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De:Lexikon:bio-0960

Otto Ammann um 1920, KIT-Archiv Karlsruhe 28010 I, 2057.

Otto Ammann

Eisenbahn-Ingenieur, Professor, * 11. Juli 1879 Bruchsal, † 18. August 1933 Tegernsee/Lkr. Miesbach, kath., ∞ 1908 Edith Julia Kiss, 1 Tochter.

Nach dem Abitur in Bruchsal, wo sein Vater Gymnasialdirektor war, studierte Ammann 1897-1901 an den Technischen Hochschulen (TH) Karlsruhe und Dresden Bauingenieurwesen. Nach dem Examen 1902 als Jahrgangsbester bekam er seine erste Anstellung bei der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn, wo er maßgeblich am Bau des Güterbahnhofs in Freiburg beteiligt war. 1907 ließ Ammann sich vom Staatsdienst beurlauben, um eine Stelle als Assistent bei Prof. Reinhard Baumeister und als Dozent an der TH Karlsruhe anzutreten. 1911 erfolgte seine Promotion zum Dr. der Ingenieurwissenschaften. Nebenamtlich erstellte er für das bautechnische Büro der Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahn Entwürfe zu den Rangierbahnhöfen in Basel, Freiburg, Offenburg und Karlsruhe. Bereits 1912 wurde er Professor des Lehrstuhls für Straßen- und Eisenbahnwesen, welcher die Lehr- und Forschungsgebiete Erd-, Straßen- und Tunnelbau sowie das bis dahin von Friedrich Engesser (Eisenbahnbau) und Reinhard Baumeister (Eisenbahnbetrieb) getrennt unterrichtete Fach Eisenbahnwesen erstmals vereinte.

Unterbrochen wurde Ammanns akademische Laufbahn durch seinen Kriegsdienst, den er 1914–1918 als Batterieoffizier in den Vogesen leistete. Dabei befasste er sich in Praxis und Theorie mit Schießverfahren, in denen er die Einflüsse der Witterung und der Beschaffenheit des Geländes auf die Flugbahn von Geschossen untersuchte. Im Auftrag der Artillerie-Kommission erarbeitete er dann die später nach ihm benannten Schusstafeln.

In seiner nach Kriegsende wieder aufgenommenen Lehr- und Forschungstätigkeit beschäftigte sich Ammann insbesondere mit der Rangiertechnik und dem Eisenbahnober- und Straßendeckenbau. Für Letztere gründete er 1921 im neuen Bauingenieurgebäude ein eigenes Forschungsinstitut mit Labor. Dies machte die TH Karlsruhe in den 1920er-Jahren zur führenden deutschen Hochschule auf diesem Gebiet. 1920/21 amtierte Ammann zudem als Rektor der TH Karlsruhe.

Im Oktober 1924 legte Ammann im ehemaligen Zeughaus am Durlacher Tor einen Fuhrpark verschiedener Fahrzeuge und Modelle an, der die technische Entwicklung des Straßen-, Wasser-, Luft- und Eisenbahnverkehrs dokumentieren sollte. Diese Sammlung gilt als Geburtsstunde des Karlsruher Verkehrsmuseums.

An Otto Ammann erinnert die Mitte der 1990er-Jahre von seiner Tochter an der TH Karlsruhe gegründete Stiftung zur Förderung des akademischen Nachwuchses im Straßen-, Eisenbahn- und Verkehrswesen. Das Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) liegt am 2006 benannten Otto-Ammann-Platz 1.

René Gilbert 2015

Quellen

KIT-Archiv 21013/149, 27067 Nachlass Otto Ammann, 28002/5.

Werk

Die Leistungsfähigkeit von Ablaufanlagen auf Verschiebebahnhöfen in ihrer Abhängigkeit von den Gefällsverhältnissen, Diss. Karlsruhe 1911; Erläuterungen zu den graphischen Schusstafeln, Berlin 1917; Über die Ausgestaltung der Verschiebebahnhöfe. Eine kritische Studie, Berlin 1919; Die Aufgaben des Bauingenieurs beim Wiederaufbau unseres Eisenbahnwesens – Festrede bei der Feier der Übergabe des Rektorats der Badischen Technischen Hochschule Fridericiana, gehalten vom Rektor des Jahres 1920/21, Karlsruhe 1921.

Literatur

Friedrich Raab (Red.): Die TH Fridericiana Karlsruhe, Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 187 f.; Rudolf Klein: Ammann, Otto, in: Badische Biographien NF Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1982, S. 14-17.