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Erwin Aichele

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Erwin Aichele

Maler, Illustrator, * 7. Oktober 1887 Höhefeld/Main-Tauber-Kreis, † 27. November 1974 Eutingen/Stadt Pforzheim, ev., ∞ 1919 Marie Charlotte Boedicker, 2 Söhne, 1 Tochter.

Erwin Aichele, ältester von fünf Söhnen eines Lehrers, verbrachte seine ersten Lebensjahre in Höhefeld und in Daubenzell im Neckartal, bevor er um 1900 nach Niefern und anschließend nach Eggenstein kam, wohin sein Vater sich wegen der gymnasialen Schulausbildung seiner Kinder hatte versetzen lassen. Bereits als Jugendlicher erklärte der im bäuerlichen Milieu groß gewordene Aichele seinen Eltern Tiermaler werden zu wollen.

Seine ersten künstlerischen Versuche im Karlsruher Stadtgarten waren von Viktor Weishaupt, dem damaligen Professor für Tiermalerei an der Großherzoglich Badischen Kunstschule, bemerkt worden, der sich daraufhin bei den vom Berufswunsch ihres Sohnes nicht begeisterten Eltern erfolgreich für ein Kunststudium ihres Sohnes einsetzte. 1904 begann Aichele an der Großherzoglichen Kunstschule in der Zeichenklasse von Ernst Schurth und wechselte später in die Landschafts- und Tierklasse von Julius Bergmann. Ein Stipendium ermöglichte Aichele 1907-1909 in München, bei Heinrich von Zügel, dem damals führenden Tiermaler Deutschlands, seine Ausbildung fortzusetzen. 1909 kehrte er nach Karlsruhe – diesmal an die Kunstgewerbeschule – zurück und schloss das Studium 1911 mit dem Zeichenlehrerexamen ab.

Den Brotberuf des Zeichenlehrers übte er bis zur Pensionierung 1951 ab 1911 an der Gewerbeschule Karlsruhe, ab 1913 an der Goldschmiedeschule Pforzheim, ab 1940 an der Pforzheimer Kunstgewerbeschule und ab 1946 an der Staatlichen Meisterschule in Pforzheim aus. Unterbrochen wurde seine Tätigkeit als Lehrer 1915-1918 durch den Militärdienst in Frankreich, den er teilweise als offizieller Kriegszeichner ableistete. 1933-1944 hatte Aichele zudem einen Lehrauftrag – seit 1936 als Professor - für Tiermalerei an der Karlsruher Akademie inne. Während der NS-Zeit konnte Aichele eine Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) umgehen.

1931 errichtete Aichele in Eutingen für sich und seine Familie ein Anwesen mit separatem Atelier, auf dem er, um Tiere halten und studieren zu können, Volieren und Freigehege bauen ließ. Darüber hinaus stand Aichele, der seit seiner Jugend Mitglied im Bund für Vogelschutz e. V. war, in regelmäßigem Kontakt mit Zoologen und Ornithologen, wie dem ersten Leiter der Städtischen Vogelwarte Karlsruhe, Otto Fehringer, für dessen Taschenbuchreihe Die Vögel Mitteleuropas er 150 Tafeln erstellte.

Aicheles Werk, mehrere hundert Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, entstand überwiegend nach der Pensionierung. Es besteht hauptsächlich aus Vogeldarstellungen. Nach seiner frühen Vorstellung sollten Tiere in ihrer natürlichen Umgebung gesehen und gemalt werden, wodurch sie nicht bloße Subjekte wären, sondern ihnen eine eigene Tierpersönlichkeit zukäme. In den 1950er-Jahren löste sich Aichele von der streng naturalistischen Malweise und reduzierte seine Sujets auf charakteristische Merkmale. Unter den Nachfahren von Aichele wurden ein Sohn und sechs Enkel ebenfalls zu Künstlern.

1930 verlieh die Stadt Karlsruhe Aichele eine silberne Medaille für seine Arbeit, 1974 wurde er Ehrenbürger der Gemeinde Eutingen.

René Gilbert/Manfred Koch 2016

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Aichele, Erwin.

Literatur

Kurt Griguscheit: Professor Erwin Aichele 1887-1974, der Große unter den Tiermalern, in: Blickpunkt Pforzheim, Sommerhalbjahr 1978, hrsg. von der Stadt Pforzheim, S. 29-34; Hans Schöner (Hrsg.): Der Tiermaler Erwin Aichele, Königsbach-Stein 1988; Michael Koch: Aichele, Erwin, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 1 f.; Leo Mülfarth: Kleines Lexikon Karlsruher Maler, Karlsruhe 1987, S. 121 f.; Giles Milton: Wolfram. The Boy Who Went to War, 2011 (Kindheit und Jugend des Sohnes Wolfram Aichele mit Details zum Leben Erwin Aicheles); https://en.wikipedia.org/wiki/Erwin_Aichele (Zugriff am 18. Februar 2016); http://www.erwin-aichele.com (Zugriff am 16. März 2016).