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Erich Schelling

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Erich Schelling vor der Schwarzwaldhalle 1969, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A18/68/7/31A.

Erich Schelling

Architekt, * 11. September 1904 Wiesloch, † 14. November 1986 Karlsruhe, ∞ 1967 Trude Karrer.

Erich Schelling kam mit seinen Eltern, der Vater war Beamter (Verwaltungsassistent), 1913 nach Karlsruhe. 1919 verließ er mit der Untersekundarreife die Humboldt-Realgymnasium und schuf sich dann mit einer Lehre als Bauzeichner bei dem Architekturbüro Pfeifer und Großmann bis 1921 und einem anschließenden Praktikum als Maurer die handwerklichen Grundlagen für das Studium am Staatstechnikum Karlsruhe 1924-1928. Unterbrochen durch Mitarbeit in Architekturbüros und als Leiter der baukeramischen Abteilung der Majolika schloss er dieses mit der Staatsprüfung für den mittleren technischen Dienst ab. Nach verschiedenen Anstellungen holte er 1930 das Abitur an seiner früheren Schule nach, um an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe Architektur studieren zu können. Seine Lehrer waren hier unter anderem Hermann Billing, Max Laeuger und Hermann Alker. 1933 erhielt er für die beste Diplomarbeit eine Auszeichnung.

Im Jahr der NS-Machtübernahme wurde der knapp 30-Jährige bei dem nationalsozialistischen Prof. Hermann Alker Assistent an der TH und sein Büroleiter. Er selbst trat in NS-Organisationen ein, darunter die SA (1933) und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) (1937). 1935 machte sich Schelling selbstständig und wurde 1937 auch Lehrer am Staatstechnikum. 1939 baute er bei laufendem Betrieb zur Zufriedenheit des Gauleiters Robert Wagner das Verlags- und Druckhaus der NS-Zeitung "Der Führer" in der Lammstraße um. Im selben Jahr erhielt er auf Vorschlag des badischen Staatministeriums die Ernennung zum Professor. Von den Lehrverpflichtungen wurde er jedoch bereits 1940 entbunden, da er auf Vorschlag Wagners an dem Wettbewerb um die Umgestaltung Straßburgs zur neuen Gauhauptstadt teilnahm. 1942 eröffnete er deshalb in Straßburg ein zweites Architekturbüro. Ende 1944 geriet Schelling in französische Internierungshaft, aus der er nach Karlsruhe flüchten konnte.

1946 eröffnete er in Karlsruhe wieder ein Architekturbüro, verzichtete auf die Fortsetzung der Lehrtätigkeit und wurde 1948 im Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft. Seinen ersten Großauftrag erhielt er 1949 in Schweinfurt mit dem Wiederaufbau der Kugelfischer Werke. Danach entfaltete er eine rege Bautätigkeit in Karlsruhe, an deren Beginn einer der markantesten Karlsruher Bauten steht: die Schwarzwaldhalle mit dem außergewöhnlichen Hängedach, für dessen Tragwerksplanung Franz Dischinger und Ulrich Finsterwalder verantwortlich zeichneten. Weitere wichtige Bauten sind: Dresdner- und Volksbank am Marktplatz, Wildparkstadion, Handwerkskammer am Friedrichsplatz, Generalplanung des Kernforschungszentrums, Erweiterungsbau Bundesgerichtshof (BGH), Landesversicherungsanstalt (LVA)-Hochhaus, Nancyhalle und Wohnkomplexe in Oberreut und der Bergwaldsiedlung. Außerhalb von Karlsruhe baute er unter anderem in Grenoble ein Reaktorbetriebsgebäude und in Schweinfurt das Theater, dessen Innenarchitektur seine langjährige Mitarbeiterin und spätere Ehefrau Trude Schelling-Karrer mitprägte. Schelling formulierte als Ziel seines Bauens eine angemessene moderne Architektur, die sich in die jeweilige Umgebung einfügt.

Seine Ehefrau gründete 1992 zusammen mit Heinrich Klotz die Erich-Schelling-Architekturstiftung in Karlsruhe. Nach dem Tod von Trude Schelling-Karrer 2009 wurde sie in Schelling Architekturstiftung umbenannt, um auch ihr Werk zu würdigen.

Manfred Koch 2014

Quellen

GLA 465 h Nr. 30083, Spruchkammerakte Erich Schelling; Nl im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt.

Literatur

Ingrid Ehrhardt: "Erich A. Schelling (1904-1986): ein Architekt zwischen Traditionalismus und Moderne", Frankfurt a. M. 1997; Erich Schelling, Architekt 1904-1986, München 1994.