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De:Lexikon:bio-0503: Unterschied zwischen den Versionen

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Beruflich war Fuchs in den väterlichen Familienbetrieb eingestiegen, bis 1928 wird er im Karlsruher Adressbuch als Fabrikant und Mitinhaber der Holzhandlung Fuchs Söhne geführt. 1928 zog die fünfköpfige Familie nach Berlin, da ihnen Karlsruhe „zu provinziell“ geworden sein soll. Dem Tennisclub Nikolassee gehörte Gottfried Fuchs bis 1935 an, als dieser festlegte, dass Mitglieder nur noch Personen „arischer Abstammung“ sein konnten. 1937 entschloss Fuchs sich zur Flucht, erst in die Schweiz, dann nach Frankreich, von wo aus die Familie mit der Mutter kurz vor der französischen Niederlage über Großbritannien nach Kanada ausreiste. Fuchs, der in Kanada in der Textilbranche tätig war, kehrte nach dem Krieg einige Male wegen zu klärender Rechtsfragen nach Deutschland zurück, aber immer „mit sehr gemischten Gefühlen“, wofür es viele Gründe gab, darunter den, dass seine einzige Schwester ermordet worden war. Auch den Kontakt zum KFV mied er in Erinnerung an das Schicksal seines Stürmerkollegen <lex id="bio-0506">Julius Hirsch</lex>, der wegen seiner jüdischen Herkunft 1943 in Auschwitz ermordet worden war.
Beruflich war Fuchs in den väterlichen Familienbetrieb eingestiegen, bis 1928 wird er im Karlsruher Adressbuch als Fabrikant und Mitinhaber der Holzhandlung Fuchs Söhne geführt. 1928 zog die fünfköpfige Familie nach Berlin, da ihnen Karlsruhe „zu provinziell“ geworden sein soll. Dem Tennisclub Nikolassee gehörte Gottfried Fuchs bis 1935 an, als dieser festlegte, dass Mitglieder nur noch Personen „arischer Abstammung“ sein konnten. 1937 entschloss Fuchs sich zur Flucht, erst in die Schweiz, dann nach Frankreich, von wo aus die Familie mit der Mutter kurz vor der französischen Niederlage über Großbritannien nach Kanada ausreiste. Fuchs, der in Kanada in der Textilbranche tätig war, kehrte nach dem Krieg einige Male wegen zu klärender Rechtsfragen nach Deutschland zurück, aber immer „mit sehr gemischten Gefühlen“, wofür es viele Gründe gab, darunter den, dass seine einzige Schwester ermordet worden war. Auch den Kontakt zum KFV mied er in Erinnerung an das Schicksal seines Stürmerkollegen <lex id="bio-0506">Julius Hirsch</lex>, der wegen seiner jüdischen Herkunft 1943 in Auschwitz ermordet worden war.
Seit dem 15. Mai 2010 erinnert beim ehemaligen KFV-Stadion am Karlsruher Weg eine Stele an die Fußball­tra­­di­tion in Karlsruhe mit dem Gewinn der Deutschen Meister­­schaft des KFV sowie seinen jüdischen Fußball­na­tio­nal­­spie­­lern Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. Am 14. Mai 2013 beschloss der Karlsruher Gemeinderat die Benennung eines kleinen Platzes am Karlsruher Weg (heute Julius-Hirsch-Straße) in Gottfried-Fuchs-Platz.


<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2012''</div>
<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2012''</div>


==Literatur==
==Literatur==
Ernst Otto Bräunche: Fußballhochburg Karlsruhe, in: Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Volker Steck, Karlsruhe 2006, S. 168-218 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28).
Ernst Otto Bräunche: Fußballhochburg Karlsruhe, in: Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Volker Steck, Karlsruhe 2006, S. 168-218 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28); http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stelen/kfv (Zugriff am 14. Januar 2016).

Version vom 15. Januar 2016, 14:48 Uhr

Ausschnitt aus einem Mannschaftsfoto des KFV von 1911, Stadtarchiv Karlsruhe 8/SpoA 5316.

Gottfried Fuchs

Fußballspieler, Kaufmann, * 3. Mai 1889 Karlsruhe, † 25. Februar 1972 Montreal-Westmont/Kanada, jüd., ∞ 1923 Eugenia Steinberg, 3 Kinder.

Der Sohn des jüdischen Kaufmanns Gustav Fuchs begann seine Fußballkarriere beim Düsseldorfer FC 1899, mit dem ihm 1907 die Meisterschaft von Nordrhein und Westdeutschland gelang. Von Düsseldorf aus ging Fuchs aus beruflichen Gründen für ein Jahr nach England, spielte aber nach wie vor für den Düsseldorfer FC. Gleichzeitig spielte Fuchs aber auch schon für den Karlsruher Fußballverein (KFV), mit dem er 1910 Deutscher Meister wurde. Legendär sind die zehn Tore, die Fuchs während der Olympischen Spiele in Stockholm gegen Russland am 1. Juli 1912 schoss. Dieser Rekord blieb lange unerreicht, und es dauerte auch bis 1930, ehe der Dresdner Richard Hoffmann seine insgesamt 14 Länderspieltore übertraf. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Artillerieoffizier viermal verwundet wurde, spielte Fuchs noch kurze Zeit für den KFV, bevor er 1920 seine Karriere beendete.

Beruflich war Fuchs in den väterlichen Familienbetrieb eingestiegen, bis 1928 wird er im Karlsruher Adressbuch als Fabrikant und Mitinhaber der Holzhandlung Fuchs Söhne geführt. 1928 zog die fünfköpfige Familie nach Berlin, da ihnen Karlsruhe „zu provinziell“ geworden sein soll. Dem Tennisclub Nikolassee gehörte Gottfried Fuchs bis 1935 an, als dieser festlegte, dass Mitglieder nur noch Personen „arischer Abstammung“ sein konnten. 1937 entschloss Fuchs sich zur Flucht, erst in die Schweiz, dann nach Frankreich, von wo aus die Familie mit der Mutter kurz vor der französischen Niederlage über Großbritannien nach Kanada ausreiste. Fuchs, der in Kanada in der Textilbranche tätig war, kehrte nach dem Krieg einige Male wegen zu klärender Rechtsfragen nach Deutschland zurück, aber immer „mit sehr gemischten Gefühlen“, wofür es viele Gründe gab, darunter den, dass seine einzige Schwester ermordet worden war. Auch den Kontakt zum KFV mied er in Erinnerung an das Schicksal seines Stürmerkollegen Julius Hirsch, der wegen seiner jüdischen Herkunft 1943 in Auschwitz ermordet worden war. Seit dem 15. Mai 2010 erinnert beim ehemaligen KFV-Stadion am Karlsruher Weg eine Stele an die Fußball­tra­­di­tion in Karlsruhe mit dem Gewinn der Deutschen Meister­­schaft des KFV sowie seinen jüdischen Fußball­na­tio­nal­­spie­­lern Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. Am 14. Mai 2013 beschloss der Karlsruher Gemeinderat die Benennung eines kleinen Platzes am Karlsruher Weg (heute Julius-Hirsch-Straße) in Gottfried-Fuchs-Platz.

Ernst Otto Bräunche 2012

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Fußballhochburg Karlsruhe, in: Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Volker Steck, Karlsruhe 2006, S. 168-218 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28); http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stelen/kfv (Zugriff am 14. Januar 2016).