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De:Lexikon:bio-0109: Unterschied zwischen den Versionen

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Forstmeister, Erfinder des Zweirads, * 29. April 1785 Karlsruhe, † 10. Dezember 1851 Karlsruhe, ev. <br/ ><br/ >
Forstmeister, Erfinder des Zweirads, * 29. April 1785 Karlsruhe, † 10. Dezember 1851 Karlsruhe, ev. <br/ ><br/ >
Markgraf <lex id="bio-11009">Karl Friedrich</lex> war Taufpate von Drais, dessen Vater <lex id="bio-11024">Karl Wilhelm Drais</lex> als Oberhofrichter in hohem Ansehen stand. Nach dem Besuch des Karlsruher <lex id="ins-0952">Gymnasiums</lex> wurde Drais Forstanwärter bei seinem Onkel in Pforzheim, 1808 Forstinspektor im Bezirk Offenburg und 1810 protegiert vom greisen Großherzog Forstmeister in Gengenbach. Bereits vor seinem Forstexamen 1807 studierte er Mathematik, Physik und Baukunst in Heidelberg. <br>
Markgraf <lex id="bio-0564">Karl Friedrich</lex> war Taufpate von Drais, dessen Vater <lex id="bio-0835">Karl Wilhelm Drais</lex> als Oberhofrichter in hohem Ansehen stand. Nach dem Besuch des Karlsruher <lex id="ins-1219">Gymnasiums</lex> wurde Drais Forstanwärter bei seinem Onkel in Pforzheim, 1808 Forstinspektor im Bezirk Offenburg und 1810 protegiert vom greisen Großherzog Forstmeister in Gengenbach. Bereits vor seinem Forstexamen 1807 studierte er Mathematik, Physik und Baukunst in Heidelberg. <br>


1811 erhielt Drais bei vollen Bezügen auf unbestimmte Zeit Urlaub, um sich ganz seinen Erfindungen zu widmen. 1813 entwickelte er ein vierrädriges Fahrzeug mit Fußkurbelantrieb, das wegen der durch Missernten gestiegenen Haferpreise Pferdefuhrwerke ersetzen sollte. Diese Erfindung stellte Drais dem Großherzog und im Dezember 1813 dem Zaren Alexander von Russland, Schwiegersohn der <lex id="bio-0573">Markgräfin Amalie</lex>, im <lex id="top-11029">Erbprinzengarten</lex> vor. 1817 konstruierte Drais das von ihm „Laufmaschine“ genannte Zweirad, das durch Abstoßen der Füße vom Boden bewegt wurde. Um die Nützlichkeit seiner Erfindung zu demonstrieren, legte Drais die Strecke Mannheim - Rheinau - Mannheim statt in vier Stunden wie die Pferdepost in weniger als einer Stunde zurück. Erneut war Drais durch eine Hungersnot, die 1816/17 ein Pferdesterben verursachte, zu dieser Erfindung angeregt worden. Großherzog Karl genehmigte Drais 1818 die kommerzielle Nutzung seiner Erfindung für zehn Jahre und verlieh ihm den Titel eines Professors der Mechanik. Zahlreiche Nachbauten im In- und Ausland verhinderten einen kommerziellen Erfolg, führten aber letztlich zur Weiterentwicklung des Zweirads. Weitere Erfindungen von Drais waren ein Klavierrekorder, eine Tastenschreibmaschine und ein Holzsparherd mit Kochkiste.<br>
1811 erhielt Drais bei vollen Bezügen auf unbestimmte Zeit Urlaub, um sich ganz seinen Erfindungen zu widmen. 1813 entwickelte er ein vierrädriges Fahrzeug mit Fußkurbelantrieb, das wegen der durch Missernten gestiegenen Haferpreise Pferdefuhrwerke ersetzen sollte. Diese Erfindung stellte Drais dem Großherzog und im Dezember 1813 dem Zaren Alexander von Russland, Schwiegersohn der Markgräfin <lex id="bio-0573">Amalie</lex>, im <lex id="top-11029">Erbprinzengarten</lex> vor. 1817 konstruierte Drais das von ihm „Laufmaschine“ genannte Zweirad, das durch Abstoßen der Füße vom Boden bewegt wurde. Um die Nützlichkeit seiner Erfindung zu demonstrieren, legte Drais die Strecke Mannheim - Rheinau - Mannheim statt in vier Stunden wie die Pferdepost in weniger als einer Stunde zurück. Erneut war Drais durch eine Hungersnot, die 1816/17 ein Pferdesterben verursachte, zu dieser Erfindung angeregt worden. Großherzog <lex id="bio-0566">Karl</lex> genehmigte Drais 1818 die kommerzielle Nutzung seiner Erfindung für zehn Jahre und verlieh ihm den Titel eines Professors der Mechanik. Zahlreiche Nachbauten im In- und Ausland verhinderten einen kommerziellen Erfolg, führten aber letztlich zur Weiterentwicklung des Zweirads. Weitere Erfindungen von Drais waren ein Klavierrekorder, eine Tastenschreibmaschine und ein Holzsparherd mit Kochkiste.<br>


