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Karoline (Lina) Radke-Batschauer

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Autogrammkarte von Lina Radke-Batschauer in offizieller Olympiakleidung 1928, Stadtarchiv Karlsruhe 8/SpoA 1349.

Karoline (Lina) Radke-Batschauer

Leichtathletin, Olympiateilnehmerin, * 18. Oktober 1903 Karlsruhe, † 14. Februar 1983 Karlsruhe , ∞ 1927 Georg Radke, 1 Sohn.

Lina Batschauer fand 1924 den Weg zur Leichtathletik in Baden-Baden, wo ihr Vater seit 1917 eine Stellung als Maschinist bei der Zigarettenfabrik Batschari hatte. Sie trat dem "Leichtathletik-Verein Baden-Baden" bei, wurde rasch zu einer der besten Mittelstrecklerinnen Deutschlands und gewann mehrfach Deutsche Meisterschaften über 1.000 und 800 m, aber auch die badische Meisterschaft im Dreikampf. 1927 wechselte sie zur Leichtathletikabteilung des Karlsruher Fußballvereins (KFV), für den sie im selben Jahr in Weltrekordzeit von 2:23,8 Minuten Deutsche Meisterin über 800 m wurde. Den KFV verließ sie noch 1927, da sie nach der Hochzeit mit ihrem Trainer Georg Radke in dessen Heimat Breslau übersiedelte.

Höhepunkt ihrer Sportkarriere war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam, bei der erstmals in allerdings nur fünf Disziplinen Frauenwettkämpfe auf dem Programm standen. In neuer Weltrekordzeit von 2:16,8 Minuten gewann sie die erste Leichtathletik-Goldmedaille für Deutschland und schrieb damit Sportgeschichte. Eine Wiederholung dieses Erfolgs blieb ihr versagt, da alle Strecken über 100 m aus dem olympischen Frauenprogramm gestrichen wurden. Nach den zum vierten und letzten Mal 1934 in London ausgetragenen Frauenweltspielen (inoffizielle Olympische Spiele für Frauen), wo sie in ihrer Spezialdisziplin Dritte wurde, beendete sie ihre aktive Laufbahn und wurde Trainerin in ihrem Breslauer Verein.

Nach dem Krieg wurde Lina Radke-Batschauer, während ihr Mann in französischer Kriegsgefangenschaft saß, mit ihrem Sohn aus Breslau vertrieben. Dabei stahlen russische Soldaten ihre Goldmedaille, die das Internationale Olympische Komitee später erstmals durch eine Nachprägung ersetzte. 1949 nahm sie an der Gründung des Deutschen Leichtathletikverbandes in München als einzige Vertreterin des mitteldeutschen Verbandes teil. Die ihr womöglich zugedachte Rolle als Trainerin in der DDR hat sie nicht übernommen. 1961 flüchtete die Familie aus Torgau und kam nach Karlsruhe. Die Hoffnungen auf Unterstützung beim Neuanfang in ihrer Heimat, hier war sie Ehrenmitglied des KFV, durch diesen Verein, den Deutschen Leichtathletikverband oder das Nationale Olympische Komitee wurden allerdings enttäuscht. Aus Anlass ihres 70. Geburtstags 1973 ehrte sie die Stadt mit der Goldmedaille für besondere Verdienste um den Sport.

Manfred Koch 2013

Quelle

Stadtarchiv Karlsruhe 8/ZGS Karlsruher Persönlichkeiten.

Literatur

Heike Kronenwett/Walter Metzler: Lina Radke-Batschauer. Eine Pionierin des Frauensports, in: Aquae, Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden, 33 (2000), S. 97-105; Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der deutschen Leichtathletik 1898-2005, 2. Bde., Darmstadt 2005.