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Johann Wenzel Kalliwoda

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Johann Wenzel Kalliwoda, um 1860, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1212.

Johann Wenzel Kalliwoda

Hofkapellmeister, Komponist, Violinist, * 21. Februar 1801 Prag, † 3. Dezember 1866 Karlsruhe, kath., ∞ 1822 Therese Brunetti (1803-1892), 8 Kinder (Wilhelm Kalliwoda).

Johann Wenzel Kalliwoda zeigte bereits als Kind außergewöhnliches musikalisches Talent. Mit Unterstützung seines Vaters, ein musikbegeisterter Kutscher, wurde er 1811-1816 am Prager Konservatorium bei Friedrich Dionys Weber in Komposition und bei Friedrich Wilhelm Pixis in Violine ausgebildet. Als einer der besten Schüler erhielt Kalliwoda ein Stipendium für das letzte Studienjahr. Im Anschluss wurde er bis 1821 als Violinist Mitglied des Prager Theaterorchesters.

Seit 1818 trat Kalliwoda mit eigenen Kompositionen an die Öffentlichkeit und ging Anfang 1822 auf Konzertreise nach Österreich und Süddeutschland, wo er in München Karl Egon II. Fürst zu Fürstenberg traf, dem sein Violinspiel derart gefiel, dass er ihm anbot, Hofkapellmeister in Donaueschingen zu werden. Ab 1822 leitete Kalliwoda dort die Hofkapelle, übernahm den Vorsitz der neuen Singschule, absolvierte Soloauftritte als Violinspieler und unterrichtete die Kinder des Fürsten. In den folgenden Jahren etablierte Kalliwoda den Hof der Fürstenberger als ein regionales musikalisches Zentrum, an dem nicht nur zahlreiche seiner Eigenkompositionen zur Aufführung kamen, sondern auch Werke anderer angesehener Komponisten wie Robert Schumann und Franz Liszt, die teilweise selbst in Donaueschingen weilten. Trotz lukrativer Angebote aus anderen deutschen Städten blieb Kalliwoda dem Hof in Donaueschingen treu. Wegen der Schließung der Fürstenbergschen Hofkapelle und des Brands des Hoftheaters im Zuge der Badischen Revolution lebte Kalliwoda allerdings 1850-1857 bei seinen Kindern in Karlsruhe. Nach seiner Rückkehr in Donaueschingen konnte er mit dem ihm zur Verfügung stehenden Rumpforchester freilich nicht mehr an die Erfolge früherer Zeiten anknüpfen.

Wegen eines Herzleidens bat Kalliwoda im Juni 1866 um seine Versetzung in den Ruhestand und siedelte in der Hoffnung auf Besserung seiner Gesundheit nach Karlsruhe über, wo er ein halbes Jahr später einem Herzschlag erlag. Eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus Amalienstraße 39 erinnert an ihn. 1904 wurde in Mühlburg die Kalliwodastraße benannt. Sein Grab auf dem Hauptfriedhof ist bis heute erhalten.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 390/2004 (Bild 115); Musikalischer Nachlass in der Badischen Landesbibliothek.

Werk

Opern: Prinzessin Christine, 1828; Billibambuffs Hochzeitsreise, 1840; Blanda, die silberne Birke, 1847; Klaviermusik: Divertissement für Klavierquintett C-Dur op. 66, um 1835; Konzertvariationen für Klavierquartett, G-Dur op. 129, 1843.

Literatur

Heinrich Giehne: Kalliwoda, Johann Wenzel, in: Badische Biographien Bd. 1, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 441-443, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248986 (Zugriff am 22. April 2016); Moritz Fürstenau: Kalliwoda, Johann Wenzel, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Bd. 15, Leipzig 1882, S. 39 f.; Marianne Binz: Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866) – Lebensbild eines fürstlichen Hofkapellmeisters nebst Werkverzeichnis, Göttingen 2012.