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Franz Xaver Reich

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Franz Xaver Reich, Lithografie seines Schwagers Johann Nepomuk Heinemann, 1848, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 609.

Franz Xaver Reich

Bildhauer, * 1. August 1815 Hüfingen/Schwarzwald-Baar-Kreis, † 8. Oktober 1881 Hüfingen, kath., ∞ 1843 Josephine Elsässer, 7 Kinder.

Franz Xaver Reich, Sohn eines in der Bildhauerei dilettierenden Oberlehrers, absolvierte 1832-1835 am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt bei Johann Nepomuk Zwerger eine Ausbildung zum Bildhauer. Anschließend ging er nach München und arbeitete in der Bildhauerwerkstatt von Ludwig Schaller, der Ludwig Schwanthaler bei der Ausschmückung der 1836 eröffneten Pinakothek unterstützte. Zwerger, Schaller und Schwanthaler waren Vertreter des klassizistischen Stils, der für Reichs eigenes Kunstschaffen entscheidend wurde und ihn im Winter 1842/43 nach Rom führen sollte, wo er sich wiederholt im Atelier von Bertel Thorvaldsen aufhielt. Aus München kehrte Reich 1836 in sein Hüfinger Elternhaus zurück, wo er 1836/37 für Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg die monumentale Sandsteingruppe "Donau mit den Zuflüssen Brigach und Breg" schuf, die ihn öffentlich bekannt machte.

Seine Wettbewerbsteilnahme für eine Kolossalskulptur "Handel und Schifffahrt" auf dem Hauptportal des nach Plänen von Heinrich Hübsch realisierten Zollareals am Mannheimer Freihafen machte den Karlsruher Oberbaurat Ende der 1830er-Jahre auf Reich aufmerksam. In den folgenden zwei Jahrzehnten fertigte der Bildhauer für Hübschs wichtigste Bauwerke Bauplastiken an. Dazu gehören die Figurenreliefs am Hauptportal der neuen Gemäldegalerie (1837-1845; heute Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), die unter anderen Albrecht Dürer, Hans Holbein den Jüngeren und Peter Vischer zeigen, das Giebelrelief der Trinkhalle in Baden-Baden (1839-1842; Entwurf und Gipsmodell von Johann Christian Lotsch) mit der Heilung der Kranken durch eine Quellnymphe, das Giebelrelief sowie die 20 lebensgroßen Figurenreliefs und 100 Medaillonköpfe mit Gestalten aus Oper und Drama am neuen Großherzoglichen Hoftheater (1851-1853; im Zweiten Weltkrieg zerstört) sowie die beiden Figurenpaare oberhalb der Eingänge in das Orangeriegebäude des Botanischen Gartens (1853-1857), welche Allegorien der vier Jahreszeiten darstellen.

Weitere Arbeiten von Reich in Karlsruhe sind das überlebensgroße realistische Standbild des badischen Staatsministers Georg Ludwig Winter (heute Beiertheimer Allee) sowie die Engelsfigur des Denkmals für die Opfer des Theaterbrandes (1847/48). Auch in Baden-Baden finden sich noch Werke von ihm, darunter die Statuen der Justitia (Schwert, Waage) und Lex (Gesetzesbuch, Schwörstab) am Hauptportal des 1842/43 nach Plänen von Friedrich Theodor Fischer erbauten Amtshauses (heute Ärztehaus).

Bis zu seinem Tod 1881 entstanden noch zahlreiche Arbeiten, vorwiegend im südbadischen Raum (Donaueschingen, Hüfingen, Konstanz, Heiligenberg, Bonndorf, Neudingen).

Katja Förster 2016

Literatur

Friedrich von Weech: Franz Xaver Reich, in: Badische Biographien, Bd. IV., Karlsruhe 1891, S. 332-334 (http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/153161, Zugriff am 18. Mai 2016); Reiner Haehling von Lanzenauer: Der Bildhauer Franz Xaver Reich und sein Wirken in Baden-Baden, in: Aquae. Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden e. V., Heft 41, 2008, S. 42-54; Lorenz Honold: Der Bildhauer Franz Xaver Reich. Der Hüfinger Künstler, der den Brauch der Blumenteppiche in die Baar einbrachte, in: Almanach des Schwarzwald-Baar-Kreises, Jg. 8, 1984, S. 145-148.