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De:Lexikon:bio-0434

Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 773.

Ferdinand Keller

Maler, * 5. August 1842 Karlsruhe, † 8. Juli 1922 Baden-Baden, kath., ∞ 1. 1870 Wilhelmine (Mina) Fecht, 2. 1918 Martha Henriette Wilke, verw. von Albert.

Erste Anleitung im Zeichnen und Malen erhielt Ferdinand Keller durch seinen Vater, einen in der Ölmalerei dilettierenden badischen Bauinspektor. Während des Brasilienaufenthalts der Familie 1857-1862 reifte in Keller der Entschluss, Maler zu werden. Nach der Rückkehr trat er in die Badische Kunstschule ein. Johann Wilhelm Schirmer, Ludwig Des Coudres und Hans Gude zählten zu seinen dortigen Lehrern. Stärker geprägt wurde er jedoch durch seine Bekanntschaft mit Hans Canon und dessen barocke Figurenauffassung und altmeisterliche Maltechnik. Unter Canons Einfluss wandte sich Keller von der Landschaftsmalerei ab und widmete sich ausschließlich der Historien- und Porträtmalerei. Mit dem theatralisch-pathetisch inszenierten Historienbild "Tod Philipps II. von Spanien" (1866) gelang ihm auf der Pariser Weltausstellung 1867 der künstlerische Durchbruch.

Im November 1867 ging Keller nach Rom, wo er vor allem den Kontakt zu Anselm Feuerbach suchte. Dessen Modell Nanna Risi hat er mehrfach porträtiert (Bildnis Nanna Risi, 1869 Staatliche Kunsthalle Karlsruhe). Seine Berufung an die Badische Kunstschule führte Keller 1870 nach Karlsruhe zurück, wo er 1873 zum ordentlichen Professor für Historienmalerei ernannt wurde. Bis 1913 wirkte er an der Einrichtung, mehrere Male auch als Direktor.

Kellers Œuvre war bis zum Beginn der 1880er-Jahre von einer thematischen und stilistischen Vielfalt, einer stofflichen Differenziertheit und einem großen Farbenreichtum charakterisiert. Als ein Hauptwerk dieser Periode gilt das 310 x 530 cm große Gemälde "Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden nach der Schlacht bei Slankamen" (1877-1879, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe). Ab Mitte der 1880er-Jahre unterlagen seine Kompositionen einem formalen Schematismus und einer farblichen Reduzierung auf vorwiegend grau-weiße Töne. Nach 1890 trat nochmals die Landschaft in sein Blickfeld, aber nicht im realistisch-naturalistischen Stil seiner brasilianischen Arbeiten, sondern inspiriert durch Arnold Böcklin als unwirkliche mediterrane Ideallandschaft mit antikisierenden Staffagefiguren. Viele seiner monumentalen Raumkompositionen, etwa die Fresken „Klassisches Altertum“ (1875) und „Renaissance“ (1885) im Treppenhaus des Großherzoglichen Sammlungsgebäudes oder der Vorhang im alten Hoftheater sind nicht erhalten. Der Vorhang der Dresdner Oper konnte dagegen restauriert werden.

Der württembergische König verlieh ihm den persönlichen Adelstitel, die Stadt Karlsruhe benannte 1964 nach ihm die Ferdinand-Keller-Straße.

Katja Förster 2014

Literatur

Michael Koch: Keller, Ferdinand, Historienmaler, in: Badische Biographien NF, Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1982, S. 189-190; ders.: Ferdinand Keller (1842-1922). Leben und Werk, Karlsruhe 1978; Richard Bellm: Keller, Ferdinand, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 11, Berlin 1977, S. 434 f.; Eva-Marina Froitzheim: Ferdinand Keller (1842-1922). Gemälde, Zeichnungen, hrsg. von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1992.