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Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn

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Karl von Drais um 1835, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1143.

Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn

Forstmeister, Erfinder des Zweirads, * 29. April 1785 Karlsruhe, † 10. Dezember 1851 Karlsruhe, evangelisch.

Markgraf Karl Friedrich von Baden war Taufpate von Drais, dessen Familie bei Hofe in hohem Ansehen stand. Nach dem Besuch des Karlsruher Gymnasiums wurde Drais Forstanwärter bei seinem Onkel in Pforzheim. Vor seinem Forstexamen im Jahre 1807 studierte er drei Semester Mathematik, Physik und Baukunst an der Universität Heidelberg. 1808 wurde er als Forstinspektor dem Forstbezirk Offenburg zugeteilt. Unter dem Einfluss des Großherzogs und auf Ersuchen seines Vaters, des Oberhofrichters Karl Wilhelm Drais beförderte man ihn 1810 zum Großherzoglich badischen Forstmeister.

Schon ein Jahr später erhielt Drais bei vollen Bezügen auf unbestimmte Zeit Urlaub und konnte sich ganz seinen Erfindungen widmen. Nach der Beschäftigung mit mathematischen Problemen entwickelte er 1813 ein vierrädriges Fahrzeug mit Fußkurbelantrieb. Anlass war die erste von fünf schlechten Ernten im Jahre 1812 (gestiegener Haferpreis). Diese Erfindung stellte Drais zunächst dem Großherzog und im Dezember 1813 dem Zaren Alexander von Russland, der zu dieser Zeit bei seiner Schwiegermutter, der Markgräfin Amalie von Baden, in Karlsruhe wohnte, im Erbprinzengarten vor.

1817 konstruierte Drais das von ihm "Laufmaschine" genannte Zweirad. Auf diesen Vorläufer unseres heutigen Fahrrads setzte man sich rittlings und stieß sich mit den Füssen vom Boden ab. Über dem Vorderrad war eine Lenkstange als umgekehrte Deichsel angebracht. Um die Nützlichkeit seiner Erfindung zu demonstrieren, fuhr Drais von Mannheim zum Relaishaus bei Schwetzingen und zurück in weniger als einer Stunde. Die Pferdepost brauchte damals für diese Strecke vier Stunden. Großherzog Karl von Baden erteilte Drais 1818 das Privileg, seine Erfindung für zehn Jahre auch kommerziell auswerten zu dürfen, und verlieh ihm den Titel eines Professors der Mechanik. Drais konnte seine Erfindung jedoch nicht erfolgreich vermarkten. Vielmehr entstanden zahlreiche Raubkopien im In- und Ausland, die dann letztlich zur Weiterentwicklung des Zweirads führten.

Jedoch führte der unsachgemäße Nachbau, z. B. ohne Bremse, auch zu etlichen Unfällen und letztendlich zu Fahrverboten. Unter diesen Umständen trat Karl von Drais 1822 als Feldmesser eine Reise nach Brasilien an, inklusive Laufmaschine und der von ihm ebenfalls erfundenen Schreibmaschine im Gepäck. 1827 kehrte er wieder zu seiner Familie nach Mannheim zurück. Nach dem Tod des Vaters 1830 begann sein sozialer Abstieg, erfolgreiche Erfindungen blieben aus. 1839 zog er nach Waldkatzenbach im Odenwald, ab 1845 lebte er wieder in Karlsruhe. Drais legte in der Revolution von 1848/49 seinen Adelstitel ab und bekannte sich zu den demokratischen Forderungen. Nach einer längeren schweren Erkrankung starb Drais verarmt in Karlsruhe.

Die Weiterentwicklung seines Zweirads zum Fahrrad bewirkte auch die Wiederentdeckung des Konstrukteurs der Basisinnovation. In den 1880er Jahren wurden die ersten Radsportvereine gegründet, die den Erfinder als Vater ihres Sports feierten. Der deutsche Radfahrerbund veranlasste 1891 die Überführung der irdischen Überreste von Drais vom Alten Friedhof auf den Karlsruher Hauptfriedhof und errichtete ihm aus Spendengeldern ein repräsentatives Grabmal. Zwei Jahre später sammelte man für ein Drais-Denkmal, das 1893 eingeweiht wurde. Auch die Draisstraße, die Drais-Grund-und-Hauptschule sowie die Drais-Realschule in Karlsruhe wurden später nach ihm benannt.

Peter Pretsch 2012/2017

Literatur

Michael Rauck: Karl Freiherr Drais von Sauerbronn. Erfinder und Unternehmer (1785-1851), Wiesbaden 1983 (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 24); Karl Friedrich Drais von Sauerbronn. Ein badischer Erfinder, Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Stadtarchiv Karlsruhe (Red.: Heinz Schmitt, Peter Pretsch), Karlsruhe 1985; Hans-Erhard Lessing: Automobilität. Karl Drais und die unglaublichen Anfänge, Leipzig 2003; ders.: Karl Drais. Zwei Räder statt vier Hufe, Karlsruhe 2010; Christine Beil: Karl von Drais, Karlsruhe 2017 (Karlsruher Köpfe. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe. Band 4).