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Willi Worch

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Am Rednerpult Kreisleiter Willi Worch bei einer Großkundgebung auf dem Platz der SA (heute Festplatz) am 1. Mai 1939, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 5/215a.

Willi Worch

Bierbrauer, NSDAP-Kreisleiter , * 26. Juli 1896 Straßburg, † 23. November 1972 Karlsruhe, ev., ∞ 1935 Erika Riedner, 4 Kinder.

Willi Worch wuchs als Sohn eines Schreinergesellen nach dem frühen Tod der Mutter in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach Beendigung der Volksschule 1911 konnte er ohne eigentliche Lehre 1914 in Kehl die Gesellenprüfung als Brauer ablegen und trat dann eine Stelle in Karlsruhe an. Kurz darauf meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und erlebte die Kämpfe unter anderem um Langemarck, Ypern, Verdun, die Vogesen und die Champagne mit. Er erlitt mehrfach Granatsplitterverletzungen und Gasvergiftungen, ohne dauernde Schäden zu erleiden.

Nach Kriegsende engagierte er sich in Karlsruhe gewerkschaftlich und wurde 1922 als Betriebsratsvorsitzender bei der Brauerei Schrempp-Printz gewählt. Nach einem Streit mit der Gewerkschaft wandte er sich 1923 völkisch-nationalen Gruppierungen zu. Worch gehörte zu den Mitbegründern der Sturmabteilung (SA) und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Baden und Karlsruhe und trat auch bei Schlägereien mit politischen Gegnern hervor, unter anderem bei der Rathausschlacht 1931. 1930 übernahm er die Leitung der Sektion Südstadt der NSDAP und wurde im gleichen Jahr zum Stadtverordneten gewählt und von seiner Fraktion zum Stadtrat bestimmt.

1932 wurde Worch NSDAP-Kreisleiter in Karlsruhe und 1936 auch noch für Ettlingen. Ihm unterstanden nun in der Kreisleitung 24 Amtsleiter und im Kreisgebiet etwa 6.000 politische Leiter. Seine große Machtstellung beruhte zudem auf dem Mitspracherecht bei der Besetzung der Bürgermeisterposten und der Stadträte seines Kreises. In Karlsruhe war er Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Gemeinderat 1933-1935 und nahm auch danach als Kreisleiter aktiv an den Stadtratssitzungen teil. Worch blieb bis Ende 1944 in seinem Amt, ehe ihn Gauleiter Robert Wagner wegen geringer Kompromisslosigkeit bei der Durchsetzung der Parteiinteressen ablöste.

Er gehörte zu jenen NS-Machthabern, die in ihrem Herrschaftsbereich das Unrechtssystem des "Dritten Reiches" forcierten. Er wandte sich schroff gegen Sozialdemokraten sowie Kommunisten und sorgte in Karlsruhe schon 1933 für eine deutlich antisemitische Haltung der Stadtverwaltung. Als Beisitzer des Volksgerichtshofs 1937-1944 hat er an mehreren Hochverrats- und Landesverratsprozessen teilgenommen, bei denen auch Todesurteile verhängt wurden.

Im April 1946 nahmen die Franzosen Worch in Frauenalb fest, wo er sich nach seiner Ablösung als Kreisleiter mit seiner Familie aufhielt. Bis 1948 blieb er in Internierungshaft, zuletzt in Ludwigsburg. Die Spruchkammer des Lagers stufte ihn 1948 angesichts entlastender Zeugnisse seines Einsatzes in Einzelfällen für NS-Verfolgte, darunter Alex Möller und Friedrich Töpper, als Minderbelasteten ein. In der Berufungsverhandlung 1950 wurde er als Belasteter verurteilt. Danach lebte Worch in Karlsruhe als Vertreter mehrerer Firmen in Mittelbaden.

Manfred Koch 2014

Quelle

GLA Zentrale Spruchkammer B/Sv/1969 (Spruchkammerakte Worch).

Literatur

Manfred Koch: "Überzeugter Nationalsozialist eigener Prägung". Willi Worch, NSDAP-Kreisleiter von Karlsruhe, in: Michael Kißener/Joachim Scholtyseck (Hrsg.): Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1997, S. 805-826.