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De:Lexikon:bio-0281: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:bio-0281.jpg|200px|thumb|left|Hermine Maierheuser, 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 495.]]
[[Datei:bio-0281.jpg|200px|thumb|left|Hermine Maierheuser, 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 495.]]


=Hermine Maierheuser, geb. Heuser=
=Hermine Maier-Heuser, geb. Heuser=


Schriftstellerin, Lehrerin, * 22. Oktober 1882 Linkenheim/heute Linkenheim-Hochstetten/Lkr. Karlsruhe, † 23. Juni 1968 Karlsruhe, ev., ∞ 1910 Karl August Maier (1884-1943), 1 Sohn, 1 Tochter.<br/ ><br/ >
Schriftstellerin, Lehrerin, * 22. Oktober 1882 Linkenheim/heute Linkenheim-Hochstetten/Lkr. Karlsruhe, † 23. Juni 1968 Karlsruhe, ev., ∞ 1910 Karl August Maier (1884-1943), 1 Sohn, 1 Tochter.<br/ ><br/ >
Hermine Maierheuser (Schreibweise auch Maier-Heuser) wuchs in dem 15 Kilometer nördlich von Karlsruhe gelegenen Linkenheim auf. Bereits im Kindesalter verlor sie den Vater, einen Böttcher, und den einzigen Bruder. Zum Broterwerb arbeitete Maierheuser nach Abschluss der Volksschule mit 14 Jahren in Karlsruhe und Linkenheim als Näherin. Ihr fundiertes Wissen über die deutsche Literatur, das sie in ihrer frühen Kindheit durch intensives väterliches Vorlesen erworben hatte, ermutigte sie, 1904-1907 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin in Sinsheim und Freiburg zu absolvieren. Nach dem Examen fand sie 1907 sogleich eine Lehrerstelle in Adelsheim, beendete ihre Unterrichtstätigkeit aber 1910 nach der Heirat und Geburt der Tochter. Im <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> unterrichtete sie wegen Lehrermangels kurzzeitig in <lex id="top-1577">Knielingen</lex>. Die mehrfache Versetzung ihres Mannes, der als Hauptlehrer arbeitete, machte in der Folgezeit regelmäßige Umzüge der Familie notwendig. Von 1939 bis zu ihrem Tod lebte Maierheuser in <lex id="top-2374">Karlsruhe-Rüppurr</lex>.
Hermine Maier-Heuser wuchs in dem 15 Kilometer nördlich von Karlsruhe gelegenen Linkenheim auf. Bereits im Kindesalter verlor sie den Vater, einen Böttcher, und den einzigen Bruder. Zum Broterwerb arbeitete Maier-Heuser nach Abschluss der Volksschule mit 14 Jahren in Karlsruhe und Linkenheim als Näherin. Ihr fundiertes Wissen über die deutsche Literatur, das sie in ihrer frühen Kindheit durch intensives väterliches Vorlesen erworben hatte, ermutigte sie, 1904-1907 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin in Sinsheim und Freiburg zu absolvieren. Nach dem Examen fand sie 1907 sogleich eine Lehrerstelle in Adelsheim, beendete ihre Unterrichtstätigkeit aber 1910 nach der Heirat und Geburt der Tochter. Im <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> unterrichtete sie wegen Lehrermangels kurzzeitig in <lex id="top-1577">Knielingen</lex>. Die mehrfache Versetzung ihres Mannes, der als Hauptlehrer arbeitete, machte in der Folgezeit regelmäßige Umzüge der Familie notwendig. Von 1939 bis zu ihrem Tod lebte Maier-Heuser in <lex id="top-2374">Karlsruhe-Rüppurr</lex>.


