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Salomon Meyer (auch Mayer, ebenso Salman Wesel)


Stadtarchiv Karlsruhe 7/Nl Meyer-Model 37b.

Salomon Meyer (auch Mayer, ebenso Salman Wesel)

Hoffaktor, Judenschultheiß, * 1693 Oberwesel am Rhein, † 25. Juli 1774 Karlsruhe, ∞ Fradel Model, 7 Kinder.

Salomon Meyer hatte sich 1717 als Schutzbürger in Pforzheim niedergelassen und wurde dort 1722 als „Interims-Judenschultheiß“ benannt. Diese Funktion machte ihn zum Vertreter der gesamten Juden bzw. zum Mittler der Anordnungen des Markgrafen an die Juden im Land. Er wurde der Schwiegersohn des „Hofjud“ Model (Model Löw) in Pforzheim. 1724 oder kurz davor siedelte er nach Karlsruhe über. Am 12. September 1724 wurde er von Markgraf Karl Wilhelm gegen den sich ebenfalls darum bemühenden früheren Durlacher „Judenschultheiß“ Emanuel Reutlinger, 1719 aus Durlach zugezogen, zum „Judenschultheiß“ von Karlsruhe und der baden-durlachischen Unterlande (Region Pforzheim, Durlach, Karlsruhe) ernannt. Dieses Amt versah er fast 50 Jahre lang und gestaltete das jüdische Leben in Karlsruhe nachhaltig. Wegen seines patriarchalischen, autoritären Führungsstils war Meyer in der jüdischen Gemeinde keineswegs unumstritten. So sorgte er zum Beispiel nach dem Tod des Rabbiners Netanel (Nathanael) Weil (der ältere) 1749 gegen den Widerstand der Juden von Baden-Baden für dessen Überführung nach Karlsruhe. Wegen häufiger Reisen bekam Meyer 1736 drei Mitvorsteher für Karlsruhe und einen Vertreter für das Land zugewiesen.

Meyer tätigte schon bevor er 1737 Hoffaktor wurde Finanzgeschäfte für den Fürstenhof in Karlsruhe und besorgte für ihn Luxusgüter. Später war er auch württembergischer Hoffaktor und mit Patent von 1767 baden-badischer Kabinettsfaktor, das heißt Lieferant für die gesamte Hofhaltung. Salomon Meyer und zwei Söhne vergrößerten als Armeelieferanten des Schwäbischen Kreises während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) das bereits beträchtliche Vermögen. Grundlagen waren sein großes Warengeschäft in Karlsruhe und die Handelsbeziehungen in den süddeutschen Raum, nach Frankfurt a. M. und nach Lyon in Frankreich. Schon 1730 konnte Meyer, der unter den nichtadeligen Einwohnern der reichste war, ein stattliches Haus Ecke Schlossplatz/Ritterstraße erwerben.

In seinem Testament bestimmte er die Summe von 6.000 Gulden für die „Salomon Meyer’sche Stiftung“ oder auch „Model’sche Stiftung“ für ein Religionslehrhaus für jüdische Jungen (Jeschiwa). Die Familie nahm später den erblichen Nachnamen Model an. Im 19. Jahrhundert ist der Name mit dem aufsteigenden und führenden Modehaus S. Model in Karlsruhe verbunden. Das Grab von Salomon Meyer befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof an der Kriegsstraße.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2014

Quelle

GLA 357/334, 2444 [versch. Eingaben von M. 1731, 1763]; StadtAK 7/NL Meyer-Model.

Literatur

Berthold Rosenthal: Aus den Jugendjahren der jüdischen Gemeinde Karlsruhe, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums Nr. 4, 1927, S. 207-220; Ernst Otto Bräunche: Die Familie Meyer-Model, in: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988, S. 451-464 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8) https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP43xhW57iB/Juden%20in%20Karlsruhe.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020).