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De:Lexikon:bio-0926: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:bio-0926_8_PBS_oXI_137.jpg|200px|thumb|left|Hermann Höpker-Aschoff anlässlich der Eröffnung des Bundesverfassungsgerichts 1951 mit dem symbolischen Schlüssel des Gebäudes in der Hand, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXI 137.]]

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Seine Wahl zum preußischen Ministerpräsidenten im März 1925 lehnte Höpker-Aschoff ab und übernahm stattdessen bis zu seinem Rücktritt 1931 die Leitung des preußischen Finanzministeriums. In diesem Amt setzte er sich für eine zentrale Reichsfinanzverwaltung und die Neugliederung des Reiches zur Beseitigung der Vorherrschaft Preußens ein. Als Bevollmächtigter der preußischen Staatsregierung war er zudem führend an den Verhandlungen mit dem Vatikan über das Preußenkonkordat von 1929 beteiligt. 1929-1931 war Höpker-Aschoff führend an dem Zusammenschluss der DDP mit der Volksnationalen Reichsvereinigung und dem Jungdeutschen Orden zur Deutschen Staatspartei beteiligt, der allerdings nicht die erhofften Erfolge brachte. Die Ablehnung der von ihm favorisierten engeren personellen Verzahnung der preußischen Regierung mit der Reichsregierung führte 1931 zu seinem Rückzug aus der Politik.
Seine Wahl zum preußischen Ministerpräsidenten im März 1925 lehnte Höpker-Aschoff ab und übernahm stattdessen bis zu seinem Rücktritt 1931 die Leitung des preußischen Finanzministeriums. In diesem Amt setzte er sich für eine zentrale Reichsfinanzverwaltung und die Neugliederung des Reiches zur Beseitigung der Vorherrschaft Preußens ein. Als Bevollmächtigter der preußischen Staatsregierung war er zudem führend an den Verhandlungen mit dem Vatikan über das Preußenkonkordat von 1929 beteiligt. 1929-1931 war Höpker-Aschoff führend an dem Zusammenschluss der DDP mit der Volksnationalen Reichsvereinigung und dem Jungdeutschen Orden zur Deutschen Staatspartei beteiligt, der allerdings nicht die erhofften Erfolge brachte. Die Ablehnung der von ihm favorisierten engeren personellen Verzahnung der preußischen Regierung mit der Reichsregierung führte 1931 zu seinem Rückzug aus der Politik.


Von 1933-1940 lebte Höpker-Aschoff zurückgezogen in Bielefeld und widmete sich vor allem finanzwissenschaftlichen Studien. Trotz anfänglich versteckter Kritik am Nationalsozialismus trat er 1937 in die <lex id="ins-0324">Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> ein und wurde 1940-1944 Chefjurist der Abteilung VI der Haupttreuhandstelle Ost. Diese Behörde war zuständig für die Beschlagnahme und Verwaltung von Vermögen des polnischen Staates, polnischer Bürger und osteuropäischer Juden. Sie war Teil der nationalsozialistischen Vernichtungs- und Vertreibungspolitik in den „eingegliederten Ostgebieten“. Da er das Kirchenvermögen schonen wollte, wurde er 1944 versetzt.
Von 1933-1940 lebte Höpker-Aschoff zurückgezogen in Bielefeld und widmete sich vor allem finanzwissenschaftlichen Studien. Trotz anfänglich versteckter Kritik am Nationalsozialismus trat er 1937 in die <lex id="ins-0324">Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> ein und wurde 1940-1944 Chefjurist der Abteilung VI der Haupttreuhandstelle Ost. Diese Behörde war zuständig für die Beschlagnahme und Verwaltung von Vermögen des polnischen Staates, polnischer Bürger und osteuropäischer Juden. Sie war Teil der nationalsozialistischen Vernichtungs- und Vertreibungspolitik in den „eingegliederten Ostgebieten“. Da er das Kirchenvermögen schonen wollte, wurde er 1944 versetzt. Wegen dieser Tätigkeit verhinderte die britische Besatzungsbehörde 1945/46 seine Ernennung zum ersten nordrhein-westfälischen Finanzminister im Kabinett von Ministerpräsident Rudolf Amelunxen.


Dennoch konnte Höpker-Aschoff nach Kriegsende seine politische Karriere fortsetzen: Er wurde 1945 Generalreferent für Finanzen in der westfälischen Provinzialverwaltung, Mitglied des Parlamentarischen Rats, von Dezember 1948-1950 Mitglied des Bundesvorstands der Freien Demokratischen Partei (FDP) und 1949 Mitglied des ersten Deutschen Bundestags, wo er bis 1951 Vorsitzender des Finanz- und Steuerausschusses war. Am 4. September 1951 wurde Höpker-Aschoff zum ersten Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts gewählt. In seiner kurzen Amtszeit konnte er das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit der jungen Bundesrepublik stärken.
Dennoch konnte Höpker-Aschoff nach Kriegsende seine politische Karriere fortsetzen: Er wurde 1945 Generalreferent für Finanzen in der westfälischen Provinzialverwaltung, Mitglied des Parlamentarischen Rats, von Dezember 1948-1950 Mitglied des Bundesvorstands der Freien Demokratischen Partei (FDP) und 1949 Mitglied des ersten Deutschen Bundestags, wo er bis 1951 Vorsitzender des Finanz- und Steuerausschusses war. Am 4. September 1951 wurde Höpker-Aschoff zum ersten Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts gewählt.
In Karlsruhe wurde 2006 eine Straße nach ihm benannt.


