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De:Lexikon:bio-0780

Eugen Keidel im November 1954, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A3/42/6/35.

Eugen Keidel

Politiker, * 4. September 1909 Sandhofen/Mannheim, † 31. Dezember 1991 Freiburg i. Br., ev., ∞ 1. 1938 Liselotte Beuscher (geschieden), 2. 1954 Claire Schöchle Wittmer, 3 Kinder aus erster Ehe.

Keidel stammte aus einer liberalen badischen Familie, sein Vater war Diplomlandwirt und Präsident einer landwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation. Volksschule und Realgymnasium absolvierte er in Mannheim und legte nach dem Umzug der Eltern nach Karlsruhe am Humboldt-Realgymnasium das Abitur ab. Das 1929 begonnene Studium der Rechts- und Staatswissenschaften sowie der Volkswirtschaft in Freiburg, München, Berlin und Heidelberg schloss Keidel 1935/39 mit dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen und 1937 mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Nach dem Referendariat in der badischen Justizverwaltung (1935-1938) arbeitete Keidel bis Mitte 1946 als Abteilungsleiter der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG in Magdeburg. 1937 war er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten und Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) geworden. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er zuerst als Mitläufer, dann als Entlasteter eingestuft.

1947 kehrte Keidel nach Baden zurück und trat im Juli 1947 in den Dienst der Stadt Karlsruhe. Von der Wirtschafts- und Versicherungsverwaltung wechselte er bald in das Rechtsamt, ehe er 1952 Schul- und Kulturreferent wurde. In seiner gut zehnjährigen Amtszeit gelang es ihm, das zu jener Zeit wenig ausgeprägte städtische Kulturleben wiederzubeleben. So war Keidel verantwortlich für die Aufnahme des Spielbetriebs und die Programmgestaltung der Karlsruher Kleinbühnen, die Organisation der Karlsruher Kulturpreise sowie für die Herausgabe der Kulturberichte der Stadt. Zudem trieb er den Bau neuer Schulgebäude, vornehmlich im Volksschulbereich, voran. Verdienste erwarb er sich auch durch den Ausbau der Städtepartnerschaft Karlsruhe-Nancy.

Im Oktober 1962 wurde Keidel, der zuvor der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) beigetreten war, zum Oberbürgermeister der Stadt Freiburg i. Br. gewählt. Marksteine seiner 20-jährigen Amtszeit waren die Ausdehnung der Stadt nach Westen durch den Bau neuer Stadtteile, die Errichtung des Thermalbades (Eugen-Keidel-Bad), der Ausbau des Stadtrings und die Anlage einer Fußgängerzone als einer der ersten in Deutschland sowie die Eingemeindung mehrerer Ortschaften im Zuge der Verwaltungsreform des Landes. Als dienstältestes Stadtoberhaupt der Bundesrepublik trat er 1982 in den Ruhestand.

Neben der Ehrenbürgerwürde Freiburgs erhielt Keidel weitere Auszeichnungen, darunter den Titel eines Ehrensenators der Universität Freiburg 1969, den Officier dans l'Ordre des Palmes Académiques 1974 sowie die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg 1980. Nach ihm benannt ist der 1981 errichtete Eugen-Keidel-Turm auf dem Schauinsland.

René Gilbert 2014

Quellen

Stadt Karlsruhe, Personal- und Organisationsamt: Personalakte Eugen Keidel; Stadtarchiv Freiburg K1/48 (Nachlass Eugen Keidel).

Werk

Die Regelung des landwirtschaftlichen Mobiliarkredits, Diss. Heidelberg, 1937.

Literatur

Freiburger Biographien, hrsg. von Peter Kalchthaler und Walter Preker, Freiburg 2002, S. 322 f.; Christiane Pfanz-Sponagel: Keidel, Eugen, Jurist, Oberbürgermeister, in: Baden-Württembergische Biographien VI, hrsg. von Fred Sepaintner, Stuttgart 2016, S. 233-238.