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Johannes Schroth

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Johannes Schroth

Architekt, Leiter des erzbischöflichen Bauamts, * 18. Dezember 1859 Jöhlingen/Lkr. Karlsruhe, † 23. November 1923 bei Offenburg, bestattet in Karlsruhe, kath., ∞ .

Johannes Schroth, Sohn eines Zimmermeisters, studierte an der Polytechnischen Schule Karlsruhe und der Technischen Hochschule Charlottenburg Architektur. Ohne Hochschulabschluss arbeitete er 1884-1887 im erzbischöflichen Bauamt Mosbach, 1887/88 im Berliner Architekturbüro von August Orth und ab 1888 im erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe als erster technischer Gehilfe des Leiters Adolf Williard. Als dieser 1893 vorzeitig seinen Dienst quittierte, wurde Schroth, da der erzbischöfliche Baudirektor Max Meckel den fehlenden Studienabschluss beanstandete, zunächst nur als kommissarischer und erst 1897 als offizieller Leiter des erzbischöflichen Bauamts Karlsruhe eingesetzt. Auch konnte Schroth sich erst nach Meckels Ausscheiden 1900, welches zugleich das Ende einer zentralistisch geführten erzbischöflichen Bauverwaltung bedeutete, von dessen Einfluss befreien und zu einem der führenden Kirchenbaumeister des Großherzogtums Baden werden. 1910 erhielt er das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen; 1911 wurde er zum Oberbauinspektor befördert und 1917 zum Baurat ernannt.

Schroths Kirchenbauten, die von einfachen Dorfpfarrkirchen bis hin zu repräsentativen Landpfarrkirchen reichen, entstanden vor allem in Mittelbaden. Zeigen die frühen Bauten, bedingt durch Meckels Einflussnahme, noch meist einen neogotischen Baustil, wandte er sich nach 1900 verstärkt der Neoromanik zu. Die Herz-Jesu-Kirche in Ettlingen (1902-1906), St. Bonifatius in der Karlsruher Weststadt (1905-1908), beide dreischiffige Emporenbasiliken, und die Heilig-Geist-Kirche in Daxlanden (1910-1912), deren sachliche Monumentalität bereits den Kirchenbau ab Mitte der 1920er-Jahre vorausgriff, sind Beispiele seines neoromanischen Schaffens. Ab 1908/09 verband Schroth auch nach dem Vorbild des auf Kirchenbau spezialisierten Architekturbüros Curjel & Moser mittelalterliche Bauformen mit modernen Jugendstilelementen (St. Bernhard, Baden-Baden). Im Auftrag der Erzdiözese Freiburg plante er auch das 1906-1909 erbaute Gebäude des Katholischen Oberstiftungsrats (heute Polizeipräsidium) in der Beiertheimer Allee. Die spitzwinklige Ecksituation löste er mittelst einer Rotunde, eines Kunstgriffs Friedrich Weinbrenners, dessen sich bereits Friedrich Arnold beim Ständehaus, Joseph Ritter von Schmaedel und Carl Schönhammer beim Hotel Germania sowie Josef Durm beim Großherzoglichen Bezirksamt bedient hatten.

Der Erste Weltkrieg und dessen wirtschaftliche Auswirkungen brachten den Kirchenbau bis Mitte der 1920er-Jahre zum Erliegen, so dass Schroth trotz leitender Funktion kaum mehr als Architekt praktizierte.

Katja Förster 2016

Literatur

Ulrich Coenen: Johannes Schroth – Architekt des Späthistorismus und Jugendstils, in: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, 94. Jg., 2014, S. 243-278; Egon Grund: Das Gebäude des Katholischen Oberstiftungsrates in Karlsruhe. Ein herausragendes Werk des späten Historismus, Karlsruhe 2005; Werner Wolf-Holzäpfel: Kirchenbau und religiöse Kunst. Die historische und künstlerische Entwicklung von den Anfängen des Erzbistums bis in die Gegenwart, in: Heribert Smolinsky: Geschichte der Erzdiözese Freiburg, Bd. I, Freiburg i. Br. 2008, S. 493-598.