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HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber

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HAP Grieshaber beim Signieren von Holzschnittwerken in der Braun'schen Buchhandlung in Karlsruhe, 1971, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A21/114/3/31.

HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber

Holzschneider, Maler, * 15. Februar 1909 Rot a. d. Rot/ Lkr. Biberach, † 12. Mai 1981 Achalm/Lkr. Reutlingen, ev., ∞ 1. 1941 Agnes Magdalena (Lena) Krieg, 2. 1953 Riccarda Gertrud Franziska Pfeiffer, gesch. Gohr, 1 Tochter, 1 Adoptivtochter.

Nach dem Besuch der Oberrealschule in Reutlingen absolvierte Grieshaber von 1926-1927 eine Lehre als Schriftsetzer und Buchdrucker. Gleichzeitig besuchte er bis 1928 die Staatliche Kunstgewerbeschule in Stuttgart mit den Schwerpunkten Typografie, Buchdruck und -gestaltung. Zwischen 1931 und 1933 unternahm er Studienreisen nach London, Paris, Ägypten und Griechenland. 1932 arbeitete er erstmals in der Technik des Holzschnitts, die zur wichtigsten Ausdrucksform des Künstlers wurde. 1933 von der Reichskulturkammer mit Berufs- und Ausstellungsverbot belegt, ermöglichte ihm eine Reutlinger Kunstanstalt seit 1934 die Herausgabe der so genannten „Reutlinger Drucke“. Bereits Ende der 1930er-Jahre fand er zu der für sein Werk charakteristischen Synthese von Linienschnitt und Flächenholzschnitt, bei der teilweise die Maserung des Holzes erkennbar bleibt. Seit Anfang der 1950er-Jahre schuf er großformatige Holzschnitte und auch monumentale Wandbilder wie „Der Rhein“ (1965, Stadttheater Bonn). Grieshaber nahm eine Schlüsselfunktion bei der Entwicklung einer innovativen Figurensprache ein, befreite den Holzschnitt von seiner Zweckgebundenheit als Illustrations- und Werbemittel und erhob ihn zu einer autonomen Bildgattung.

Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft begann er eine rege Ausstellungsbeteiligung, darunter die Teilnahme an der documenta II (1959) und III (1964). 1950 wirkte er an der Neugründung des Deutschen Künstlerbundes mit. Von 1951-1953 war er Lehrer an der Bernsteinschule bei Sulz a. N. und von 1955-1960, als Nachfolger von Erich Heckel, Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Zu seinen Karlsruher Schülern gehörten unter anderen Horst Antes und Walter Stöhrer. Grieshaber gilt als Initiator der Karlsruher „Neuen Figuration“, an der seit 1957 auch Herbert Kitzel und seit 1958 Wilhelm Loth entscheidend beteiligt waren. Als einige seiner Studenten die Abschlussprüfung nicht bestehen durften, da die Prüfungsordnung aus der NS-Zeit stammte und ihre Arbeiten der zufolge nicht naturgetreu genug waren, verließ Grieshaber Karlsruhe. Die anschließende Debatte über ein zeitgemäßes Kunstverständnis führte zur Änderung der Prüfungsordnung.

Grieshabers Selbstverständnis als Künstler und Mensch war durch seine Erlebnisse im Dritten Reich politisch motiviert. Von 1964 bis zu seinem Tod veröffentlichte er 23 Hefte „Engel der Geschichte“, in denen er kritisch in Bild und Wort zu aktuellen gesellschaftspoltischen Themen, wie Landschaftsschutz, Ökologie, Atomkraft, Diktatur und Diskriminierung, Stellung bezog.

Grieshaber erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1957 den Oberschwäbischen Kunstpreis, 1969 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1975 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Die Stiftung Kunstfonds und die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst verleihen jährlich den HAP-Grieshaber-Preis an einen in Deutschland lebenden bildenden Künstler.

Katja Förster 2014

Quelle

Akademie der Künste Berlin, Archiv Bildende Kunst: HAP-Grieshaber-Archiv (Schriftlicher Nachlass).

Werk

HAP Grieshaber: Die Druckgraphik. Werkverzeichnis, Bd. I, 1932-1965, hrsg. von Margot Fürst und eingel. von Rudolf Mayer, Stuttgart 1986, Bd. II, 1966-1981, hrsg. von Margot Fürst und eingel. von Heinz Spielmann, Stuttgart 1984.

Literatur

Clemens Ottnad: Grieshaber, HAP, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. IV, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2007, S. 104-107; HAP Grieshaber – Figuren-Welten [Ausstellung vom 7.9.-23.11.2003, Städtische Galerie Karlsruhe], hrsg. von der Stadt Karlsruhe/Städtische Galerie, Künzelsau 2003.