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Johann Nicolaus Friedrich Brauer

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Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1207.

Johann Nicolaus Friedrich Brauer

Beamter, Politiker, * 20. Februar 1754 Büdingen, † 17. November 1813 Karlsruhe, ev., ∞ 1. Friederike Hemeling († 1800), 6 Kinder, 2. Luise Preuschen, 3 Kinder.

Brauer stammte aus einer Beamtenfamilie und studierte Rechtswissenschaften in Gießen und Göttingen. 1774 trat er als Regierungsrat in die Dienste des badischen Markgrafen Karl Friedrich. Für Brauer bedeutete dies den Beginn einer erfolgreichen Laufbahn am badischen Hof, dem er zeit seines Lebens treu blieb. Über weite Strecken hatte Brauer großen politischen Einfluss auf die Entscheidungen des Monarchen. 1788 wurde er zum Geheimen Hofrat, 1790 zum Hofratsdirektor mit Sitz und Stimme im Geheimratskollegium, 1792 zum Wirklichen Geheimen Rat und Direktor des Kirchenrats ernannt. 1808 wurde Brauer Mitglied des Staatsrats und Ministerialdirektor im Justizministerium und 1809/10 Ministerialdirektor im Ministerium des Auswärtigen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schuf Brauer die wesentlichen Grundlagen für die staatliche Organisation des neugeschaffenen Kurfürstentums (1803) bzw. Großherzogtums Baden (1806). Mit den 13 Organisationsedikten von 1803 und den sieben Konstitutionsedikten ab 1807 schuf er die staats- und verwaltungsrechtlichen Voraussetzungen für das Zusammenwachsen der zahlreichen weltlichen und geistlichen Herrschaften, die der Markgrafschaft mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 zugesprochen wurden. Mit der entscheidend von ihm realisierten Anpassung des Code Napoleon an badische Verhältnisse schuf er 1810 ein weiteres Gesetzeswerk zur Beendigung der zersplitterten Rechtsverhältnisse im Land. Dazu veröffentlichte er von 1809-1812 auch eine sechs Bände umfassende Erläuterung. Das badische Landrecht hatte bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Deutschen Reich Bestand.

In der Kirchenpolitik zeigte Brauer, selbst von tiefer Frömmigkeit geprägt, Versuche eines Ausgleichs zwischen Orthodoxie und liberalem aufklärerischem Denken bei moderater staatlicher Kontrolle. Brauer leistete zudem bedeutende Pionierarbeit bei der Verwaltung des Archivwesens. Seine 1801 vorgelegte Archivordnung und die darin vorgenommene Gliederung nach Sachgruppen, die Brauerschen Rubriken, prägten die Arbeit des 1803 eingerichteten Generallandesarchivs bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

1897 wurde in Karlsruhe die Brauerstraße nach ihm benannt.

René Gilbert 2014

Werk

Auswahl: Abhandlung zur Erläuterung des Westfälischen Friedens, 3 Bde., Offenbach 1782-1785; Gedanken über Protestantismus und dessen Einfluß auf die Rechte der Kirchengewalt und der Religionslehrer, 1802.

Literatur

Willy Andreas: Brauer, Johann Nikolaus Friedrich, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 2, Berlin 1955, S. 542 f.; Christian Würtz: Johann Niklas Friedrich Brauer (1754 - 1813). Badischer Reformer in napoleonischer Zeit, Stuttgart 2005.