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Joseph Aloys Schmittbaur

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Joseph Aloys Schmittbaur nach einem Schattenriss, Reproduktion aus: Ekkhart – Jahrbuch für das Badner Land, Freiburg 1969, S. 161.

Joseph Aloys Schmittbaur

Hofkapellmeister, Komponist, Orchesterleiter, Musikpädagoge, * 1. oder 8. November 1718 Bamberg, † 19. Oktober 1809 Karlsruhe, kath., ∞ 1754 Josepha Becht, 8 Kinder.

Die erste gesicherte Information über das Leben Joseph Aloys Schmittbaurs, dessen Familiengeschichte völlig im Dunklen liegt, betrifft seine Erziehung, die er als Jugendlicher nach eigenen Angaben von dem Würzburger Hoforgelmacher Johann Philipp Seufert erhielt. Seufert vermittelte ihm zudem umfassende Kenntnisse im Orgelbau und möglicherweise auch in der Musik. Unbestätigt ist dagegen die Angabe, Schmittbaur sei anschließend Schüler des Komponisten Niccolò Jommelli gewesen.

Ab 1754 wird Schmittbaur als Schauspieler und Sänger am baden-badischen Hof in Rastatt erwähnt und wird dort um 1759 Konzertmeister. Nach dem Weggang Joseph Ulbrechts war Schmittbaur 1766-1771 Konzert- und Kapellmeister in Personalunion. In diese Zeit fällt die Komposition mehrerer Werke für das Theater sowie das verschollene Oratorium Somnium Sapientiae/Traum der Weisheit anlässlich der Seligsprechung Bernhards II. von Baden.

Nach der Wiedervereinigung der beiden Markgrafschaften 1771 wurde Schmittbaur pensioniert, da die Stelle des Kapellmeisters in Karlsruhe mit dem Italiener Giacynto Schiatti besetzt war. Er erhielt schließlich das Angebot, Konzertmeister zu werden und trat die Stelle im Oktober 1772 mangels Alternativen an. Zur Hochzeit des badischen Erbprinzen Carl Ludwig mit Amalie von Hessen-Darmstadt komponierte Schmittbaur die Serenata Endymion. Unzufrieden mit seiner Zurückstufung verließ Schmittbaur 1775 Karlsruhe und wurde Domkapellmeister in Köln, freilich mit der Verabredung, bei einer Vakanz der Stelle des Kapellmeisters nach Karlsruhe zurückkehren und diese einnehmen zu können. Dies war bereits im Januar 1776 nach dem Tod Schiattis der Fall. Als neuer Kapellmeister konnte er mehrere personelle Änderungen durchsetzen wie die Anstellung eines Ersten Violinisten und die Schaffung von Stellen für junge Musiker, die ohne feste Besoldung nur für gelegentliche Gratifikationen in der Hofkapelle mitwirken konnten.

In Karlsruhe komponierte Schmittbaur Sinfonien, Flöten- und Streichquartette, Kantanten und Messen. Seine Werke, die nicht nur, aber auch als Auftragsarbeiten für Hoffeste entstanden, verhalfen ihm und der Karlsruher Hofkapelle zu hohem Ansehen. So besuchten zahlreiche Komponisten, Kapellmeister und Musiktheoretiker anderer Herrscherhäuser die badische Residenz, ehe dieser Austausch wegen der Französischen Revolution ab 1790 stark zurückging. 1806 wurde Schmittbaur, der auch als Begründer des Orgelsachverständigenwesens in Baden gilt, zum Oberhofkapellmeister ernannt.

Verdienste erwarb sich Schmittbaur außerdem bei der Verbreitung und Weiterentwicklung der 1761 von Benjamin Franklin hergestellten Glasharmonika, die er ab den 1770er-Jahren als erster in Deutschland kommerziell herstellen ließ. Das Instrument, für das Schmittbaur eigene Werke komponierte und auf dem er auch selbst konzertierte, erhielt vor allem Bekanntheit durch Marianne Kirchgessner, eine Schülerin Schmittbaurs.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 56/969, 973, 1095, Hfk-Hs 33-35, FA 5/40, FA 5A/88. Einige Werke Schmittbaurs befinden sich im Korpus der Karlsruher Musikhandschriften und in der Musikaliensammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek, die beide in der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt werden.

Werk

Die Jugend In dem Alter Oder Der Wieder-gründende Ur-alte Hochfürstliche Stamm von Baden-Baden, Festspiel 1755; L’isola disabitata (Die wüste Insel), Serenata 1762; Lindor und Ismene, Singspiel 1776/77; Die Freude am Grabe des Erlösers bey Gelegenheit seiner Auferstehung, Kantate 1782; Die Selbstverleugnung Cantate von Heinr. Julizs Tode Prediger zu Pritzier in Musik gesetzt von Schmittbauer, Kantate 1783; Betrug aus Liebe, Singspiel 1790; Der Betrug aus liebe. Eine Comische Oper in 3 Aufzügen von F. Möller gesetzt von Joseph Aloys Schmittbaur Baadischen Capellmeister, Singspiel 1791.

Literatur

Klaus Wolfgang Niemöller: Joseph Aloys Schmittbaurs Werke und ihre Würdigung im 18. Jahrhundert, in: Festschrift Karl Gustav Fellerer zum sechzigsten Geburtstag am 7. Juli 1962, hrsg. von Heinrich Hüschen, Regensburg 1962, S. 377-390; Klaus Häfner: Karlsruher Musikleben im 18. Jahrhundert, in: Leben in der Fächerstadt. Vortragsreihe des Forums für Stadtgeschichte und Kultur zur Gründung der Stadt Karlsruhe vor 275 Jahren, hrsg. von der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1991, S. 77-93, hier S. 91-93 (= Karlsruher Beiträge Bd. 6); Rüdiger Thomsen-Fürst: Sohn der Harmonie! Joseph Aloys Schmittbaur (1718–1809). Kapellmeister der Markgrafen von Baden, Begleitpublikation zur Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 2009.