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Hanns Ludwig Katz

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Hanns Ludwig Katz, Bild: Sigrid Katz, Karlsruhe.

Hanns Ludwig Katz

Kunstmaler, Malermeister, * 24. Juli 1892 Karlsruhe, † 17. November 1940 Johannesburg/Südafrika, ev., ∞ 1. 14. Februar 1920 Franziska Ehrenreich (1892-1934), 2. 1936 Ruth Wolf, keine Kinder.

Mit seinen drei Geschwistern verlebte Hanns Ludwig Katz die längste Zeit in der Moltkestraße 19 eine behütete Kindheit. Er war der Sohn eines aus einer jüdischen Familie stammenden Vaters, des Journalisten Julius Katz, und der evangelischen Mutter Marta Katz, einer ausgebildeten Balletttänzerin. Die Eltern waren kurz vor seiner Geburt nach Karlsruhe gekommen. Katz besuchte seit 1902 das Bismarck-Gymnasium und erhielt Geigenunterricht. Das Abitur legte er aber aus unbekannten Gründen 1912 in Wertheim am Main ab. Während einer anschließenden Reise nach Belgien und Frankreich besuchte er kurze Zeit die Kunstschule von Henri Matisse in Paris. Zurück in Karlsruhe begann er im Herbst 1912 an der Technischen Hochschule das Studium der Kunstgeschichte und Architektur und gleichzeitig gehörte er der Zeichenklasse der Kunstakademie an. Ab 1913 studierte er, vom Herbst 1915 bis 1917 durch einen Kuraufenthalt in Schömberg wegen einer Lungenerkrankung unterbrochen, in Heidelberg, Berlin und München hauptsächlich Kunstgeschichte. Während dieser Zeit hatte Katz, der vom Kriegsdienst befreit war, in Karlsruhe in der Bismarckstraße 37 ein Atelier gemietet. Den politischen Umbruch 1918/19 erlebte Katz, der linken pazifistischen und anarchistischen Vorstellungen nahestand, in München, wo der Karlsruher Gustav Landauer nach der Niederschlagung der Münchener Räterepublik ermordet wurde. Zur Erinnerung an ihn schuf er kurz danach ein eindrucksvolles Ölgemälde.

Im Frühjahr 1919 beendete er seine Studien ohne Abschluss und entschied sich für ein Leben als freier Künstler. Gleich nach der Hochzeit mit der Pianistin Franziska Ehrenreich in Karlsruhe verlegte er 1920 seinen Wohnsitz nach Frankfurt. Da sich trotz Beteiligung an Ausstellungen in Karlsruhe, Berlin und Frankfurt kein ausreichender finanzieller Erfolg einstellte, beteiligte er sich 1923 an der Gründung einer Weißbinder- und Malerfirma. Nach dem Bau eines Wohnhauses im Bauhausstil 1928 legte er 1929 die Meisterprüfung ab und übernahm die Firma als alleiniger Inhaber. Bis 1935 führte Katz trotz wirtschaftlicher Engpässe und Beeinträchtigungen wegen seiner jüdischen Herkunft seit 1933 das Geschäft weiter.

Das Malen und die Beschäftigung mit der Kunst hat Katz nie aufgegeben. Im Atelier seines Hauses malte er und veranstaltete kunsthistorische Vorträge und seine Frau gab Konzerte. Seit 1934 engagierte er sich, von der Ächtung durch konservative und nationalsozialistische Agitation veranlasst, in Frankfurt im Kulturbund der Deutschen Juden, um noch künstlerisch wirken zu können. 1935 setzte sich Katz für die Realisierung eines Siedlungsprojekts in Jugoslawien ein, das auf Landauers Vorstellungen vom Gemeinschaftsgeist und der Einheit von körperlicher und geistiger Arbeit zurückgriff. Nach dem Scheitern des Vorhabens flüchtete er im Oktober 1936 nach Südafrika, wo er sich in Johannesburg niederließ. Hier gründete er wieder eine Firma für den Lebensunterhalt und richtete sich ein Atelier ein. Seine Arbeiten konnte er nur einmal im Jahr in der Ausstellung einer unabhängigen Kulturvereinigung von Immigranten zeigen. Zudem erhielt er einige Aufträge zur Innenausstattung von Gebäuden. Im November 1940 erlag Katz im Exil in Johannesburg einer Krebserkrankung.

In einer ersten Werkphase schuf Katz angelehnt an den Expressionismus pastos aufgetragene Porträts in mystisch anmutenden Farben sowie den Zyklus Totentanz, der seine Nähe zum Ideengut der Münchener Republik belegt. Seit 1922 malte er mit glattem Pinselstrich im Stil der Neuen Sachlichkeit, aber mit weiterhin expressiver Farbgebung neben Porträts, unter anderem seiner Schwägerin, der Ehefrau von Siegfried Kacauer, nun auch Städtelandschaften und Stillleben. Den Nationalsozialisten galt seine Kunst als entartet, ein Bild zeigten sie in der Münchener Ausstellung 1937, einige Bilder in Galerien wurden beschlagnahmt und vernichtet. Im Exil bevorzugte er für seine Landschaften und Stillleben, Porträts gibt es aus dieser Zeit nicht mehr, die Aquarellmalerei. Die meisten seiner Bilder befinden sich in Privatbesitz außerhalb Deutschlands. 1992 würdigten das Jüdische Museum Frankfurt und die Kunsthalle Emden zu seinem 100. Geburtstag den fast vergessenen Künstler mit einer umfangreichen Ausstellung seines Oeuvres.

Manfred Koch 2020

Quellen

StadtAK 7/Nl Katz 30-31, 73; Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 16. Juni 1958, Artikel von Sigrid Katz, StadtAK 8/Ze 15.

Werk

In Karlsruhe: Kunstakademie Karlsruhe: Rheinhafen bei Karlsruhe (Lithografie, 1913), sieben Lithografien des Zyklus Totentanz von 1921.

Literatur

Helga Krohn/Karl-Ludwig Hofmann (Red.): Hanns Ludwig Katz 1892-1940, hrsg. vom Jüdischen Museum im Auftrag des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main, Köln 1992 (mit Verzeichnis 84 nachweisbarer Werke).