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De:Lexikon:bio-0599

Luise Naumann 1953, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 215/45b.

Luise Karolina Naumann, geb. Duppler

Kommunalpolitikerin, * 19. Mai 1901 Karlsruhe, † 10. April 1974 Göppingen, ev., ∞ Erich Naumann, 3 Söhne.

Nach dem Besuch des Mädchengymnasiums in Karlsruhe studierte Luise Naumann Medizin in Heidelberg, wo sie Vorsitzende einer evangelischen Studentengruppe wurde. Nach ihrer Hochzeit mit ihrem deutlich älteren Mann brach sie das Studium ohne Abschluss ab und widmete sich der Erziehung ihrer Söhne. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung verlor ihr Mann 1935 sein Amt als Leiter der Abteilung Salinen und Bergbau im badischen Finanz- und Wirtschaftsministerium. In der Folgezeit sorgte hauptsächlich sie für den Unterhalt der fünfköpfigen Familie.

Nach Kriegsende engagierte sich die aktive Protestantin in der neu gegründeten Christlich Demokratischen Union (CDU) in Karlsruhe, wo sie in der Frauengruppe politisch tätig wurde, deren Vorsitz sie 1948 übernahm. 1950 wurde Naumann Leiterin der Landesfrauengruppe der CDU-Nordbaden, 1959 Vorstandsmitglied der Landesfrauenvereinigung und Mitglied des CDU-Landesvorstands. Zudem amtierte sie als stellvertretende Landesvorsitzende der CDU-Nordbaden. Der Schwerpunkt ihres Betätigungsfelds lag im sozialen Bereich, so etwa in der Mitarbeit bei der Karlsruher Frauengruppe oder den konfessionellen Frauenverbänden. Mit mehreren politisch engagierten Frauen dieser Zeit wie Anna Walch, Melitta Schöpf oder Hanne Landgraf war Naumann über die Parteigrenzen hinweg freundschaftlich oder kollegial verbunden. 1947 hatte Naumann auf einem hinteren Listenplatz für den Karlsruher Gemeinderat kandidiert, zog daher erst bei der nächsten Wahl 1953 besser platziert als zweite Christdemokratin nach Anna Walch in den Gemeinderat ein.

Naumann sah sich selbst nicht als entschiedene Verfechterin der Frauenemanzipation. Ihr Politikverständnis war eher durch eine traditionelle Rollenverteilung gekennzeichnet, nach der Frauen in erster Linie im sozialen Bereich arbeiten, und nicht in sämtlichen Bereichen und Ämter des politischen Betriebs aktiv sein sollten. In diesem Sinne wirkte sie als Stadträtin auch besonders im Krankenhausausschuss, wo sie sich Fragen der modernen Hygiene, des Krankenhausbaus sowie der Müttergenesung und den Anliegen des Krankenhauspersonals widmete. Außerdem wirkte sie im Beirat für die Höheren Schulen und im Verwaltungsrat der Musikhochschule mit.

1965 schied Naumann aus dem Gemeinderat aus und wurde als erste Frau Ehrenmitglied des CDU-Kreisverbands Karlsruhe. Für ihre kommunalpolitischen Verdienste erhielt sie 1969 das Bundesverdienstkreuz.

René Gilbert 2015

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten.

Literatur

Barbara Guttmann: "Zwischen Trümmern und Träumen". Karlsruherinnen in Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, Karlsruhe 1997, S. 89-92 http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/truemmern (Zugriff am 22. Dezember 2015); Dies.: "Den weiblichen Einfluss geltend machen ..." Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1955, Karlsruhe 2000, S. 102-118 (=Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 21) http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/guttmann2000 (Zugriff am 22. Dezember 2015).