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Theodor Längin

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Theodor Längin

Germanist, Bibliotheksdirektor, * 14. Mai 1867 Karlsruhe, † 29. Mai 1947 Karlsruhe, ev., ∞ 1902 Ella von Sallwürk (1872-1972), 2 Söhne, 1 Tochter.

Theodor Längin, einziges Kind des evangelischen Theologen Georg Längin, wuchs in Karlsruhe auf, wohin sein Vater zwei Jahre vor seiner Geburt als Pfarrer der Weststadtgemeinde versetzt worden war. In seiner Kindheit ging Längin nicht in die Volksschule, sondern erhielt ab 1873 Privatunterricht. 1877-1886 besuchte er das Karlsruher Gymnasium und studierte nach dem Abitur ab 1886 Germanistik, Geschichte und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Bonn und Freiburg i. Br. Das Studium schloss Längin 1891 mit der Promotion und 1892 mit dem Staatsexamen ab.

Anschließend erhielt er bis 1894 eine Stelle als Volontär an der Badischen Hof- und Landesbibliothek Karlsruhe, bei der er für die bemerkenswerte Leistung der Edition von bibliothekseigenen Handschriften verantwortlich zeichnete. Bis 1901 schloss sich eine Tätigkeit an als außerordentlicher wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Universitätsbibliothek Freiburg sowie eine nebenamtliche Beschäftigung als Bibliothekar der Allgemeinen Volksbücherei Freiburg, der ersten Lesehalle im Deutschen Reich. Infolge seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten als Bibliothekar wurde dem 34-Jährigen 1901 der Posten des Vorstands der Hochschulbibliothek zu Bern übertragen. Auch in dieser Leitungsfunktion stellte Längin sein Können unter Beweis, sodass er bereits 1904, unter Verleihung des Professorentitels, zum Leiter der Druckschriftenabteilung der Badischen Hof- und Landesbibliothek ernannt wurde. Als erster Bibliothekar Deutschlands sorgte er hier insbesondere durch die Anstellung einer weiblichen Hilfskraft für Aufsehen. Außerdem vertrat er ab 1912 die badischen Bibliotheken im Verwaltungsrat der Deutschen Bücherei (heute Deutsche Nationalbibliothek) in Leipzig.

Nach dem Tod von Alfred Theophil Holder wurde Längin 1916 dessen Nachfolger im Amt des Direktors der Badischen Hof- und Landesbibliothek. In seiner bis 1932 dauernden Tätigkeit als Bibliotheksdirektor setzte er sich unter anderem für die Beibehaltung der vollen Gebührenfreiheit ein sowie für die Gewährung geregelter Urlaubs- und Arbeitszeiten. Darüber hinaus war Längin beim Ankauf von Privatsammlungen einschließlich der Einrichtung einer Blindenbücherei aktiv. Ein von der vorgesetzten Dienstbehörde gefordertes Mitspracherecht sowohl des Kollegenkreises als auch der Nutzerinnen und Nutzer bei Neuerwerbungen der Landesbibliothek lehnte er dagegen ab.

René Gilbert 2016

Werk

Die Sprache des jungen Herder in ihrem Verhältnis zur Schriftsprache – ein Beitrag zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache, Diss. Freiburg 1891; Deutsche Handschriften der Großherzoglich Badischen Hof- und Landesbibliothek, Karlsruhe 1894; Die Fröbelschen Kindergärten in Karlsruhe – ihre vierzigjährige Vergangenheit, ihre Zukunft, Karlsruhe 1911; 55 Jahre Katalogdruck, in: Festschrift für Georg Leidinger, München 1930, S. 145-156; Der Catholiconhymnus Gutenbergs, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 55 (1938), S. 205-211; Wilhelm Groos – ein badischer Vorkämpfer für bewusstes Deutschtum 1849-1934, in: Mein Heimatland, Heft 3/1942, S. 307-311.

Literatur

Folkmar Längin: Theodor Längin, Ulm 1947; Rolf Keppler: Theodor Längin (1867-1947) – Wissenschaftlicher Bibliothekar und Verwaltungsfachmann in Freiburg i. Br., Bern und Karlsruhe, Köln 1973 (mit Bibliographie); Ulrich Weber: Theodor Längin, in: Badische Biographien NF, Bd. 3, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 169-171.