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De:Lexikon:bio-0762

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Allgeyer, Julius



Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 6.

Kupferstecher, Fotograf, Schriftsteller, * 31. März 1829 Haslach/Kinzigtal, † 6. September 1900 München, kath., ledig.

Nach dem Tod des Vaters 1833 zog die Familie nach Überlingen, wo Allgeyer die Höhere Bürgerschule besuchte. Ab 1843 absolvierte er in der lithografischen Anstalt Wilhelm Creuzbauer in Karlsruhe eine Ausbildung zum Kupferstecher. Ab 1848 arbeitete er als solcher in Freiburg, wo er sich an den revolutionären Unruhen beteiligte. Nach deren Niederschlagung musste er in die Schweiz fliehen. Bis zur Rückkehr nach Deutschland 1853 war er als Kupferstecher vor allem für die auf Heiligenbilder spezialisierte Kunstanstalt Benziger in Einsiedeln tätig. Mittels eines Staatsstipendiums setzte Allgeyer von 1854-1856 seine Ausbildung an der Kupferstecherschule der Düsseldorfer Akademie fort. Hier lernte er Johannes Brahms und Clara Schumann kennen, denen er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Ein zweites Stipendium ermöglichte ihm im Herbst 1856 eine Studienreise nach Rom. Dort lernte er über den 1790 in Karlsruhe geborenen und seit 1822 in Rom ansässigen Bildhauer Christian Lotsch Anselm Feuerbach kennen, für den er sich fortan einsetzte. Allgeyer kehrte im Frühjahr 1860 aus Italien nach Karlsruhe zurück und bemühte sich ohne Erfolg um eine Berufung Feuerbachs an die Badische Kunstschule. Wegen des schwindenden Absatzes an Kupferstichen und Lithografien eröffnete Allgeyer 1863 in der Langen Straße, heute Kaiserstraße 163 ein fotografisches Atelier. 1865 stieg sein aus Zürich zugezogener Bruder Leo in das Geschäft ein, noch im selben Jahr bezogen sie neue Räumlichkeiten in der Langen Straße 233. Neben künstlerischen Porträtfotografien gab Allgeyer auch fotografisch reproduzierte Gemälde von Feuerbach und Johann Wilhelm Schirmer unter anderem bei Johann Velten in Karlsruhe heraus. Ab 1864 traf er regelmäßig mit Clara Schumann, Hermann Levi und Johannes Brahms in Baden-Baden oder Karlsruhe zusammen. Während Brahms' etwa dreimonatigem Aufenthalt bei Allgeyer in Karlsruhe 1866 komponierte dieser einen großen Teil des 1869 unter Hermann Levi in Karlsruhe uraufgeführten „Deutschen Requiems“. Im November 1869 eröffnete Allgeyer mit seinem Bruder Leo ein Filial-Atelier in Rastatt. 1872 gab er das Fotoatelier in Karlsruhe auf - die Rastatter Zweigstelle übernahm Ernst Ackermann - und übersiedelte nach München. Dort arbeitete er von 1872-1880 und, nachdem der eigenen Münchner Lichtdruckanstalt kein Erfolg beschieden war, nochmals von 1887-1892 in der führenden deutschen Photographischen Anstalt Albert. 1894 gab er die erste Biografie über den 1880 verstorbenen Feuerbach heraus, die posthum 1904 durch Originalbriefe wesentlich erweitert in zweiter Auflage erschien. Die 1898 begonnene Biografie über Clara Schumann blieb durch Allgeyers Tod unvollendet, das Manuskript ist verschollen.


Katja Förster 2014

Literatur:

Werke Handbuch über das Lichtdruckverfahren. Leipzig 1881; Anselm Feuerbach. Sein Leben und seine Kunst, Berlin 1904. Literatur: Manfred Hildenbrand: Julius Allgeyer (1829-1900). Kupferstecher, Pionier der Fotografie und Biograph Anselm Feuerbachs, in: Badische Heimat, 1989, S. 75-92; Marion Harder-Merkelbach, Roswitha Lamberts, Michael Brunner (Hrsg.): Robert und Clara Schumann. Romantische Entdeckungen, Petersberg 2010.