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Gustav Adolf Boettge

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Adolf Boettge 1907, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 61.

Gustav Adolf Boettge

Kapellmeister, Musikdirektor, Komponist, * 23. August 1848 Wittenberg/Lkr. Wittenberg, † 26. Januar 1913 Wiesbaden, ev.

Der Sohn eines Musikdirektors wuchs ab 1853 in Magdeburg auf, wo er die Realschule besuchte. Vom Vater früh in Klavier, Violine sowie in diversen Blasinstrumenten unterrichtet, konnte Boettge bereits mit 15 Jahren öffentlich als Pianist und Violinist auftreten. Seine musikalische Ausbildung erfolgte an der Herzoglichen Musikschule in Bernburg. 1866 erhielt er eine Anstellung in der Kapelle des Pommerschen Füsilier-Regiments Nr. 34 in Rastatt. 1869 ging er zum 1. Garde-Regiment zu Fuß in Potsdam, wo er in Kontakt mit dem militärischen Paradedienst kam. Zusätzlich nahm er in Berlin Unterricht im Kontrapunkt (Fuge & Canon). Bei Generalmusikdirektor Wilhelm Wieprecht lernte er die Übertragung größerer Musikwerke für Militärmusik. Auf dessen Empfehlung erhielt Boettge im Oktober 1869 eine Stelle als Oboist und Musiklehrer des Königlichen Kadettenkorps zu Berlin. 1869-1871 besuchte Boettge das Königliche Konservatorium.

Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs wurde Boettge 1871 von Wieprecht nach Karlsruhe geschickt, um dort mit 23 Jahren probeweise die Leitung der Kapelle des 1. Badischen Leib-Grenadier Regiments Nr. 109 zu übernehmen. In dieser Funktion gab Boettge regelmäßig Konzerte im Stadtgarten, in Gaststätten oder später in der Festhalle, die ihm und seiner Kapelle zu großer Popularität in der Region verhalfen. Am 1. Dezember 1871 wurde er offiziell zum Kapellmeister ernannt. In den folgenden Jahren konzertierte Boettge mit seinen 45 Musikern im gesamten Reichsgebiet. Unter seiner strengen militärischen Führung formte er sie zu einer der führenden Militärkapellen Deutschlands. Er brachte auch alte Militärmusik mit historischen Instrumenten zur Aufführung, womit er entscheidenden Einfluss auf die Entfaltung und Bedeutung des militärischen und zivilen Blasmusikwesens in Baden erlangte. Zum Repertoire gehörte auch klassische Musik, die Boettge für seine Kapelle arrangierte. Auch eigene Kompositionen von Ouvertüren, Potpourris und Märschen kamen zur Aufführung bei den Konzerten, die bis zu 1.500 Zuhörer besuchten. Bei Festveranstaltungen des Hauses Baden wie bei Staatsempfängen, aber auch bei Fastnachtsveranstaltungen trat die beliebte Kapelle in Karlsruhe regelmäßig auf.

Aufgrund seiner großen Leistungen wurde Boettge 1877 zum Militär-Musikdirigenten und 1892 zum Königlich-Preußischen Militär-Musikdirektor ernannt. Dazu erhielt er 27 Orden und Ehrenzeichen, darunter die Zivilverdienstmedaille des Königs von Württemberg 1892, die Silbermedaille des Ordens vom Zähringer Löwen 1911 sowie der schwedische Schwertorden.

Kurz nach seinem 40-jährigen Dienstjubiläum musste Boettge nach einem Schlaganfall seinen Posten 1912 aufgeben. Er starb 1913 während eines Kuraufenthalts. Sein Grab befindet sich auf dem Karlsruher Hauptfriedhof. In Grünwinkel wurde 1927 die Boettgestraße nach ihm benannt.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/StS 13/1730-1731; 11/DigN 04 (Nachlass Adolf Boettge); GLA 56/1254.

Werk

Hoch Großherzog Friedrich!, Parademarsch zur Hundertjahrfeier des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109, 1903; Fidele Fastnacht! Grosses närrisches Potpourri für Pianoforte mit humoristischem Text, 1886.

Literatur

Wolfgang und Armin Suppan: Das Blasmusik-Lexikon: Komponisten, Autoren, Werke, Literatur, Kraichtal 2009, S. 110; Adolf Boettge und die Musikkapelle des Großherzoglich Badischen Leibgrenadier-Regiments, in: Die Blasmusik 33 (1983), S. 233-235.