Menü
Suche

Max(imilian) Alexander Friedrich Wilhelm, Prinz von Baden

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)


Prinz Max von Baden, um 1915, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oI 125.

Max(imilian) Alexander Friedrich Wilhelm, Prinz von Baden

Thronfolger, Reichskanzler, * 10. Juli 1867 Baden-Baden, † 6. November 1929 Konstanz, ev., ∞ 1900 Marie Luise Prinzessin von Cumberland, 2 Kinder.

Nach Privatunterricht besuchte Prinz Max ab dem 14. Lebensjahr eine eigens eingerichtete Gymnasialklasse in Karlsruhe unter Leitung des Pädagogen Gustav Wendt und legte 1885 das Abitur ab. Danach studierte er in Freiburg, Heidelberg und Leipzig Jura und wurde 1889 in Heidelberg ohne Dissertationsschrift promoviert. Es folgte ein Fürstenleben zwischen Pflicht und Neigung. Standesgemäß trat Prinz Max in den Militärdienst in Berlin. Das Leben in den adligen Offizierskreisen wechselte mit dem Hof- und Salonleben. Prinz Max pflegte als sprachgewandter Kunstliebhaber auch intensive Kontakte zu Cosima Wagner in Bayreuth und blieb nicht frei von dem dort durch Houston Stewart Chamberlain propagierten Antisemitismus. Trotz seiner Homosexualität konnte mit der Heirat seine dynastische Pflicht, für Nachwuchs zu sorgen, erfüllt werden. Mit der Hochzeit bezog Prinz Max in Karlsruhe das heutige Prinz-Max-Palais als Stadtwohnsitz und wurde 1903 Kommandeur des 1. Badischen Leibdragoner-Regiments Nr. 20 in Karlsruhe. Hier engagierte er sich auch bei der Förderung des Sports, speziell des Karlsruher Fußballvereins, dessen Protektorat er 1905 übernahm. Mit dem Regierungsantritt von Großherzog Friedrich II. 1907 wurde Prinz Max offizieller Thronfolger, da die Ehe des Großherzogs kinderlos geblieben war, und Präsident der 1. Kammer der badischen Ständeversammlung. 1911 beendete er im Rang eines Generalleutnants den Militärdienst.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Prinz Max reaktiviert, schied jedoch bereits nach drei Wochen aus dem aktiven Dienst wieder aus, da er den Fronterfordernissen nicht standhielt. Ein neues Betätigungsfeld fand er als Ehrenpräsident des badischen Roten Kreuzes und in der internationalen Kriegsgefangenenfürsorge. Hierfür nutzte er seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den europäischen Fürstenhäusern. Wegen seiner Kritik an der Kriegspropaganda und Klagen über die Gräuel des Krieges sowie seiner Ablehnung des uneingeschränkten U-Bootkrieges 1917 galt Prinz Max als möglicher Verhandlungspartner für künftige Friedensgespräche und als Kanzlerkandidat. Am 3. Oktober 1918 wurde er Reichskanzler, nachdem die Oberste Heeresleitung mit der Forderung nach einem deutschen Waffenstillstandsangebot eine politische Krise ausgelöst hatte. Mit seinem Ziel der Erhaltung der Monarchie, seiner Ablehnung der parlamentarischen Demokratie und seinem Festhalten am Ziel eines Verständigungsfriedens musste er in der sich zuspitzenden militärischen Lage und der politischen Situation in Berlin jedoch scheitern. Mit dem Ausbruch der Revolution am 9. November verkündete er ohne Absprache mit Wilhelm II. die Abdankung des Kaisers, übergab das Reichskanzleramt an Friedrich Ebert und verließ Berlin.

In Baden zurück vermietete er sein Karlsruher Domizil und zog sich nach Schloss Salem zurück. Unterstützt von seinem Berater Kurt Hahn, dem Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie aus Berlin, gründete er 1920 die Internatsschule Salem und bereitete die 1927 erschienene Publikation "Erinnerungen und Dokumente" vor.

Nach dem Ableben von Friedrich II. 1928 wurde Prinz Max nicht Chef des Hauses Baden. An seine Stelle trat sein Sohn Bertold, den der Großherzog kurz vor seinem Tod adoptiert hatte, da sonst das Vermögen des Hauses Baden an den Staat gefallen wäre.

Heute erinnert die im Jahr 1900 benannte Maximilianstraße und das Prinz-Max-Palais an den letzten Kanzler des Deutschen Kaiserreichs.


Manfred Koch 2016

Quelle

Erinnerungen und Dokumente, Hamburg 2011 (Nachdruck der Erstausgabe von 1927).

Literatur

Die Regierung des Prinzen Max von Baden (1918), bearb. von Erich Matthias und Rudolf Morsey, (= Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Reihe 1 Bd. 2), Düsseldorf 1962; Lothar Machtan: Prinz Max von Baden – Der letzte Kanzler des Kaisers. Eine Biografie, Berlin 2013.