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Johann (Hans) Adam Zippelius

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Hans Zippelius, Bild aus: Jakobus von Geymüller: Der Architekt Johannes (Hans) Adam Zippelius, in: Dorothea Roos: Bauen in Baden. Architektur in Karlsruhe 1920-30, Ergebnisse eines baugeschichtlichen Seminars im Sommersemester 2005, Karlsruhe 2006, S. 65.

Johann (Hans) Adam Zippelius

Architekt, * 20. Dezember 1873 Bullenheim/Lkr. Neustadt a. d. Aisch, † 27. April 1956 Karlsruhe, ev., ∞ 1909 Dora Horn (1876-1967), 2 Söhne.

Hans Zippelius lernte zunächst wie sein Vater das Schreinerhandwerk und arbeitete nach Abschluss der Lehre 1894/95 als Schreinergeselle in Würzburg. Danach folgten 1895/96 der Besuch der Höheren Zeichen- und Modellierschule Würzburg sowie 1896-1898 der Kunstgewerbeschule Karlsruhe. Nach kurzem Architekturstudium 1898/99 an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe bekam er 1898-1903 eine Anstellung im Architekturbüro von Hermann Billing. Während dieser Zeit war er beteiligt am Bau der Hofapotheke und der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Friedenskirche der methodistischen Gemeinde in der Karlstraße. Mit einem Reisestipendium des bayerischen Königs ausgestattet, nahm Zippelius 1905-1910 an mehreren Studienreisen und Ausgrabungen in Italien (Pompeji, Sizilien), Griechenland (Kreta, Peloponnes), Kleinasien (Pergamon, Milet) sowie in Ägypten und Tunesien teil. Im Ersten Weltkrieg konnte er erneut eine archäologische Expedition nach Delphi unternehmen.

Parallel dazu war Zippelius seit 1903 als freier Architekt in Karlsruhe tätig. Zu den zahlreichen von ihm geplanten Gebäuden im Stadtgebiet gehörten das Mietwohnhaus Boeckhstraße 20 (1904), das Mietwohnhaus mit Atelier und seiner baukünstlerisch hochwertigen Fassadengestaltung in der Gartenstraße 44 (1908), das Mietwohnhaus Südendstraße 30 (1912), die Villa mit Garten in der Südendstraße 4 (1912) sowie eine Häusergruppe in der Rüppurrer Gartenstadt. Im Ersten Weltkrieg leistete er zunächst Sanitätsdienst und ab 1916 Heeresdienst bei verschiedenen Feldartillerieregimentern, zuletzt als Leutnant der Landwehr, und legte einen Entwurf für den deutschen Soldatenfriedhof von Laon in Nordfrankreich vor.

1920-1922 arbeitete Zippelius als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe. 1922 wurde er Geschäftsführer und Architekt der stadteigenen Wohnungsbau für Industrie und Handel GmbH (ab 1928 Volkswohnung gGmbH). Damit einher ging seine Ernennung zum Bauamtmann beim Städtischen Wohnungsamt Karlsruhe (bis 1934). Projekte in dieser Position realisierte er mit der Errichtung der Mietwohnhausanlage an der Ecke Brahmsstraße/Kalliwodastraße (1922-1925) und dem Bau des Wohnblocks in ägyptisierendem Stil mit Ladengeschäft, bestehend aus sieben viergeschossigen Mietwohnhäusern, in der Garten-, Renck- und August-Dürr-Straße (1926-1928). 1928 verantwortete Zippelius den Umbau der Villa des mit ihm befreundeten Karlsruher Bürgermeisters Hermann Schneider in der Beiertheimer Allee 46. Ebenfalls von ihm realisiert wurde das wenige Meter entfernte Doppelwohnhaus Beiertheimer Allee 23-25 (1930), das er selbst bewohnte. Zusammen mit Billing schuf Zippelius 1928/29 den fünf- bis sechsstöckigen Wohnblock an der Ecke Beiertheimer Allee/Hermann-Billing-Straße.

Ein wichtiges Großprojekt, an dem Zippelius maßgeblich mitwirkte, war der Bau der Albsiedlung. Sie entstand in den 1920er-Jahren in mehreren Bauabschnitten. Von den drei Familienreihenhäusern, die Zippelius in der Konradin-Kreutzer-Straße baute, wurde das Haus Nr. 12 zu seinem zweiten Eigenheim. In den 1930er-Jahren arbeitete Zippelius erneut als freier Architekt. In diese Zeit fiel der Bau des Gemeindehauses mit Kirchensaal der Neuapostolischen Gemeinde in Rüppurr.

1931 trat Zippelius in die Natinalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Zudem war er 1933-1935 Mitglied im NS-Bund Deutscher Technik sowie in der Reichskammer der bildenden Künste. In seinem Spruchkammerverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft. Unter anderen der Bürgermeister a. D. Hermann Schneider und der damalige Stadtoberrechtsrat Fritz Gut bescheinigten Zippelius eine charakterliche Ferne zur NS-Ideologie.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 456 E/14803; 465 h/15315; 69 Baden, Sammlung 1995 F I Nr. 35 und Nr. 35,2; StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Zippelius, Hans; saai: Werknachlass.

Werk

Der deutsche Kriegerfriedhof von Laon, 2. Aufl., Karlsruhe 1916.

Literatur

Harald Ringler: Die Albsiedlung, in: Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Gerhard Strack (Hrsg.): Grünwinkel. Gutshof, Gemeinde, Stadtteil, Karlsruhe 2009, S. 242-244; Susanne Stephan-Kabierske: Carlsruher Blickpunkte. Erinnerungen an Ägypten, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, Karlsruhe 2013, S. 292 f., http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick92/blickpunkt92 (Zugriff am 25. Februar 2016).