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De:Lexikon:bio-0807: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:bio-0807.jpg|200px|thumb|left|Franz Lust, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 8/9 (Quelle: Städtische Kinderklinik).]]


=Franz Lust=
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Version vom 25. Juni 2019, 10:40 Uhr


Franz Lust, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 8/9 (Quelle: Städtische Kinderklinik).

Franz Lust

Arzt, Leiter der Kinderklinik Karlsruhe, * 28. Juli 1880 Frankfurt a. M., † 23. März 1939 Baden-Baden, jüd., ev., ∞ 1910 Lilly Hamburger, 2 Kinder.

Der Sohn eines Frankfurter Rechtsanwalts legte 1898 sein Abitur am Realgymnasium ab und erwarb das für das Medizinstudium notwendige gymnasiale Abitur im 1. Semester seines Studiums. Dieses absolvierte er in Heidelberg, München und Berlin. 1904 promoviert, ging er nach Assistenzarztzeit in Wiesbaden 1907 nach Heidelberg an die Luisenheilanstalt (Universitäts-Kinderklinik), wo er sich 1913 im Fach Kinderheilkunde habilitierte. Während des Ersten Weltkriegs war Lust Oberarzt in der Kadettenanstalt in Karlsruhe, dann Chefarzt im Militärlazarett Heidelberg und auch Mitglied der Gefangenenaustauschkommission in Konstanz. Über Ernährung und psychische Belastungen der Kriegsgefangenschaft publizierte er Fachartikel.

Nach dem Krieg verlieh die Vorläufige Volksregierung Lust am 24. Februar 1919 den Titel eines außerordentlichen Professors und er wurde Geschäftsführer des Badischen Landesverbandes für Säuglings- und Kleinkinderfürsorge. Der bereits vor 1918 gefasste Plan, in Karlsruhe ein zentrales Kinderkrankenhaus einzurichten, wurde 1920 im ehemaligen Viktoria-Pensionat mit Franz Lust als Klinikdirektor umgesetzt. Lust genoss in Fachkreisen hohes Ansehen und war wegen seines Umgangs bei Kindern und ihren Müttern sehr beliebt.

Lust und seine Ehefrau Lilly Lust waren sehr kunstsinnig und musikalisch, er war unter anderem Mitglied der Theaterkommission für das Badische Landestheater (Badisches Staatstheater). In ihrem Wohnhaus in der Bachstraße 19 veranstalteten sie Kammerkonzerte und traten auch bei Konzerten unter anderem in Kirchen auf.

Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde er 1933, da er im Ersten Weltkrieg nicht an der Front eingesetzt war, als Klinikleiter suspendiert. Danach praktizierte er in seiner Wohnung bis zum endgültigen Berufsverbot für jüdische Ärzte 1938. Die Familie übersiedelte dann nach Baden-Baden, von wo er nach der Reichspogromnacht bis zum 3. Dezember 1938 im KZ Dachau inhaftiert wurde. Lust sah als 59-jähriger ohne Englisch-Kenntnisse keine persönliche Perspektive in der geplanten USA-Emigration. Im Frühjahr 1939 nahm er sich das Leben.

1950 wurde die Kinderklinik am Durlacher Tor Franz-Lust-Kinderklinik benannt, ohne dass dies in das öffentliche Bewusstsein rückte. Mit der Verlegung der Kinderklinik auf das Hauptgelände des Städtischen Klinikums ging der Name verloren. 1960 ließ die Stadt die Urne aus Baden-Baden nach Karlsruhe überführen und in einem Ehrengrab beisetzen. 1995 wurde der nördliche Teil der bisherigen Blücherstraße in Franz-Lust-Straße umbenannt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2013

Quellen

GLA 235/2272; Staatsarchiv Freiburg F 196/1 Nr. 5764 und P 303/4 Nr. 2439.

Werk

Zahlreiche Fachpublikationen (bis 1922 aufgelistet in GLA 235/2272); Diagnostik und Therapie der Kinderkrankheiten. Mit spez. Arzneiverordnungen für das Kindesalter. Ein Taschenbuch f. d. praktischen Arzt, Wien, Berlin 1918 (als Pädiatrische Diagnostik und Therapie bis 1997 die 29. überarb. Aufl.).

Literatur

Frank Schindera (Hrsg.): Vom Großherzoglichen Viktoria-Pensionat zur Franz-Lust-Kinderklinik. 75 Jahre Kinder- und Kinderchirurgische Klinik Karlsruhe 1920-1995, Karlsruhe 1995; Vom Spital zum Klinikum. Städtische Gesundheitsversorgung in Karlsruhe, Karlsruhe 2007 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 29); Anke Mührenberg: Franz Lust, in: Gedenkbuch für die Karlsruher Juden (2005) http://gedenkbuch.informedia.de.