Mit der Aufgabe ihres Berufs widmete sich Maierheuser dem Schreiben von zunächst kürzeren Texten. Bestimmend für ihr literarisches Werk sollten nach ihren eigenen Angaben der an ihrer Heimatgemeinde vorbei fließende <lex id="top-2289">Rhein</lex> und die ihn umgebende Flusslandschaft werden. Vor Kriegsausbruch entstanden der Gedichtband "Lautenlieder" und das damals beliebte Krippenspiel "Jesus bringt Heil". Ihr erstes größeres Prosawerk ist das Buch "Vertraute Stunden mit <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>" (1925), mit dem sie eine Freundschaft verband. Die 1929 erschienene Erzählsammlung "Album der Rosinebas" bietet eine Auswahl ihrer besten in Linkenheim bzw. am Rhein spielenden, bereits in Zeitschriften veröffentlichten Geschichten. In dem Lyrikband "Zeitlieder zur Unzeit" (1931) thematisiert sie leitmotivisch die Sehnsucht des Stadtbewohners nach einem Leben auf dem Land.
Mit der Aufgabe ihres Berufs widmete sich Maier-Heuser dem Schreiben von zunächst kürzeren Texten. Bestimmend für ihr literarisches Werk sollten nach ihren eigenen Angaben der an ihrer Heimatgemeinde vorbei fließende <lex id="top-2289">Rhein</lex> und die ihn umgebende Flusslandschaft werden. Vor Kriegsausbruch entstanden der Gedichtband "Lautenlieder" und das damals beliebte Krippenspiel "Jesus bringt Heil". Ihr erstes größeres Prosawerk ist das Buch "Vertraute Stunden mit <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>" (1925), mit dem sie eine Freundschaft verband. Die 1929 erschienene Erzählsammlung "Album der Rosinebas" bietet eine Auswahl ihrer besten in Linkenheim bzw. am Rhein spielenden, bereits in Zeitschriften veröffentlichten Geschichten. In dem Lyrikband "Zeitlieder zur Unzeit" (1931) thematisiert sie leitmotivisch die Sehnsucht des Stadtbewohners nach einem Leben auf dem Land.


Den größten Erfolg feierte sie freilich mit ihren oft in heimatlichen Regionen angesiedelten Romanen wie dem historischen Roman "Bärbel von Ottenheim" (1939). Die dramatische Geschichte der Bärbel Eckenbeck, die als Geliebte des Grafen Jakob von Lichtenberg einerseits Macht und Einfluss erhält, andererseits Missgunst und Verleumdung erfährt, was schließlich – um einem Prozess wegen Hexerei zu entgehen – im Selbstmord endet, etablierte Maierheuser endgültig als Schriftstellerin des Oberrheins. Das 1953 veröffentlichte Buch "Erlöster Klang" bezeichnete Maierheuser als ihren Karlsruher Roman. Die dort beschriebene Geschichte eines Geigenbauers verstand sie als Huldigung an die Fächerstadt, an den Fleiß der Menschen und ihren Kunstsinn.
Den größten Erfolg feierte sie freilich mit ihren oft in heimatlichen Regionen angesiedelten Romanen wie dem historischen Roman "Bärbel von Ottenheim" (1939). Die dramatische Geschichte der Bärbel Eckenbeck, die als Geliebte des Grafen Jakob von Lichtenberg einerseits Macht und Einfluss erhält, andererseits Missgunst und Verleumdung erfährt, was schließlich – um einem Prozess wegen Hexerei zu entgehen – im Selbstmord endet, etablierte Maier-Heuser endgültig als Schriftstellerin des Oberrheins. Das 1953 veröffentlichte Buch "Erlöster Klang" bezeichnete Maier-Heuser als ihren Karlsruher Roman. Die dort beschriebene Geschichte eines Geigenbauers verstand sie als Huldigung an die Fächerstadt, an den Fleiß der Menschen und ihren Kunstsinn.


Maierheuser blieb bis ins hohe Alter schriftstellerisch tätig. Nach dem Krieg war sie außerdem eine der Mitbegründerinnen der Karlsruher Gruppe der Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine (GEDOK). Anlässlich ihres 80. Geburtstags wurde 1962 in Linkenheim eine Straße nach Maierheuser benannt.
Maier-Heuser blieb bis ins hohe Alter schriftstellerisch tätig. Nach dem Krieg war sie außerdem eine der Mitbegründerinnen der Karlsruher Gruppe der Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine (GEDOK). Anlässlich ihres 80. Geburtstags wurde 1962 in Linkenheim eine Straße nach Maier-Heuser benannt.


<div style="text-align:right;">''René Gilbert 2015''</div>
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Version vom 19. August 2019, 10:34 Uhr


Hermine Maierheuser, 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 495.

Hermine Maier-Heuser, geb. Heuser

Schriftstellerin, Lehrerin, * 22. Oktober 1882 Linkenheim/heute Linkenheim-Hochstetten/Lkr. Karlsruhe, † 23. Juni 1968 Karlsruhe, ev., ∞ 1910 Karl August Maier (1884-1943), 1 Sohn, 1 Tochter.