<div style="text-align:right;">''René Gilbert 2014''</div>
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Version vom 14. November 2018, 14:36 Uhr


Hermann Höpker-Aschoff anlässlich der Eröffnung des Bundesverfassungsgerichts 1951 mit dem symbolischen Schlüssel des Gebäudes in der Hand, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXI 137.

Hermann Höpker-Aschoff

Jurist, Politiker, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, * 31. Januar 1883 Herford/Westfalen, † 15. Januar 1954 Karlsruhe, ev., ∞ Martha Osterwald.

Höpker-Aschoff entstammte einem nationalliberalen, protestantischen Elternhaus, der Vater war Apotheker und Ratsherr. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Jena, München und Bonn (Promotion 1907, Assessor-Examen 1910) trat er in den preußischen Justizdienst ein und arbeitete als Amts- und Landrichter, ab 1921 als Oberlandesgerichtsrat in Hamm. 1921-1932 vertrat er die Deutsche Demokratische Partei (DDP) im preußischen Landtag, 1930-1932 war er Mitglied des Reichstags.

Seine Wahl zum preußischen Ministerpräsidenten im März 1925 lehnte Höpker-Aschoff ab und übernahm stattdessen bis zu seinem Rücktritt 1931 die Leitung des preußischen Finanzministeriums. In diesem Amt setzte er sich für eine zentrale Reichsfinanzverwaltung und die Neugliederung des Reiches zur Beseitigung der Vorherrschaft Preußens ein. Als Bevollmächtigter der preußischen Staatsregierung war er zudem führend an den Verhandlungen mit dem Vatikan über das Preußenkonkordat von 1929 beteiligt. 1929-1931 war Höpker-Aschoff führend an dem Zusammenschluss der DDP mit der Volksnationalen Reichsvereinigung und dem Jungdeutschen Orden zur Deutschen Staatspartei beteiligt, der allerdings nicht die erhofften Erfolge brachte. Die Ablehnung der von ihm favorisierten engeren personellen Verzahnung der preußischen Regierung mit der Reichsregierung führte 1931 zu seinem Rückzug aus der Politik.

Von 1933-1940 lebte Höpker-Aschoff zurückgezogen in Bielefeld und widmete sich vor allem finanzwissenschaftlichen Studien. Trotz anfänglich versteckter Kritik am Nationalsozialismus trat er 1937 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und wurde 1940-1944 Chefjurist der Abteilung VI der Haupttreuhandstelle Ost. Diese Behörde war zuständig für die Beschlagnahme und Verwaltung von Vermögen des polnischen Staates, polnischer Bürger und osteuropäischer Juden. Sie war Teil der nationalsozialistischen Vernichtungs- und Vertreibungspolitik in den „eingegliederten Ostgebieten“. Da er das Kirchenvermögen schonen wollte, wurde er 1944 versetzt. Wegen dieser Tätigkeit verhinderte die britische Besatzungsbehörde 1945/46 seine Ernennung zum ersten nordrhein-westfälischen Finanzminister im Kabinett von Ministerpräsident Rudolf Amelunxen.

Dennoch konnte Höpker-Aschoff nach Kriegsende seine politische Karriere fortsetzen: Er wurde 1945 Generalreferent für Finanzen in der westfälischen Provinzialverwaltung, Mitglied des Parlamentarischen Rats, von Dezember 1948-1950 Mitglied des Bundesvorstands der Freien Demokratischen Partei (FDP) und 1949 Mitglied des ersten Deutschen Bundestags, wo er bis 1951 Vorsitzender des Finanz- und Steuerausschusses war. Am 4. September 1951 wurde Höpker-Aschoff zum ersten Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts gewählt. In Karlsruhe wurde 2006 eine Straße nach ihm benannt.

René Gilbert 2014

Werk

Geld und Gold, 1939; Geld und Währungen, 1948.

Literatur

Günther Grünthal: Höpker-Aschoff, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 9, Berlin 1972, S. 349 f.; Thomas Aders: Die Utopie vom Staat über den Parteien. Biographische Annäherungen an Hermann Höpker-Aschoff (1883–1954), Frankfurt a. M. u. a. 1994; Frank Spieker: Hermann Höpker-Aschoff – Vater der Finanzverfassung, Berlin 2004.