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De:Lexikon:bio-0386

Walter Becker, Foto: http://www.walter-becker.com/.

Walter Becker

Maler, Grafiker, * 1. August 1893 Essen, † 24. Oktober 1984 Tutzing am Starnberger See, ev., ∞ 1923 Yvonne von König († 1957).

Wilhelm Franz Walter Becker, Sohn eines Schmiedemeisters und Schlossers, besuchte das Essener Helmholtz-Gymnasium und anschließend 1910-1913 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Essen, wo er eine Lehre zum Gebrauchs-, Schrift- und Werbegrafiker absolvierte. Nach kurzem Kriegsdienst als Wachmann am Durlacher Rangierbahnhof wechselte Becker 1915 als Schüler von Walter Conz an die Großherzogliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, fertigte er Entwürfe von Vasen, Tabaktöpfen, Schachspielen und Köpfe von Puppenspielfiguren für die Majolika Manufaktur Karlsruhe. 1918 zog er nach Ettlingen. Im Folgejahr gehörte Becker zu den Gründern der Karlsruher Künstlergruppe Rih. Seine Freundschaft mit Karl Albiker führte ihn 1922/23 als dessen Meisterschüler an die Kunstakademie Dresden. 1924 ging Becker mit seiner Frau nach Paris, später bis 1936 nach Cassis-sur-Mer in Südfrankreich. Nach seiner Rückkehr lebte er kurze Zeit in München und danach bis 1938 in Bühl bei Baden-Baden. Anschließend siedelte Becker nach Tutzing am Starnberger See über.

Obwohl Beckers Werke in der NS-Zeit als "entartet" galten und teilweise verbrannt wurden, erhielt er 1941 auf Vorschlag der Direktion der Badischen Landeskunstschule dort eine Stelle als Lehrer für die Meisterklasse für Malerei. Doch noch bevor er die Stelle antreten konnte, versiegelte die SS sein Atelier, das in Wilhelm Trübners früherer Werkstatt im "Schindelhaus" am Scheffelplatz eingerichtet war, und zwang ihn vom Arbeitsvertrag zurückzutreten.

Nach Kriegsende wurde Becker Mitglied des Deutschen Künstlerbunds und als politisch Entlasteter 1951 erneut an die Karlsruher Akademie berufen. Im Jahr darauf folgte seine Ernennung zum Professor für Malerei. 1958 wurde Becker pensioniert und kehrte nach Tutzing zurück. Im Wiedergutmachungsverfahren wegen seines erzwungenen Stellenverzichts erhielt Becker 1958 eine Entschädigung zugesprochen. Eine zunehmende Sehschwäche führte in den 1960er-Jahren zum Nachlassen seiner Schaffenskraft. 1976 zog er in ein Seniorenheim in Dießen.

Beckers Werk, dessen größter Teil aus der Zeit nach 1945 stammt, umfasst Landschafts-, Straßen- und Gartenbilder sowie Interieurszenen und Stillleben. Er entnahm häufig Stoffe aus der griechischen Mythologie, vornehmlich aus den Erzählungen der Odysseus-Sage. Seine Bilder waren in mehreren Einzelausstellungen zu sehen, darunter 1953, 1957 und 1963 in Karlsruhe. 1931 erhielt Becker den Kunstpreis der Stadt Hannover sowie 1952 den ersten Preis der Internationalen Grafik-Gilde, Paris.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 235/38211, 480/26362; Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA/150 Bü 3130.

Werk

Akte im Wald, Farblithographie 1918; Szene mit grotesken Figuren, Lithographie 1918; Kreuzabnahme, Farblithographie 1918; Die Nachtwachen des Bonaventura, Lithographie 1918; Tabaktopf "Tabakturm", gelbroter Scherben, um 1922; Tabaktopf "Kosmopolit", gelbroter Scherben, um 1922 (beide Majolika Manufaktur); Tabaktopf "Der kleine Pantagruel", gelbroter Scherben, um 1922 (Badisches Landesmuseum Karlsruhe); Schachbrett mit neun Figuren, gelbroter Scherben, um 1922 (Privatbesitz); Bei Lugano, Öltempera auf Leinwand 1955 (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe).

Literatur

Hans Hofstätter: Der Maler Walter Becker 1978 zum 85. Geburtstag, Karlsruhe 1978; Reinhard Bentmann: Walter Becker zum 85. Geburtstag, Karlsruhe 1979; Annelis Schwarzmann (Bearb.): Karlsruher Majolika – die Großherzogliche Majolika-Manufaktur 1901-1927; Die Staatliche Majolika-Manufaktur 1927-1978, hrsg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1979, S. 343; Sylvia Bieber: Tradition als Verpflichtung – Die Karlsruher Kunstakademie der Jahre 1947 bis 1958, in: Die Malerei ist tot – es lebe die Malerei. 150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe – die Professoren von 1947 bis 1987, hrsg. von der Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie, S. 15-40, hier S. 30; Ingrid von der Dollen: Walter Becker 1893-1984 Malerei und Grafik, Tutzing 2015.