Drais legte in der Revolution von 1848/49 seinen Adelstitel ab und bekannte sich zu den demokratischen Forderungen. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde seine Pension beschlagnahmt, er starb verarmt in Karlsruhe. Die seit den 1880er-Jahren entstehenden Radsportvereine rehabilitierten Drais und feierten ihn als den Erfinder ihres Sports. Der deutsche Radfahrerbund veranlasste 1891 die Überführung der irdischen Überreste von Drais vom <lex id="top-0071">Alten Friedhof</lex> auf den Karlsruher <lex id="top-1115">Hauptfriedhof</lex> in ein repräsentatives Grabmal. 1893 wurde in Karlsruhe das <lex id="top-11030">Drais-Denkmal</lex> eingeweiht und später die <lex id="top-0547">Draisstraße</lex>, die <lex id="top-0546">Drais-Grund- und Hauptschule</lex> sowie die <lex id="top-11031">Drais-Realschule</lex> nach ihm benannt.
Drais legte in der <lex id="ereig-0225">Revolution von 1848/49 </lex>seinen Adelstitel ab und bekannte sich zu den demokratischen Forderungen. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde seine Pension beschlagnahmt, er starb verarmt in Karlsruhe. Die seit den 1880er-Jahren entstehenden Radsportvereine rehabilitierten Drais und feierten ihn als den Erfinder ihres Sports. Der deutsche Radfahrerbund veranlasste 1891 die Überführung der irdischen Überreste von Drais vom <lex id="ins-1358">Alten Friedhof</lex> auf den Karlsruher <lex id="ins-1353">Hauptfriedhof</lex> in ein repräsentatives Grabmal. 1893 wurde in Karlsruhe das <lex id="top-3210">Drais-Denkmal</lex> eingeweiht und später die <lex id="top-0547">Draisstraße</lex>, die <lex id="ins-1419">Drais-Grund- und Hauptschule</lex> sowie die <lex id="top-11031">Drais-Realschule</lex> nach ihm benannt.


<div style="text-align:right;">''Peter Pretsch 2012''</div>
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Version vom 22. August 2015, 17:09 Uhr

Karl Drais um 1820, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1143.

Drais von Sauerbronn, Karl Friedrich Freiherr

Forstmeister, Erfinder des Zweirads, * 29. April 1785 Karlsruhe, † 10. Dezember 1851 Karlsruhe, ev.

Markgraf Karl Friedrich war Taufpate von Drais, dessen Vater Karl Wilhelm Drais als Oberhofrichter in hohem Ansehen stand. Nach dem Besuch des Karlsruher Gymnasiums wurde Drais Forstanwärter bei seinem Onkel in Pforzheim, 1808 Forstinspektor im Bezirk Offenburg und 1810 protegiert vom greisen Großherzog Forstmeister in Gengenbach. Bereits vor seinem Forstexamen 1807 studierte er Mathematik, Physik und Baukunst in Heidelberg.

1811 erhielt Drais bei vollen Bezügen auf unbestimmte Zeit Urlaub, um sich ganz seinen Erfindungen zu widmen. 1813 entwickelte er ein vierrädriges Fahrzeug mit Fußkurbelantrieb, das wegen der durch Missernten gestiegenen Haferpreise Pferdefuhrwerke ersetzen sollte. Diese Erfindung stellte Drais dem Großherzog und im Dezember 1813 dem Zaren Alexander von Russland, Schwiegersohn der Markgräfin Amalie, im Erbprinzengarten vor. 1817 konstruierte Drais das von ihm „Laufmaschine“ genannte Zweirad, das durch Abstoßen der Füße vom Boden bewegt wurde. Um die Nützlichkeit seiner Erfindung zu demonstrieren, legte Drais die Strecke Mannheim - Rheinau - Mannheim statt in vier Stunden wie die Pferdepost in weniger als einer Stunde zurück. Erneut war Drais durch eine Hungersnot, die 1816/17 ein Pferdesterben verursachte, zu dieser Erfindung angeregt worden. Großherzog Karl genehmigte Drais 1818 die kommerzielle Nutzung seiner Erfindung für zehn Jahre und verlieh ihm den Titel eines Professors der Mechanik. Zahlreiche Nachbauten im In- und Ausland verhinderten einen kommerziellen Erfolg, führten aber letztlich zur Weiterentwicklung des Zweirads. Weitere Erfindungen von Drais waren ein Klavierrekorder, eine Tastenschreibmaschine und ein Holzsparherd mit Kochkiste.

Drais legte in der Revolution von 1848/49 seinen Adelstitel ab und bekannte sich zu den demokratischen Forderungen. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde seine Pension beschlagnahmt, er starb verarmt in Karlsruhe. Die seit den 1880er-Jahren entstehenden Radsportvereine rehabilitierten Drais und feierten ihn als den Erfinder ihres Sports. Der deutsche Radfahrerbund veranlasste 1891 die Überführung der irdischen Überreste von Drais vom Alten Friedhof auf den Karlsruher Hauptfriedhof in ein repräsentatives Grabmal. 1893 wurde in Karlsruhe das Drais-Denkmal eingeweiht und später die Draisstraße, die Drais-Grund- und Hauptschule sowie die Drais-Realschule nach ihm benannt.

Peter Pretsch 2012

Literatur

Karl Friedrich Drais von Sauerbronn. Ein badischer Erfinder, Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe (Red.: Heinz Schmitt/Peter Pretsch), Karlsruhe 1985; Hans-Erhard Lessing: Karl Drais. Zwei Räder statt vier Hufe, Karlsruhe 2010.