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De:Lexikon:bio-0950: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem frühen Tod seiner Eltern, der Vater war Gerichtsschreiber, musste Lorenz den Besuch des Gymnasiums beenden und trat eine Lehre als Schmied an. Nach deren Abschluss arbeitete er in Hagen, Berlin, Bielefeld und seit 1870 in einer Zündhütchen- und Tonwarenfabrik in einem Vorort von Hannover. Mit seinem dort erworbenen Wissen über die Maschinen und Werkzeuge einer Munitionsfabrik kam er 1875 als Ingenieur zur Patronenfabrik Henry Ehrmann & Co. in Karlsruhe.
Nach dem frühen Tod seiner Eltern, der Vater war Gerichtsschreiber, musste Lorenz den Besuch des Gymnasiums beenden und trat eine Lehre als Schmied an. Nach deren Abschluss arbeitete er in Hagen, Berlin, Bielefeld und seit 1870 in einer Zündhütchen- und Tonwarenfabrik in einem Vorort von Hannover. Mit seinem dort erworbenen Wissen über die Maschinen und Werkzeuge einer Munitionsfabrik kam er 1875 als Ingenieur zur Patronenfabrik Henry Ehrmann & Co. in Karlsruhe.


Rasch wurde Lorenz Geschäftsführer und Prokurist der Firma und konnte sie 1878 mit Hilfe des Karlsruher Bankhauses <lex id="bio-0548">Eduard Koelle</lex> erwerben. Er nannte die Firma nun Deutsche Metallpatronenfabrik Lorenz und entwickelte sie dank eigener Innovationen zu einem weltweit operierenden Unternehmen der Munitionsindustrie mit 500 Beschäftigten in Karlsruhe. Er konstruierte und baute eigene Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von Geschosshülsen sowie von leichter und schwerer Munition und verkaufte komplette Fabrikanlagen auch nach China und Japan. 1889 entschloss sich Lorenz zum Verkauf der Munitionsfabrik und der 1883 gegründeten Maschinenfabrik mit all seinen Patenten an ein Berliner Konsortium. Die Firma wurde Teil der <lex id="ins-0090">Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG</lex>.
Rasch wurde Lorenz Geschäftsführer und Prokurist der Firma und konnte sie 1878 mit Hilfe des Karlsruher Bankhauses <lex id="bio-0548">Eduard Koelle</lex> erwerben. Er nannte die Firma nun Deutsche Metallpatronenfabrik Lorenz und entwickelte sie dank eigener Innovationen zu einem weltweit operierenden Unternehmen der Munitionsindustrie mit 500 Beschäftigten in Karlsruhe. Er konstruierte und baute eigene Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von Geschosshülsen sowie von leichter und schwerer Munition und verkaufte komplette Fabrikanlagen auch nach China und Japan. 1889 entschloss sich Lorenz zum Verkauf der Munitionsfabrik und der 1883 gegründeten Maschinenfabrik mit all seinen Patenten an ein Berliner Konsortium. Die Firma wurde Teil der <lex id="ins-1869">Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG</lex> (DWM).


Das ungebrochene Interesse von Lorenz galt neuen Herausforderungen als Konstrukteur. Schon 1888 hatte er nach Bekanntschaft mit Gottfried Daimler in seinem Wohnhaus eine Motorenwerkstatt eingerichtet. In der 1890 gegründeten Daimler Motorengesellschaft wurde er größter Aktionär und Mitglied des Aufsichtsrats. 1891 kaufte er in Ettlingen eine Blechwarenfabrik, ab 1893 die Maschinenfabrik Lorenz, die vor allem Werkzeugmaschinen für einen internationalen Markt herstellte. Und er plante, die Motorenproduktion von Daimler in Ettlingen anzusiedeln. Auch wenn dies letztlich nicht gelang, trug er doch mit eigenen Entwicklungen für Lenkung und Getriebe zur technischen Verbesserung des Automobils bei.
Das ungebrochene Interesse von Lorenz galt neuen Herausforderungen als Konstrukteur. Schon 1888 hatte er nach Bekanntschaft mit Gottfried Daimler in seinem Wohnhaus eine Motorenwerkstatt eingerichtet. In der 1890 gegründeten Daimler Motorengesellschaft wurde er größter Aktionär und Mitglied des Aufsichtsrats. 1891 kaufte er in Ettlingen eine Blechwarenfabrik, ab 1893 die Maschinenfabrik Lorenz, die vor allem Werkzeugmaschinen für einen internationalen Markt herstellte. Und er plante, die Motorenproduktion von Daimler in Ettlingen anzusiedeln. Auch wenn dies letztlich nicht gelang, trug er doch mit eigenen Entwicklungen für Lenkung und Getriebe zur technischen Verbesserung des Automobils bei.

