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Adolf von Grolman

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Adolf von Grolman, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 233.

Adolf von Grolman

Jurist, Germanist, Schriftsteller, * 6. Oktober 1888 Karlsruhe, † 17. August 1973 Karlsruhe, ev., ledig.

Adolf von Grolman war der Sohn einer vermögenden adligen Familie. Sein Vater diente laut Eintrag im Geburtenregister als Secondelieutenant im Badischen Feldartillerieregiment Nr. 14 in Karlsruhe, seine Mutter stammte aus einem französischen Adelsgeschlecht. Er blieb einziges Kind des Ehepaars, da der Vater schon knapp zwei Jahre nach seiner Geburt verstarb. In dem ab dem fünften Lebensjahr nach einer Knieoperation gehbehinderten Jungen weckten seine Mutter die Liebe zur Musik und sein Deutschlehrer am Karlsruher Gymnasium, Gustav Wendt, die zur Literatur. Dennoch studierte von Grolman ab 1907 unter anderem in Genf Jura und bestand 1911 in Heidelberg das Staatsexamen, wo er im selben Jahr promoviert wurde. Da von Grolman sich „in diesen Bureau- und Juristenumständen“ nicht wohl fühlte und das Familienvermögen es ermöglichte, beendete er Ende 1913 die Juristenausbildung. In den beiden ersten Weltkriegsjahren amtierte er als Schriftführer des Badischen Roten Kreuzes, wofür er mit dem badischen Kriegshilfekreuz ausgezeichnet wurde. Danach studierte von Grolman 1916-1918 Literaturwissenschaft in München und wurde bereits 1918 mit einer Arbeit über Hölderlins „Hyperion“ erneut promoviert. 1919 erfolgte die Habilitation für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Gießen. Die anschließende Tätigkeit als Privatdozent und die Hoffnung auf eine akademische Karriere beendeten 1922 Vermögensverluste während der Inflation. Zurück in Karlsruhe lebte der zeitlebens Unverheiratete bei der Mutter (†1943) und arbeitete kurze Zeit als Jurist, ehe er sich 1924 für die Existenz eines freien Schriftstellers entschied.

Als Literaturwissenschaftler und -kritiker entfaltete von Grolman bis in die frühen 1940er-Jahre eine vielfältige Aktivität als Autor von Monografien, Aufsätzen, Essays und zahlreichen Rezensionen, publizierte aber auch Bücher über Johann Sebastian Bach und Leonardo da Vinci. Über 1.000 Veröffentlichungen sind in einem Werkverzeichnis aufgeführt. Das literarhistorische Interesse von Grolmans galt besonders Hölderlin und Stifter, aber auch oberrheinischen Dichtern wie Johann Peter Hebel, Emil Gött und Hans Thoma. Seiner Kunstbetrachtung legte von Grolman nicht allein werkimmanente, ästhetische, sondern vor allem ethische, kultur-konservative Maßstäbe zugrunde. Damit rückte er in die Nähe national-völkischer Literaturbetrachtung. Gleichwohl bewahrte er sich Skepsis gegenüber der Ideologie der Nationalsozialisten. Von Grolman gehörte 1930 mit dem befreundeten Otto Abetz zu den Begründern des Sohlbergkreises, der den deutsch-französischen Dialog befördern wollte. Seine trotz der zunehmend antifranzösischen Stimmung im Lande anhaltende frankophile Haltung machte ihn den Nazis verdächtig. 1942 fielen der Gestapo Briefe von ihm mit kritischen Äußerungen zu Nazigrößen und den Kriegsaussichten in die Hände. Nach sieben Wochen Untersuchungshaft im Juli/August im Karlsruher Gefängnis und anschließendem Krankenhausaufenthalt wurde das Verfahren Anfang November vom Reichsjustizminister eingestellt. Die Einlieferung in ein KZ, die Heinrich Himmler angeordnet hatte, blieb ihm erspart. Im November 1943 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und im September 1944 verlor er bei einem Luftangriff seine Wohnung in der Leopoldstraße 43 samt großer Bibliothek.

1946 kehrte von Grolman von seinem Evakuierungsort Tamm bei Ludwigsburg, wo er den Franzosen als Dolmetscher gedient hatte, nach Karlsruhe zurück. Er arbeitete weiter als freier Schriftsteller auch für den Rundfunk und reiste wieder als Referent, zudem hielt er Vorlesungen unter anderem an der Volkshochschule Karlsruhe. Als Schriftsteller veröffentlichte er in dieser Zeit die „Karlsruher Novellen“ und den Roman „Ferien“, zu dem er etwa 80 unveröffentlichte Fortsetzungen („Pariser Romane“) schrieb.

Zunehmend vereinsamt zog er, der einst unter anderen mit Thomas Mann, Hermann Hesse, Martin Buber und Albert Schweitzer Kontakte gepflegt hatte, 1968 aus seiner Wohnung in der Kriegsstraße 286 in das Städtische Altersheim im Klosterweg. Am 17. August 1973 ist Adolf von Grolman im Diakonissenkrankenhaus verstorben.

Manfred Koch 2017

Quellen

GLA N Grolman, 234/14084-85 (Dienerakte); 507/9555-56 (Verfahrensakten Sondergericht Mannheim); Museum für Literatur am Oberrhein Nl Grolman.

Werk

http://vongrolman.repage1.de/ (Werkverzeichnis); Ausgewählte Streitfragen aus dem geltenden badischen Stammgutsrecht, Diss. jur. Karlsruhe 1911; Friedrich Hölderlins Hyperion. Stilkritische Studien zu dem Problem der Entwicklung dichterischer Ausdrucksformen, Diss. phil. Karlsruhe 1919; F.M. Heßemer, (= Frankfurter Lebensbilder 1) (Habilitationsschrift); Wesen und Wort am Oberrhein, Berlin 1935; Werk und Wirklichkeit: Drei Kapitel vom dichterischen Schaffen. Johann Peter Hebel, Emil Gött, Hans Thoma, Berlin 1937; Der Kampf am Oberrhein. Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Geistesgeschichte, Straßburg 1941; Deutsche Dichtkunst und Französische „Art poétique“, Berlin 1943; Karlsruhe, oder vom Wesen der Ruine und den kulturellen Möglichkeiten ihrer Bewohner, Karlsruhe 1946; Ferien. Ein Roman, Heidelberg 1946; Karlsruher Novellen, Heidelberg 1946; Johann Sebastian Bach, Heidelberg 1948. Karlsruhe in den Jahren 1945 – 1954. Wiederaufbau und Neubeginn einer Stadt im Nachkrieg, bearb. und hrsg. von Dirk von Grolman, Hannover 2017.

Literatur

Wolfgang Leiser: Grolman, Adolf Karl Friedrich Wilhelm Maximilian von, in: Badische Biographien N. F. Bd. 1, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1982, S. 148-151; Thomas Rütten: Thomas Manns Briefe an Adolf von Grolman, in: Britta Dittmann/Thomas Rütten/Hans Wisskirchen/Jan Zimmermann (Hrsg.): „Ihr sehr ergebener Thomas Mann“. Autographen aus dem Archiv des Buddenbrookhauses Lübeck 2006, S. 53-131; Franz Littmann/Jürgen Oppermann/Hansgeorg Schmidt-Bergmann: „In den verwilderten Gärten der Dichtung und Poesie“: Der Germanist, Kritiker und Schriftsteller Adolf von Grolman (1888-1973). Kulturkonservative Literaturgeschichtsschreibung zwischen Anpassung und Opposition in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Heidelberg 2014.