Hermine Maier-Heuser wuchs in dem 15 Kilometer nördlich von Karlsruhe gelegenen Linkenheim auf. Bereits im Kindesalter verlor sie den Vater, einen Böttcher, und den einzigen Bruder. Zum Broterwerb arbeitete Maier-Heuser nach Abschluss der Volksschule mit 14 Jahren in Karlsruhe und Linkenheim als Näherin. Ihr fundiertes Wissen über die deutsche Literatur, das sie in ihrer frühen Kindheit durch intensives väterliches Vorlesen erworben hatte, ermutigte sie, 1904-1907 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin in Sinsheim und Freiburg zu absolvieren. Nach dem Examen fand sie 1907 sogleich eine Lehrerstelle in Adelsheim, beendete ihre Unterrichtstätigkeit aber 1910 nach der Heirat und Geburt der Tochter. Im Ersten Weltkrieg unterrichtete sie wegen Lehrermangels kurzzeitig in Knielingen. Die mehrfache Versetzung ihres Mannes, der als Hauptlehrer arbeitete, machte in der Folgezeit regelmäßige Umzüge der Familie notwendig. Von 1939 bis zu ihrem Tod lebte Maier-Heuser in Karlsruhe-Rüppurr.

Mit der Aufgabe ihres Berufs widmete sich Maier-Heuser dem Schreiben von zunächst kürzeren Texten. Bestimmend für ihr literarisches Werk sollten nach ihren eigenen Angaben der an ihrer Heimatgemeinde vorbei fließende Rhein und die ihn umgebende Flusslandschaft werden. Vor Kriegsausbruch entstanden der Gedichtband "Lautenlieder" und das damals beliebte Krippenspiel "Jesus bringt Heil". Ihr erstes größeres Prosawerk ist das Buch "Vertraute Stunden mit Hans Thoma" (1925), mit dem sie eine Freundschaft verband. Die 1929 erschienene Erzählsammlung "Album der Rosinebas" bietet eine Auswahl ihrer besten in Linkenheim bzw. am Rhein spielenden, bereits in Zeitschriften veröffentlichten Geschichten. In dem Lyrikband "Zeitlieder zur Unzeit" (1931) thematisiert sie leitmotivisch die Sehnsucht des Stadtbewohners nach einem Leben auf dem Land.

Den größten Erfolg feierte sie freilich mit ihren oft in heimatlichen Regionen angesiedelten Romanen wie dem historischen Roman "Bärbel von Ottenheim" (1939). Die dramatische Geschichte der Bärbel Eckenbeck, die als Geliebte des Grafen Jakob von Lichtenberg einerseits Macht und Einfluss erhält, andererseits Missgunst und Verleumdung erfährt, was schließlich – um einem Prozess wegen Hexerei zu entgehen – im Selbstmord endet, etablierte Maier-Heuser endgültig als Schriftstellerin des Oberrheins. Das 1953 veröffentlichte Buch "Erlöster Klang" bezeichnete Maier-Heuser als ihren Karlsruher Roman. Die dort beschriebene Geschichte eines Geigenbauers verstand sie als Huldigung an die Fächerstadt, an den Fleiß der Menschen und ihren Kunstsinn.

Maier-Heuser blieb bis ins hohe Alter schriftstellerisch tätig. Nach dem Krieg war sie außerdem eine der Mitbegründerinnen der Karlsruher Gruppe der Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine (GEDOK). Anlässlich ihres 80. Geburtstags wurde 1962 in Linkenheim eine Straße nach Maier-Heuser benannt.

René Gilbert 2015

Quellen

Nachlass im Oberrheinischen Literaturarchiv und bei ihrem Enkel Karlheinz Strümpel (Karlsruhe); Hermine Maier-Heuser: Wie ich zum Schreiben kam, und warum ich noch immer schreibe, in: Ekkhart 1938, S. 82-84.

Werk

Vertraute Stunden mit Hans Thoma, 1925; Das Album der Rosinebas, Erzählungen 1929; Zeitlieder zur Unzeit, Lyrikband 1931; Der Dreizack, Roman 1937; Bärbel von Ottenheim – Ein Roman vom Oberrhein, 1939; Venusmenschen, 1940; Tauchfahrt ins Unendliche, Roman 1943; Das Unverzeihliche, Roman 1951; Erlöster Klang, Roman 1953; Das kleine Perlwunder, Roman 1957; Du fernes Herz, Lyrikband 1957.

Literatur

Hanns Martin Elster: Hermine Maier-Heuser. Ihr Leben und ihr Schaffen, in: Hermine Maier-Heuser: Bärbel von Ottenheim, Düsseldorf 1951, S. 297-332; Hermann Wiedtemann: Hermine Maier-Heuser, in: Ekkhart 1958, S. 87-89; Clemens Siebler: Maier-Heuser, Hermine Berta, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. IV, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2007, S. 216-218.