Version vom 24. Juli 2022, 09:32 Uhr


Wilhelm Lorenz

Fabrikant, Konstrukteur, * 15. Oktober 1842 Geseke/Lkr. Soest, † 29. August 1926 Karlsruhe, ev., ∞ 1873 Friederike Emilie, 3 Kinder.

Nach dem frühen Tod seiner Eltern, der Vater war Gerichtsschreiber, musste Lorenz den Besuch des Gymnasiums beenden und trat eine Lehre als Schmied an. Nach deren Abschluss arbeitete er in Hagen, Berlin, Bielefeld und seit 1870 in einer Zündhütchen- und Tonwarenfabrik in einem Vorort von Hannover. Mit seinem dort erworbenen Wissen über die Maschinen und Werkzeuge einer Munitionsfabrik kam er 1875 als Ingenieur zur Patronenfabrik Henry Ehrmann & Co. in Karlsruhe.

Rasch wurde Lorenz Geschäftsführer und Prokurist der Firma und konnte sie 1878 mit Hilfe des Karlsruher Bankhauses Eduard Koelle erwerben. Er nannte die Firma nun Deutsche Metallpatronenfabrik Lorenz und entwickelte sie dank eigener Innovationen zu einem weltweit operierenden Unternehmen der Munitionsindustrie mit 500 Beschäftigten in Karlsruhe. Er konstruierte und baute eigene Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von Geschosshülsen sowie von leichter und schwerer Munition und verkaufte komplette Fabrikanlagen auch nach China und Japan. 1889 entschloss sich Lorenz zum Verkauf der Munitionsfabrik und der 1883 gegründeten Maschinenfabrik mit all seinen Patenten an ein Berliner Konsortium. Die Firma wurde Teil der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM).

Das ungebrochene Interesse von Lorenz galt neuen Herausforderungen als Konstrukteur. Schon 1888 hatte er nach Bekanntschaft mit Gottfried Daimler in seinem Wohnhaus eine Motorenwerkstatt eingerichtet. In der 1890 gegründeten Daimler Motorengesellschaft wurde er größter Aktionär und Mitglied des Aufsichtsrats. 1891 kaufte er in Ettlingen eine Blechwarenfabrik, ab 1893 die Maschinenfabrik Lorenz, die vor allem Werkzeugmaschinen für einen internationalen Markt herstellte. Und er plante, die Motorenproduktion von Daimler in Ettlingen anzusiedeln. Auch wenn dies letztlich nicht gelang, trug er doch mit eigenen Entwicklungen für Lenkung und Getriebe zur technischen Verbesserung des Automobils bei.

Vor dem Ersten Weltkrieg zog sich Lorenz aus der unternehmerischen Tätigkeit zurück, blieb aber bis zu seinem Tod Mitglied des Aufsichtsrats, dessen Vorsitzender er 1903-1909 war. In Vorbereitung der 1926 erfolgten Vereinigung zur Daimler-Benz AG übernahm er zusätzlich einen Sitz im Aufsichtsrat der Benz & Cie.

In Karlsruhe wurde Lorenz 1910 zum Ehren­­­do­k­tor der Techni­­schen Hochschule (TH) ernannt, Ettlingen verlieh ihm 1919 die Ehrenbürgerwürde. An den erfolgreichen Unternehmer erinnert in Karlsruhe heute die Lorenzstraße aber auch die von ihm 1891 gestiftete Brunnenan­lage im Nymphen­­gar­ten.

Manfred Koch 2015

Literatur

Hermann Schäfer: Lorenz, Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 15, Berlin 1987, S. 179 f.