, Stuttgart 2000 (= Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B. Forschungen Bd. 148).