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Marie Luise Josephine Kaschnitz, geb. von Holzing-Berstett

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Marie Luise Josephine Kaschnitz, geb. von Holzing-Berstett

Schriftstellerin, * 31. Januar 1901 Karlsruhe, † 10. Oktober 1974 Rom, ∞ 1925 Guido Kaschnitz von Weinberg, 1 Tochter.

Lediglich das erste Lebensjahr verbrachte Marie Luise Kaschnitz in Karlsruhe in der Waldstraße 66, dann wurde der Vater zum Führer einer Eskadron im Ersten Potsdamer Garde-Regiment befördert, so dass die Familie 1902 nach Potsdam zog. Von 1913-1917 lebte die Familie in Berlin, danach auf dem Familiengut in Bollschweil bei Freiburg i. Br. 1918 besuchte Kaschnitz als externe Schülerin die Abschlussklasse des Karlsruher Viktoria-Pensionats in der Karl-Wilhelm-Straße 1.

In Karlsruhe erschien in der Badischen Presse am 1. Februar 1919 auch ihre erste Veröffentlichung: "Der Geiger". Nach einer Buchhändlerlehre in Weimar 1922-1924 arbeitete sie als Buchhändlerin in München und Rom. In Rom lernte sie ihren Mann, den Wiener Archäologen Guido Kaschnitz von Weinberg, kennen, schrieb erste Gedichte und Prosa. Weitere Lebensstationen waren ab 1932 Königsberg, Marburg, Frankfurt a. M., ab 1953 nochmals Rom und ab 1956 bis zu ihrem Tod nochmals Frankfurt a. M. Für ihre Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Essays und Hörspiele, die großenteils autobiografische Bezüge aufweisen, erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1955 den Georg-Büchner-Preis und 1970 den Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg.

Die Verbindung von Kaschnitz zu Karlsruhe war aber wesentlich enger, als es auf den ersten Blick scheint. Ihre Vorfahren mütterlicherseits, die in Mühlburg ansässigen von Seldeneck, stammten in direkter Linie vom markgräflichen Haus Baden ab. Markgraf Wilhelm Ludwig von Baden, der jüngere Bruder von Markgraf Karl Friedrich, des späteren Kurfürsten und Großherzogs, war eine morganatische Ehe mit der aus Balingen stammenden Wilhelmine, geborene Schortmann, eingegangen. Die aus dieser Ehe stammenden Kinder erhob Karl Friedrich 1777 unter dem Namen "von Seldeneck" – eines angesehenen, 1583 erloschenen Rittergeschlechts – in den Adelsstand. Im Haus der Großeltern von Seldeneck in der Hardtstraße 37 in Mühlburg verbrachte Kaschnitz regelmäßig ihre Ferien sowie das letzte Jahr ihrer Schulzeit. Das barocke Herrschaftshaus mit dem großen Garten, hinter dessen Mauer sich das großväterliche Brauereigelände erstreckte, durchzieht daher auch ihre Dichtungen, zuletzt in "Orte" (1973).

Aber auch die Großeltern väterlicherseits, Adolf und Amalie von Holzing-Berstett, wohnten in Karlsruhe in der Stephanienstraße 25 wie auch die Tante Carola, die Schwester des Vaters, die mit dem badischen Staatsminister Arthur von Brauer verheiratet war. Diese wohnte zunächst in der Erbprinzenstraße 15, nach der Pensionierung ihres Mannes in der Hertzstraße 4 und etwa seit 1907 in der Jahnstraße 2.

Katja Förster 2012

Werk

Das dicke Kind und andere Erzählungen, Krefeld 1952; Das Haus der Kindheit. Autobiographie, Hamburg 1956; Hörspiele, Hamburg 1962; Überallnie. Ausgewählte Gedichte 1928–1965, Hamburg 1965; Orte. Aufzeichnungen, Frankfurt am Main 1973.

Literatur

Johannes Werner: Marie Luise Kaschnitz und Karlsruhe. "… noch einmal schaukeln wie als Kind". Spuren 54. Eine Veröffentlichung der Arbeitsstelle für Literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, Marbach a. N. 2001; Erich Kleinschmidt: Kaschnitz, Marie Luise (Freiin von), Lyrikerin und Schriftstellerin, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1999, S. 248-250; Anneliese Kuchinke-Bach: Kaschnitz, Marie Luise, geborene Freiin von Holzing-Berstett, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 11, 1977, S. 313-315 (Onlinefassung); Edmund von der Becke-Klüchtzner: Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden, ein neu bearbeitetes Adelsbuch, Baden-Baden 1886, S. 434.