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De:Lexikon:bio-0106: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 14. November 2018, 13:05 Uhr


Walter Bußmann um 1972, KIT-Archiv Karlsruhe 28010 I, 2117.

Walter Bußmann

Historiker, * 14. Januar 1914 Hildesheim, † 20. April 1993 Bad Herrenalb, ev., ledig.

Nach dem frühen Tod des Vaters, eines Beamten im höheren Postdienst, besuchte Walter Bußmann das Gymnasium und studierte nach dem Abitur 1933 Geschichte, Anglistik, Germanistik und Philosophie in Heidelberg. 1936 wechselte er nach Göttingen, wo er 1939 - bereits zur Wehrmacht eingezogen - promoviert wurde. Einer seiner Göttinger Lehrer, Percy E. Schramm, selbst als Historiker im Stab des Oberkommandos des Heeres (OKH), sorgte 1941 dafür, dass Bußmann Offizier werden konnte und als Oberleutnant beim Generalquartiermeister des OKH eine Stabsstelle erhielt. Dabei erfuhr Bußmann eher beiläufig von den Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion und übernahm nach Beginn des Überfalls die Führung des Kriegstagebuches. Im Frühjahr 1943 wurde er Ordonnanzoffizier beim XXXXVI. Panzerkorps und bekam Fronterfahrung, unter anderem bei dem „Unternehmen Zitadelle“, der letzten großen und verlorenen Offensive der Wehrmacht im Juli 1943 an der Ostfront. Zu seinen Aufgaben gehörte dabei unter anderem auch die Auswertung der Tötungsmeldungen der SS-Einsatzgruppen. Bußmann war somit gut informiert über die Liquidierung der jüdischen Bevölkerung wie über militärische Entscheidungen. Während dieser Zeit machte der auch bei den höheren Offiziersrängen geachtete und geschätzte Historiker die Bekanntschaft mit führenden Männern des Widerstandes wie Henning von Tresckow oder Graf Stauffenberg.

Nach kurzer englischer Kriegsgefangenschaft kehrte er als Assistent an die Universität Göttingen zurück und habilitierte sich 1949. Es folgte eine außerordentliche Karriere als einer der repräsentativen und einflussreichsten Historiker der Bundesrepublik: 1955 Ruf an die Deutsche Hochschule für Politik in Berlin (heute Otto-Suhr-Institut der Freien Universität (FU) Berlin), 1960 Ordinarius am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin, 1966 einer der Nachfolger von Franz Schnabel auf dessen Lehrstuhl an der Universität München. 1970 folgte er dem Ruf nach Karlsruhe als Leiter des Historischen Instituts der Universität, der ehemaligen Wirkungsstätte von Franz Schnabel, um sich hier wieder verstärkt der Forschung widmen zu können. Dabei blieb er im Wesentlichen der Geschichtsschreibung zu „großen Männern“ und der preußisch-deutschen Nationalgeschichte sowie der Zeitgeschichte treu. Neuere Ansätze seines Faches seit den 1970er-Jahren nahm er ebenso wenig auf wie er sich regionalen südwestdeutschen Themen zuwandte. Der in Bad Herrenalb lebende Karlsruher Historiker wurde 1983 emeritiert.

Der mit dem Großen Bundesverdienstkreuz Ausgezeichnete war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Kommissionen und Beiräte, u. a. Historische Kommission Berlin, Institut für Zeitgeschichte und Historische Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Herausgeber der Deutschen Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Hauptschriftleiter der Neuen Deutschen Biographie und seit 1977 Hauptherausgeber der Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945, einer zentralen Quellensammlung deutscher Zeitgeschichte.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2013

Quelle

KIT-Archiv, Nl Walter Bußmann.

Werk

Treitschke. Sein Welt- und Geschichtsbild, Göttingen 1952; Das Zeitalter Bismarcks, Konstanz 1956, 4. Aufl. 1968; Die innere Entwicklung des deutschen Widerstandes gegen Hitler, Berlin 1964; Otto von Bismarck, Wiesbaden 1966; Wandel und Kontinuität in Politik und Geschichte. Ausgewählte Aufsätze zum 60. Geburtstag, Boppard 1973; Handbuch der europäischen Geschichte, Bd. 5: Europa von der Französischen Revolution zu den nationalstaatlichen Bewegungen des 19. Jahrhunderts, Stuttgart 1981; Zwischen Preussen und Deutschland. Friedrich Wilhelm IV, Berlin 1990.

Literatur

Günther Grünthal: Nekrolog, Walter Bußmann 14.1.1914–20.4.1993, in: Historische Zeitschrift, Bd. 258 (1994), S. 867-876; Horst Möller: Walter Bussmann zum Gedenken, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jg. 41 (1993), H. 4, S. 495-502; Manfred Messerschmidt: Karl Dietrich Erdmann, Walter Bußmann und Percy Ernst Schramm. Historiker an der Front und in den Oberkommandos der Wehrmacht und des Heeres, in: Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, hrsg. von Hartmut Lehmann und Otto Gerhard Oexle. Bd. I, Göttingen 2004, S. 417-443.