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Friedrich Ries


Büste von Friedrich Ries im Rosengarten des Stadtgartens, 2005, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Erbacher 1657.

Friedrich Ries

Gartenbaudirektor, * 31. Oktober 1849 Eichtersheim/Gde. Angelbachtal/Rhein-Neckar-Kreis, † 28. Februar 1929 Karlsruhe-Durlach, ev., ∞ 1882 Frieda Luisa Katharina Bachert (1861-1941), 3 Töchter, 3 Söhne.

Kaspar Friedrich Ries, Sohn eines Bauern und Waldhüters, besuchte die evangelisch-protestantische Schule in Eichtersheim und absolvierte anschließend 1864-1867 eine Gärtnerlehre in der Venningschen Schlossgärtnerei seines Heimatorts. Anschließend ging er bis 1873 auf Wanderschaft, die ihn unter anderem nach Paris und Nancy führte. Nach seiner Rückkehr erhielt Ries eine Anstellung als technischer Hilfsarbeiter beim Wasser- und Straßenbauamt der Stadt Karlsruhe. Ries übernahm Facharbeiten unter anderem in Offenburg und Lörrach, wo er bei den dortigen Wasser- und Straßenbauinspektionen seine Fachkenntnisse vertiefte. 1876 bestand er die Straßenmeisterprüfung und kehrte zwei Jahre später als Straßenbaumeister zum Wasser- und Straßenbauamt Karlsruhe zurück.

1884 wurde Ries die Leitung der Karlsruher Stadtgärtnerei, der späteren Garteninspektion bzw. ab 1905 selbstständigen Gartendirektion, übertragen. 1889 folgte seine Ernennung zum Oberstadtgärtner (ab 1905 Gartenbaudirektor). Seit diesem Zeitpunkt war Ries verantwortlich für die Pflege und den Ausbau der städtischen Grünanlagen, darunter auch des Stadtgartens, der sich unter seiner Leitung zu einem Anziehungspunkt für alle Bevölkerungsschichten entwickelte und ab 1910, dem Baubeginn des neuen Hauptbahnhofs, deutlich an Größe zunahm. Außerdem ließ Ries 1891 den Nymphengarten (Nymphengruppe geschaffen von Heinrich Weltring), 1897-1899 im Karlsruher Stadtgarten das erste Rosarium (Rosengarten, ein neuer folgte 1915) und 1903 in unmittelbarer Nähe des Rosengartens ein Nympaearium, ein beheizbares Becken mit exotischen Wasserpflanzen, anlegen. Weitere Grünanlagen im Stadtgebiet entstanden in den folgenden Jahren im Sallenwäldchen, im Beiertheimer Wäldchen und auf dem Hauptfriedhof. Des Weiteren zeichnete Ries für die Anlage des Japangartens im Stadtgarten sowie die Parkanlagen am Stephanplatz, am Sonntagplatz, am Kaiserplatz, am Lidellplatz, am Fliederplatz, am Gutenbergplatz und am Richard-Wagner-Platz verantwortlich.

1892 wurde Ries von Oberbürgermeister Wilhelm Lauter zum Stadtgartenverwalter mit Sitz in der Stadtgartenkommission ernannt. Ein zwischen Ries und dem Architekten Heinrich Sexauer ab 1905 geführter langjähriger Streit über die Gestaltung des Haydnplatzes führte dazu, dass dieser nicht rechtzeitig zum 200. Stadtgeburtstag fertiggestellt werden konnte.

Gemeinsam mit Franz Sales Meyer, mit dem ihn eine jahrelange freundschaftliche Zusammenarbeit verband, brachte Ries 1904 die Erstausgabe des rasch zu einem Standardwerk des Gartenbaus avancierenden Fachbuchs „Die Gartenkunst in Wort und Bild“ heraus.

1915 bat Ries aus gesundheitlichen Gründen um seine Pensionierung, die ihm vom Karlsruher Stadtrat kriegsbedingt erst zum Januar 1917 bewilligt wurde. Sein Nachfolger als Gartenbaudirektor wurde Friedrich Scherer, der hinsichtlich der Weiterentwicklung des Stadtgartens konträre Vorstellungen zu Ries vertrat und deswegen von ihm in seinen Schriften scharf angegangen wurde.

1883 war Ries dem Verein deutscher Rosenfreunde (VDR) beigetreten, als dessen Präsident er 1902-1922 amtierte. In dieser Funktion leitete Ries jahrelang die Vereinskongresse des VDR und nahm an Preisgerichten, Studienreisen und Ausstellungseröffnungen teil. Außerdem war Ries Mitglied des Gartenbauvereins, des städtischen Beamtenvereins sowie des Badischen Vereins für Geflügelzucht. Des Weiteren schrieb er auch im Ruhestand zahlreiche Beiträge für die VDR-Vereinszeitung „Rosenzeitung“, deren Schriftleiter er von 1916 bis 1922 war.

1927 wurde am Südende des damaligen Rosengartens eine von Heinrich Bauser geschaffene Büste von Friedrich Ries (Sockel von Friedrich Beichel) aufgestellt. An Auszeichnungen erhielt Ries das Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen (1905), den bayerischen St. Michaelisorden IV. Klasse (1913) sowie das Ritterkreuz II. Klasse mit der Krone des herzoglich Nassauischen Militär- und Zivildienstordens (1913).

René Gilbert 2019

Quellen

Badische Presse vom 1. März 1929 StadtAK 8/Ze 7 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 19. Januar 2021); Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 24. Februar 1979, StadtAK 8/Ze 15.

Werk

Die Gartenkunst in Wort und Bild, Leipzig 1904; Gartentechnik und Gartenkunst, Leipzig 1911 (beide mit Franz Sales Meyer); Führer durch den Stadtgarten zu Karlsruhe, Karlsruhe 1902, 1910 2. Aufl., 1912 3. Aufl.

Literatur

Ludwig Vögely: Eichtersheim im Angelbachtal und seine großen Söhne, in: Badische Heimat 65 (1985), S. 401-417; Gerlinde Brandenburger: Friedrich-Ries-Denkmal, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 601-603 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7) https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmmY1PdXpuoNV/Denkm%C3%A4ler%20Brunnen%20und%20Freiplastiken%20in%20Karlsruhe%201715-1945.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020); Gustav Schleckmann: Angelbachtal – zwei Dörfer, eine Gemeinde, Angelbachtal, 1994, S. 99; Wolfgang Haaß: Gartenkunst und Rosenduft. Die Leidenschaften des Friedrich Ries aus Eichtersheim, Angelbachtal 2016.