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Rudolf Criegee

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Rudolf Criegee um 1965, KIT-Archiv Karlsruhe 28010 I, 3145.

Rudolf Criegee

Chemiker, * 23. Mai 1902 Düsseldorf, † 7. November 1975 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1928 Marianne Henze († 1942), 2 Kinder, 2. 1944 Christel Hinz, 2 Kinder.

Rudolf Criegee stammte aus einer preußisch-protestantischen, nationalliberalen Juristenfamilie. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er zwei Brüder verloren hatte und selbst in dessen Endphase eingezogen worden war, legte er in Elberfeld, wo der Vater Landgerichtsdirektor war, das Abitur ab. Nach Mitgliedschaft in einem Freikorps studierte Criegee 1920-1923 Chemie in Tübingen und Greifswald. In Tübingen beteiligte er sich an den Mensuren der Burschenschaft Germania. Nach dem Examen wechselte er an die Universität Würzburg, wurde dort 1925 promoviert und habilitierte sich 1930. Zwei Jahre später erhielt Criegee eine Oberassistentenstelle bei Prof. Hans Meerwein in Marburg. Er war 1933 Mitunterzeichner des Bekenntnisses der deutschen Professoren zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. 1937 folgte sein Wechsel als Professor an die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Criegee als Unteroffizier zum Wehrdienst eingezogen und im Sommer 1942 an der Ostfront verwundet, wofür er das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt.

Nach Kriegsende war Criegee maßgeblich am Wiederaufbau des Instituts für Organische Chemie der TH Karlsruhe beteiligt. In dieser Zeit und auch später lehnte er mehrere Rufe anderer Universitäten (Kiel, Marburg, Bonn, München) ab. 1948 wurde er Ordinarius und Direktor des Instituts. 1949/50 und 1961/62 amtierte er als Dekan der Fakultät für Natur- und Geisteswissenschaften. Seine Experimentierfreude und Qualität als Hochschullehrer zogen zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiter und Studenten an, die bei ihm mehr als 170 Diplom- und Doktorarbeiten anfertigten. Unter seiner Verantwortung entstand zudem das 1966 eingeweihte, neue Institutsgebäude, in dem er auch nach seiner Emeritierung im März 1968 bis zu seinem Tod arbeitete.

In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hatte Criegee vor allem auf dem Gebiet der organischen Grundlagenforschung Erfolge vorzuweisen. So sind nach ihm das Criegee Intermediat, die Criegee Umlagerung, sowie die Criegee-Glycolspaltung mit Bleitetraacetat benannt. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in mehr als 130 Publikationen. Zudem fungierte Criegee 1955–1971 als Herausgeber der Fachzeitschrift Chemische Berichte. An Auszeichnungen erhielt Criegee die Emil-Fischer-Medaille der Gesellschaft Deutscher Chemiker 1960, die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen 1967 und der Universität München 1972. Er wurde 1955 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, 1962 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1968 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie 1966 Ehrenmitglied der New York Academy of Sciences (ab 1966).

René Gilbert 2015

Quellen

KIT-Archiv 21001/51, 21001/2404, 21011/758, 27009 Nachlass Rudolf Criegee, 28002/72.

Werk

Die Einwirkung von Acridiniumsalzen auf kupplungsfähige Substanzen, Diss. Würzburg, 1925; Oxydation ungesättigter Kohlenwasserstoffe mit Blei(IV)-Salzen, Habil.-Schr. Würzburg, 1930.

Literatur

Georg Wittig: Nachruf auf Rudolf Criegee, in: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1976, Heidelberg 1977, S. 75 f.; Günther Maier: Rudolf Criegee 1902-1975, in: Chemische Berichte 110 (1977), Nr. 3, S. XXVII-XLVI; Rolf Huisgen: Das Porträt: Rudolf Criegee (1902-1975), in: Chemie in unserer Zeit 12 (1978), S. 49-55.