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De:Lexikon:bio-0084

Aufnahme Hans Erhard Bocks anlässlich seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Deutschen Therapiewoche, 21. Juli 1966, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A13/108/2/16.

Hans Erhard Bock

Mediziner, * 31. Dezember 1903 Waltershausen/Lkr. Gotha, † 12. Juli 2004 Tübingen, ev., ∞ 1936 Elisabeth Nehlsen, 2 Töchter.

Nach dem Abitur in Gotha studierte Hans Erhard Bock Medizin in Marburg, München, Bonn, Jena und Hamburg. In der Hansestadt legte er 1927 das medizinische Staatsexamen ab und wurde promoviert. Mit dem Ziel Hausarzt zu werden, trat der musisch und sportlich begabte Lehrersohn eine Stelle als Assistenzarzt beim Städtischen Krankenhaus Hamburg-St. Georg an. Zusätzlich arbeitete er als geprüfter Schulsportlehrer, Luftsportarzt und Schiffsarzt. 1933 wechselte Bock an die Universitätsklinik Frankfurt a. M., wo 1936 seine Habilitation erfolgte. 1937 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), 1939 Mitglied des NS-Ärztebunds. Ab 1939 war er Lehrbeauftragter und ab 1942 Professor für Luftfahrtmedizin an der Universitätsklinik Tübingen. 1942 wechselte er an die Universitätsklinik der Berliner Charité. Im Zweiten Weltkrieg leistete Bock in Italien Heeresdienst als Beratender Internist der Luftwaffe (1942-1945).

1946 kehrte er als Oberarzt nach Tübingen zurück, 1949 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Marburg, 1962 ging er als Ordinarius und Direktor der Medizinischen Klinik der Universität nach Tübingen, wo er 1972 emeritiert wurde. Bock galt als Kapazität auf dem Gebiet der Inneren Medizin in Deutschland. Zehn seiner Schüler erhielten später selbst Lehrstühle. Bocks Arbeitsschwerpunkte bildeten insbesondere die Hämatologie, Onkologie und die klinische Pharmakologie.

Zu den zahlreichen Aufgaben und Ehrenämtern, die Bock zusätzlich wahrnahm, gehörte 1966-1985 die Leitung der Deutschen Therapiewoche in Karlsruhe, der seinerzeit größten, jährlich stattfindenden ärztlichen Fort- und Weiterbildungsveranstaltung in Deutschland.

Mehrere Auszeichnungen, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg 1968, die Paracelsus-Medaille 1976, die Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold 1992 und die Gustav-von-Bergmann-Medaille 1994, würdigten Bocks berufliche Leistung. Daneben war Bock Ehrenmitglied der Leopoldina in Halle, Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Mitglied der Deutschen Krebsgesellschaft sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

René Gilbert 2015

Werk

Über Encephalitis bei Puerperalerkrankungen, Diss. Hamburg 1927; Die Pathogenese der Agranulozytose Typus Schultz und anderer leukopenischer Zustände, Habil.-Schrift Frankfurt a. M. 1934; Agranulozytose, Stuttgart 1946; Pathophysiologie – Ein kurzgefaßtes Lehrbuch, mit einem Schlüssel zum Gegenstandskatalog, Stuttgart 1972 (als Hrsg., 2 Bde.); Die Bedeutung von Konstellation und Kondition für ärztliches Handeln, Berlin 1975; Klinik der Gegenwart. Handbuch der praktischen Medizin, München 1977/78 (als Hrsg., 12 Bde.).

Literatur

Rudolf Gross: Hans Erhard Bock 100 Jahre, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 100, Heft 51-52, 22. Dezember 2003, S. A 3405; Wildor Hollmann: Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hans Erhard Bock 100 Jahre, in: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jg. 55, Nr. 1 (2004), S. 22; Ursula Gräfen: Groß als Arzt, als Forscher, als Lehrer und als Mensch, in: ÄrzteZeitung vom 19. Juli 2004.