Menü
Suche

De:Lexikon:bio-0606: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 13: Zeile 13:


==Literatur==
==Literatur==
Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): „Dass die Frauen bessere Democraten, geborene Democraten seyen...“ Henriette Obermüller-Venedey. Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871, Karlsruhe 1999 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 7); dies.: Henriette Obermüller-Venedey (1817 - 1893): der Weg einer "fanatischen Demokratin" und frühen Frauenrechtlerin zwischen Französischer Junirevolution und Deutscher Reichsgründung; "Bekümmere mich sehr um Politik und hab' mein Vaterland recht lieb" - Leben und Werk einer Revolutionärin, Autorin und Unternehmerin. In: Akteure im Umbruch. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49, hrsg. von Walter Schmidt, Helmut Bleiber u. Susanne Schölz, Bd. 2, Berlin 2007, S. 473-518.
Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): „Dass die Frauen bessere Democraten, geborene Democraten seyen...“ Henriette Obermüller-Venedey. Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871, Karlsruhe 1999 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 7) http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/obermueller (Zugriff am 22. Dezember 2015); dies.: Henriette Obermüller-Venedey (1817 - 1893): der Weg einer "fanatischen Demokratin" und frühen Frauenrechtlerin zwischen Französischer Junirevolution und Deutscher Reichsgründung; "Bekümmere mich sehr um Politik und hab' mein Vaterland recht lieb" - Leben und Werk einer Revolutionärin, Autorin und Unternehmerin. In: Akteure im Umbruch. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49, hrsg. von Walter Schmidt, Helmut Bleiber u. Susanne Schölz, Bd. 2, Berlin 2007, S. 473-518.

Version vom 23. Dezember 2015, 11:22 Uhr

Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 2000.

Henriette Obermüller-Venedey

Demokratin, Revolutionärin, Gastwirtin, * 5. April 1817 Karlsruhe, † 20. Mai 1893 Oberweiler/Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, ev., ∞ 1. 1837 Gustav August Obermüller, 2. 1854 Jakob Venedey, 2 Söhne.

Die Beamtentochter verbrachte eine behütete Kindheit und Jugend in Karlsruhe, geprägt allerdings von der kritischen Einstellung ihres Vaters gegenüber Adel und Klerus, die auch ihre Brüder und Vettern teilten. Auf Betreiben des Vaters wurde Henriette Obermüller in der Schulzeit von 1823-1829 in Naturwissenschaften und Altphilologie unterrichtet. 1837 heiratete sie ihren ebenfalls demokratisch gesinnten Cousin Gustav Obermüller und ging mit ihm nach Le Havre, wo er für eine Auswanderungsagentur arbeitete. 1845 kehrte sie mit ihrem Mann nach Baden zurück und baute in Durlach einen Weinhandel auf.
Das trotz der Untreue des Mannes zusammenbleibende Paar besuchte in der Folgezeit Sitzungen der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung im Ständehaus in Karlsruhe und nahm Kontakt zu liberalen, demokratisch-republikanischen Kreisen auf, die sich auch in ihrem Haus trafen. Sie beteiligten sich auch an der Neuorganisation der Bürgerwehr in Durlach und nahmen an öffentlichen Versammlungen im Zusammenhang mit der Badischen Revolution und dieser nahe stehenden Vereinen teil. 1849 besuchte sie die Schwurgerichtsprozesse gegen die Teilnehmer der gescheiterten April- und Septemberaufstände und stand in Gedankenaustausch mit Lorenz Brentano und Joseph Fickler. Als Präsidentin des revolutionären „Vereins der Demokratinnen Durlachs“ übergab sie vor der Schlacht bei Waghäusel dem Freiwilligen-Bataillon der Durlacher Turner eine Rote Fahne mit dem von ihr eingestickten Spruch „Siegen oder Tod“. Nach der Niederlage der Revolutionäre bei Waghäusel floh sie nach Ettlingen und - inzwischen steckbrieflich gesucht - weiter ins französische Lauterburg sowie in die Schweiz. Ihr Haus in Durlach war von preußischen Truppen geplündert, ihr Vermögen von badischen Behörden beschlagnahmt worden. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie wegen Hochverrats angeklagt, beide stellten sich im November 1849 und wurden im Durlacher Stadtgefängnis inhaftiert. Henriette Obermüller wurde am 8. Januar 1850 auf Kaution entlassen und aus Durlach nach Karlsruhe ausgewiesen, wo sie für zwei Jahre unter polizeilicher Aufsicht stand. Ihr Mann wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt und nach einem Jahr gegen Kaution entlassen. Er starb bereits 1853 an Tuberkulose, die er sich im Gefängnis zugezogen hatte.
Nach ihrer zweiten Heirat mit Jakob Venedey zog sie nach Stationen in Zürich und Heidelberg 1860 nach Oberweiler in den Schwarzwald, wo sie als Pensionswirtin das Leben der Familie finanzierte, während ihr Mann als Privatdozent arbeitete. Nebenbei engagierte sie sich ab 1866 für die Gleichstellung der Frau in der „Association internationale des femmes“ und schrieb für verschiedene Zeitungen. Sie und ihr Mann traten für einen frei gewählten Reichstag, eine demokratisch-republikanische Verfassung und eine deutsche Einigung unter Einschluss Österreichs ein.
Nach dem Tod ihres Mannes 1871 zog sich Henriette Obermüller-Venedey aus allen politischen Aktivitäten zurück und konzentrierte sich auf das Führen des Gasthauses und die schulische und berufliche Entwicklung der Söhne.
Die Stadt Karlsruhe benannte 2000 die Henriette-Obermüller-Straße nach ihr.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): „Dass die Frauen bessere Democraten, geborene Democraten seyen...“ Henriette Obermüller-Venedey. Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871, Karlsruhe 1999 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 7) http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/obermueller (Zugriff am 22. Dezember 2015); dies.: Henriette Obermüller-Venedey (1817 - 1893): der Weg einer "fanatischen Demokratin" und frühen Frauenrechtlerin zwischen Französischer Junirevolution und Deutscher Reichsgründung; "Bekümmere mich sehr um Politik und hab' mein Vaterland recht lieb" - Leben und Werk einer Revolutionärin, Autorin und Unternehmerin. In: Akteure im Umbruch. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49, hrsg. von Walter Schmidt, Helmut Bleiber u. Susanne Schölz, Bd. 2, Berlin 2007, S. 473-518.