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Jenö Eugen Tausz

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Jenö Eugen Tausz

Chemiker, * 3. Dezember 1886 Pécs/damals Österreich-Ungarn/heute Ungarn, † 19. Februar 1953 Newark/New Jersey/USA, jüd., ∞ 1920 Martha Karolina Peter (1891-1964), kinderlos.

Jenö Eugen Tausz kam 1906 nach Karlsruhe und studierte an der Technischen Hochschule (TH) Chemie. Nach der Diplomprüfung 1910 und der Promotion bei Carl Engler im folgenden Jahr erhielt er zunächst eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Chemischen Institut. 1913 wurde er Assistent bei Engler. Tausz’ Forschungsschwerpunkt lag auf der Erdölwissenschaft und -technik. Seine zahlreichen Veröffentlichungen in diesem Fachbereich machten ihn zu einem der führenden europäischen Erdöl-Wissenschaftler. 1920 übernahm Tausz – ohne habilitiert zu sein – den Vorstand der Mineralölabteilung am Chemisch-Technischen Institut der TH Karlsruhe. Im selben Jahr heiratete er seine Schülerin und spätere Mitarbeiterin, Martha Peter, die Tochter eines Karlsruher Bankdirektors.

Bis zu seiner Entlassung 1933 führte Tausz diverse chemische Untersuchungen durch und betreute mehrere Forschungsprojekte, die sich in einer Vielzahl an Diplomarbeiten und Dissertationen niederschlugen. Von 1925-1933 lehrte er außerdem als Dozent an der TH Karlsruhe und fungierte als wissenschaftlicher Berater der I. G. Farbenindustrie AG, der deutschen Luftfahrtgesellschaft und der Chemischen Industrie Basel. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Tausz im Frühjahr 1933 durch die Nationalsozialisten aus der Hochschule entfernt und musste in die USA emigrieren. Dort arbeitete er – gesundheitlich schwer angeschlagen – bis 1953 als selbstständiger Berater (Chemical Consultant) für die Erdölfirma L. Sonneborn Sons Inc. in New York und Belleville/New Jersey.

1946/47 hielt sich Tausz im Auftrag des US-Department of Commerce in Deutschland auf, um an der TH Karlsruhe alle unveröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten, die seit 1938 entstanden waren, zu sammeln und sie der Militärregierung vorzulegen.

Im "Wiedergutmachungs"-Verfahren wegen Schadens am beruflichen Fortkommen erhielt Tausz' Frau 1960 eine größere Entschädigungssumme zugesprochen.

René Gilbert 2015

Quellen

Archiv des KIT 28002/470; GLA 480/21329, 26627 (1-3); Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 3/150.

Werk

Beiträge zur Identifikation und Kenntnis der Kohlenwasserstoffe des Erdöls, Diss. Karlsruhe 1911; Über die Dehydrierung von Kohlenwasserstoffen vermittels Palladiumschwarzes, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 52 (1919), S. 1573-1583; Bestimmung des Benzolgehalts in verschiedenen Heizölen, Halle 1923; Über die Lichtbrechung in Gasen, in: Zeitschrift für technische Physik 8 (1927), S. 338-355; Beiträge zur Kenntnis der Schmieröle, in: Petroleum 24 (1928), S. 1383-1412 und in: Petroleum 26 (1930), S. 1117-1124; Schnellbestimmung von hochsiedenden Bestandteilen in Benzinen und anderen Stoffen, in: Erdöl und Teer 9 (1933), S. 43-45.

Literatur

Ernst Terres: Jenö E. Tausz zum Gedächtnis, in: Brennstoff-Chemie 35 (1954), S. 192; Georg Richard Schultze: Jenö E. Tausz, in: Erdöl und Kohle 7 (1954), S. 311 f.; Tobias Seidl: Personelle Säuberungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1933-1937, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 157 (2009), S. 429-492, hier S. 486 f.