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Emil Zittel

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Emil Zittel, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1784.

Emil Zittel

Stadtpfarrer, Dekan, * 14. August 1831 Lörrach, † 23. Januar 1899 Karlsruhe, ev., ∞ 1857 Amalie Diemer.

Emil Zittel wuchs als ältester von drei Brüdern in einem Pfarrhaushalt in Balingen auf. Das Abitur legte er in Heidelberg ab, wo sein Vater Karl 1847 Stadtpfarrer wurde. Zittel studierte Theologie in Heidelberg bei Richard Rothe und Carl Christian Ullmann und in Jena bei Leopold Immanuel Rückert und Karl August Hase. Nach dem Examen trat er 1855 als Vikar in Durlach und Pfarrverweser in Ettlingen in den badischen Kirchendienst ein. 1862 wurde er zusammen mit Emil Frommel zum Stadtpfarrer in Karlsruhe ernannt. Wegen seiner gleichermaßen gut ausgebildeten Fähigkeiten als Lehrer, Prediger und Seelsorger wechselte er 1874 vom Pfarrer der Augartenpfarrei an die Stadtkirche und wurde gleichzeitig von der Diözesansynode zum Dekan gewählt.

Wie sein Vater gehörte Zittel zu den Vertretern einer liberalen Richtung des Protestantismus, was ihm das Vertrauen und die Sympathie seiner Gemeinde einbrachte. Zudem engagierte sich Zittel als Mitglied im Karlsruher Ortsschulrat sowie im Armenrat und übernahm das Amt des Vorsitzenden des evangelischen Kirchengemeinderats.

1867 wurde er Redakteur des süddeutschen evangelisch-protestantischen Wochenblatts. Im kirchlich-administrativen Bereich nahm Zittel eine einflussreiche Stellung ein, wobei er durch seine parteipolitische Unabhängigkeit einerseits und sein undogmatisches Glaubensverständnis andererseits die theologischen Gegensätze innerhalb der badischen Landeskirche auf der Grundlage gemeinschaftlicher Praxisarbeit zu versöhnen verstand und dadurch maßgeblich zum Zustandekommen von wichtigen Beschlüssen beitrug.

Als Vertreter seiner Diözese war Zittel 1876-1892 Mitglied der badischen Generalsynode, die ihn 1886 in ihren ständigen Ausschuss wählte. Dort wirkte er an verschiedenen Aufgaben mit, wie beispielsweise dem Verfassen des Katechismus.

Neben seiner Pfarrtätigkeit verfasste Zittel auch theologische bzw. religiöse Texte, wobei es ihm vornehmlich um die Belange der eigenen Gemeinde ging. Unter anderem veröffentlichte er einen Leitfaden für den Konfirmandenunterricht und übertrug die Bibel in allgemein verständliches Deutsch. Für seine Arbeit im kirchlichen und sozialen Bereich erhielt Zittel, der ein Liebhaber der Schweiz war und dort regelmäßig seinen Urlaub verbrachte, 1884 das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, 1886 die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg sowie kurz vor seiner Pensionierung 1896 den Titel Kirchenrat.

René Gilbert 2016

Quellen

Rings um die Jungfrau – Touristenblätter aus dem Berner Oberland und Oberwallis, Karlsruhe 1874; Aus Disentis – Reisebriefe, Karlsruhe 1879 (Autobiographische Schriften).

Werk

Evangelischer Religionsunterricht für Konfirmanden, Karlsruhe 1877; Familien-Bibel des Neuen Testamentes, 2 Bde. in vier Teilen, Karlsruhe 1880-1885; Die Entstehung der Bibel, 5. Aufl., Karlsruhe 1891; Die Schriften des Neuen Testaments, Karlsruhe 1894; Das Zeitalter Karl Friedrichs als Vorbereitung der Vereinigung der Lutherischen und der Reformierten Kirche im Großherzogtum Baden – ein Büchlein für das evangelische Volk, Heidelberg 1896 (= Bilder aus der Evangelisch-Protestantischen Landeskirche des Großherzogtums Baden Bd. 1); Das Reformationsjubiläum von 1817 und Die Union – ein Büchlein für das evangelische Volk, Heidelberg 1897.

Literatur

Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für das Jahr 1899, Jg. 12, Karlsruhe 1900, S. 109 f.; Wilhelm Hönig: Emil Zittel, in: Badische Biographien Bd. 5, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 853-857; Johannes Ehmann: Emil Zittel (1831-1899) – Stadtdekan und Bildner des evangelischen Volkes, in: Lebensbilder aus der Evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 2 Kirchenpolitische Richtungen, im Auftr. des Evang. Oberkirchenrats Karlsruhe hrsg. von Johannes Ehmann, Ubstadt-Weiher 2010, S. 260-275.