Menü
Suche

Reinhold Frank

Version vom 14. November 2018, 13:57 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)


Reinhold Frank vor dem Volksgerichtshof in Berlin, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1691.

Reinhold Frank

Rechtsanwalt, Stadtverordneter, * 23. Juli 1896 Bachhaupten/Lkr. Sigmaringen, † 23. Januar 1945 Berlin-Plötzensee, kath., ∞ 1932 Annemarie Werner, 4 Kinder.

Das jüngste von sieben Kindern einer Bauernfamilie besuchte nach dem frühen Tod des Vaters ab 1906 das erzbischöfliche Gymnasialkonvikt in Sigmaringen. Unmittelbar nach dem Abitur meldete sich Frank 1915 freiwillig zum Militärdienst. Im Ersten Weltkrieg wurde er dreimal zum Teil schwer verwundet und erhielt mehrere Auszeichnungen. Nach Kriegsende begann er in Freiburg Rechtswissenschaften zu studieren und legte 1921 und 1924 die juristischen Staatsprüfungen ab. Bereits 1923 trat er in die Anwaltskanzlei von Franz Xaver Honold in Karlsruhe ein. Rasch erwarb er sich einen guten Ruf als Wirtschaftsanwalt und Honold übertrug ihm während seiner Tätigkeit als badischer Gesandter in Berlin 1926-1931 die Leitung der Kanzlei.

1933 engagierte sich Frank erstmals politisch. Er trat anstelle eines ausscheidenden Mitglieds der Fraktion des Zentrums in den Ende März nach dem Reichstagswahlergebnis vom 5. März neu zusammengesetzten Bürgerausschuss ein. Auch nach der Auflösung des Zentrums am 5. Juli 1933 blieb er als Hospitant der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bis zum 3. Oktober 1934 im Bürgerausschuss bzw. in städtischen Kommissionen aktiv. Parallel dazu bildete sich in der Kanzlei Honold ein Gesprächskreis von NS-Gegnern des Zentrums und Frank begann, zahlreiche NS-Gegner - nach 1939 auch aus dem Elsass - vor Gerichten bis zum Volksgerichtshof zu verteidigen. Darunter befanden sich auch die Karlsruher Pfarrer Richard Dold und Ferdinand Maurath. Eine neue Intensität erhielt der Widerstand der Gruppe nach mehreren Treffen Franks mit Carl Friedrich Goerdeler, einem der führenden Köpfe des politisch-konservativen Widerstandes in Berlin. Mit Zustimmung seiner engen Vertrauten Siegfried Kühn, Franz Sprauer, Karl Ramstein und Alfred Ibach stellte sich Frank als politischer Beauftragter für Baden im Falle eines gelungenen Umsturzes zur Verfügung. Der Karlsruher Kreis beriet nun konkrete Maßnahmen für die Neuorganisation eines Rechtsstaates in Baden.

Einen Tag nach dem misslungenen Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Frank in Karlsruhe verhaftet, da die Gestapo in Berlin eine Liste mit den Namen Beteiligter gefunden hatte. Der Inhaftierung in Stuttgart folgte die Überführung nach Berlin-Tegel. Nach monatelangen Verhören wurde ihm am 12. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof ein kurzer Prozess gemacht, der mit einem Todesurteil endete. Elf Tage später wurde das Urteil vollstreckt.

Die Stadt Karlsruhe ehrte Frank 1946 mit der Benennung der Reinhold-Frank-Straße und 1996 mit der Errichtung eines Gedenksteins auf dem Hauptfriedhof. Seit 2000 findet jährlich eine Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung statt.

Manfred Koch 2015

Literatur

Horst Rehberger: Reinhold Frank, Rechtsanwalt in Karlsruhe, in: Manfred Bosch/Wolfgang Niess (Hrsg.): Der Widerstand im deutschen Südwesten 1933-1945, Stuttgart 1984, S. 299-309; Michael Kißener: Für das Recht. Die Karlsruher Widerstandsgruppe um Reinhold Frank, in: 20. Juli 1944 in Baden und Württemberg, hrsg. von Rudolf Lill und Michael Kißener, Konstanz 1994, S. 19-59; ders.: Reinhold Frank, in: Badische Biographien NF Bd. 5, hrsg. von Fred Sepaintner, Stuttgart 2005, S. 80-83; http://www.karlsruhe.de/b1/kultur/themen/kulturrecht/reinholdfrank.de (Gedächtnisvorlesung, Zugriff am 28. April 2015).