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De:Lexikon:bio-0793: Unterschied zwischen den Versionen

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Theodor Pöschl wuchs als Sohn eines Physikers an der Technischen Hochschule (TH) in Graz auf. Nach dem Abitur 1899 studierte er dort Maschinenbau. Nach einer vom einjährigen Militärdienst unterbrochenen Assistententätigkeit am Lehrstuhl für Mechanik und Elektrotechnik an der steiermärkischen Montanistischen Hochschule in Leoben und an der Grazer TH 1904-1912, wurde er nach Promotion 1907 und Habilitation 1910 als außerordentlicher Professor 1912 an die Deutsche TH in Prag berufen und 1916 zum ordentlichen Professor ernannt. In Prag blieb der Weltkriegsteilnehmer auch nach der Auflösung Österreich-Ungarns und wurde 1924/25 zum Rektor der Hochschule gewählt.
Theodor Pöschl wuchs als Sohn eines Physikers an der Technischen Hochschule (TH) in Graz auf. Nach dem Abitur 1899 studierte er dort Maschinenbau. Nach einer vom einjährigen Militärdienst unterbrochenen Assistententätigkeit am Lehrstuhl für Mechanik und Elektrotechnik an der steiermärkischen Montanistischen Hochschule in Leoben und an der Grazer TH 1904-1912, wurde er nach Promotion 1907 und Habilitation 1910 als außerordentlicher Professor 1912 an die Deutsche TH in Prag berufen und 1916 zum ordentlichen Professor ernannt. In Prag blieb der Weltkriegsteilnehmer auch nach der Auflösung Österreich-Ungarns und wurde 1924/25 zum Rektor der Hochschule gewählt.


Seine Lehr- und Forschungstätigkeit galt als innovativ, Pöschl publizierte auch zahlreiche Lehrbücher. Dies war der Grund seiner Berufung als Professor für Mechanik und angewandte Mathematik an die <lex id="ins-0909">Technische Hochschule</lex> Karlsruhe zum 1. April 1928. 1937 erfolgte seine Entlassung mit der Begründung „jüdisch versippt“ zu sein, da seine Ehefrau jüdischer Herkunft war. Beiden wurden die Pässe entzogen. Pöschl arbeitete 1942-1945 als Ingenieur bei den <lex id="ins-0090">Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM)</lex> in Karlsruhe. Sofort nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde er im Sommer 1945 an der TH wieder eingesetzt und bekleidete 1946/47 das Amt des Rektors. Sein Einsatz für den Wiederaufbau der TH blieb im Gedächtnis, 1952 emeritierte er. Pöschl und seine Ehefrau, deren Tod wenige Wochen später sein eigener folgte, waren literatur- und musikbegeistert, so gehörte er dem Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters an.
Seine Lehr- und Forschungstätigkeit galt als innovativ, Pöschl publizierte auch zahlreiche Lehrbücher. Dies war der Grund seiner Berufung als Professor für Mechanik und angewandte Mathematik an die <lex id="ins-0909">Technische Hochschule</lex> Karlsruhe zum 1. April 1928. 1937 erfolgte seine Entlassung mit der Begründung „jüdisch versippt“ zu sein, da seine Ehefrau jüdischer Herkunft war. Beiden wurden die Pässe entzogen. Pöschl arbeitete 1942-1945 als Ingenieur bei den <lex id="ins-1869">Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM)</lex> in Karlsruhe. Sofort nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde er im Sommer 1945 an der TH wieder eingesetzt und bekleidete 1946/47 das Amt des Rektors. Sein Einsatz für den Wiederaufbau der TH blieb im Gedächtnis, 1952 emeritierte er. Pöschl und seine Ehefrau, deren Tod wenige Wochen später sein eigener folgte, waren literatur- und musikbegeistert, so gehörte er dem Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters an.


<div style="text-align:right;">''Jürgen Schuhladen-Krämer 2014''</div>
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Version vom 24. Juli 2022, 09:22 Uhr


Theodor Pöschl 1930, KIT-Archiv Karlsruhe 28010 I, 2718.

Theodor Michael Friedrich Pöschl

Mathematiker und Maschinenbauingenieur, Hochschullehrer, * 6. September 1882 Graz, † 1. Oktober 1955 Rimini/Italien, kath., ∞ 1910 Marta Mitzky (1885-1955), 4 Kinder.

Theodor Pöschl wuchs als Sohn eines Physikers an der Technischen Hochschule (TH) in Graz auf. Nach dem Abitur 1899 studierte er dort Maschinenbau. Nach einer vom einjährigen Militärdienst unterbrochenen Assistententätigkeit am Lehrstuhl für Mechanik und Elektrotechnik an der steiermärkischen Montanistischen Hochschule in Leoben und an der Grazer TH 1904-1912, wurde er nach Promotion 1907 und Habilitation 1910 als außerordentlicher Professor 1912 an die Deutsche TH in Prag berufen und 1916 zum ordentlichen Professor ernannt. In Prag blieb der Weltkriegsteilnehmer auch nach der Auflösung Österreich-Ungarns und wurde 1924/25 zum Rektor der Hochschule gewählt.

Seine Lehr- und Forschungstätigkeit galt als innovativ, Pöschl publizierte auch zahlreiche Lehrbücher. Dies war der Grund seiner Berufung als Professor für Mechanik und angewandte Mathematik an die Technische Hochschule Karlsruhe zum 1. April 1928. 1937 erfolgte seine Entlassung mit der Begründung „jüdisch versippt“ zu sein, da seine Ehefrau jüdischer Herkunft war. Beiden wurden die Pässe entzogen. Pöschl arbeitete 1942-1945 als Ingenieur bei den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) in Karlsruhe. Sofort nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde er im Sommer 1945 an der TH wieder eingesetzt und bekleidete 1946/47 das Amt des Rektors. Sein Einsatz für den Wiederaufbau der TH blieb im Gedächtnis, 1952 emeritierte er. Pöschl und seine Ehefrau, deren Tod wenige Wochen später sein eigener folgte, waren literatur- und musikbegeistert, so gehörte er dem Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters an.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2014

Quellen

KIT-Archiv, 270002 Nachlass Pöschl; GLA 76/12991; 466/1399; 330/975.

Werk

Einführung in die Mechanik, Berlin 1917; Lehrbuch der technischen Mechanik für Ingenieure und Physiker, 2 Bde., Berlin 1930 und 1936; "Zukunftsaufgaben der Technischen Hochschulen". Festrede von Prof. Dr. Ing. Theodor Pöschl gehalten anlässlich der Übernahme des Rektorats am 18. Januar 1947, Karlsruher Akademische Reden, Neue Folge Nr. 2, Karlsruhe 1947 [StadtAK 8/StS 30/384]; Einführung in die analytische Mechanik, Karlsruhe 1949.

Literatur

Tobias Seidl: Personelle Säuberungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1933-1937, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 157, 2009, S. 429-492; Michael von Renteln: Die Mathematiker an der Technischen Hochschule Karlsruhe (1825-1945), Karlsruhe 2000, S. 257-269.