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Johann Georg Schlosser

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Johann Georg Schlosser, Lithographie 1825 nach einer Steinzeichnung von G. Hauer, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1368.

Johann Georg Schlosser

Jurist, Beamter, Übersetzer, * 7. Dezember 1739 Frankfurt a. M., † 17. Oktober 1799 Frankfurt a. M., luth., ∞ 1. 1773 Cornelia Goethe († 1777), 2 Töchter; 2. 1778 Johanna Fahlmer, 2 Kinder.

Johann Georg Schlosser stammte aus einer angesehenen Frankfurter Familie. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte er Rechtwissenschaften in Jena und Altdorf, wo er 1762 promoviert wurde. Nach kurzer Zeit als Anwalt begann er 1766 seine Laufbahn als Geheimsekretär Friedrich Eugens von Württemberg. Nach der Rückkehr nach Frankfurt 1769 und erneuter Anwaltstätigkeit veröffentlichte er den Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk. Die darin vertretenen unkonventionellen Erziehungsmethoden machten ihn bei den Vertretern der Ideen der Aufklärung bekannt. Als Freund und Schwager Johann Wolfgang Goethes gehörte er zu den Mitarbeitern der Frankfurter Gelehrten Anzeigen.

1773 trat Schlosser in die Dienste des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, der ihm im folgenden Jahr die Stelle eines Oberamtmanns in der Markgrafschaft Hochberg mit Residenz in Emmendingen übertrug. Hierbei suchte er umfangreiche Reformen im sozialen, wirtschaftlichen und verwaltungspolitischen Bereich umzusetzen, was ihm freilich nur zum Teil gelang, da seine Ansichten des Öfteren mit denen des Markgrafen und der badischen Regierung in Gegensatz standen. 1787 wurde er Geheimer Archivar und Geheimer Hofrat in Rastatt, anschließend in Karlsruhe, wo er 1790 zum Direktor des Hofgerichtes und zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt wurde. Hier konnte Schlosser die obersten Staatsorgane mit seinen Ansätzen zur Gewaltenteilung teilweise reformieren und neu gliedern.

Anhaltende Differenzen mit Karl Friedrich veranlassten Schlosser, den Dienst am Karlsruher Hof zu beenden. Nach kurzer Zeit als Privatgelehrter in Eutin kehrte er 1798 nach Frankfurt zurück und nahm dort einen Ruf als Syndikus seiner Heimatstadt an. Neben dieser Tätigkeit erwarb sich Schlosser Ansehen in der Übersetzung mehrerer altgriechischer Autoren, darunter Aischylos, Aristoteles, Euripides, Homer oder Thukydides. Seine erstmalige Übertragung von Platons "Politik" ins Deutsche gilt als besondere Leistung. Der von antiken Ideen, aber auch von modernen republikanischen geprägte Aufklärer Schlosser war Freimaurer und Mitglied mehrerer Logen in Wien (Zur wahren Eintracht, Zur Wahrheit) und Freiburg (Zur edlen Aussicht). Von 1787 bis 1792 führte er die Loge Karl zur Einigkeit, später Leopold zur Treue in Karlsruhe als Meister vom Stuhl.

René Gilbert 2015

Werk

Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk, 1771; Vorschlag und Versuch einer Verbesserung des deutschen bürgerlichen Rechts ohne Abschaffung des römischen Gesetzbuches, 1777.

Literatur

Sabine Hock: Schlosser, Johann Georg. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96), in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1074 (Zugriff am 21. Juli 2022); Rudolf Jung: Schlosser, Johann Georg, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Bd. 31, Leipzig 1890, S. 544–547; Hans-Christof Kraus: Schlosser, Johann Georg, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 20, Berlin 2001, S. 501 f., https://www.deutsche-biographie.de/sfz38649.html (Zugriff am 21. Juli 2022); Leonhard Müller: Johann Georg Schlosser, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1998-2003, Karlsruhe 2004, S. 284 f., Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 10. März 2023).