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Emil Schweickhardt


Emil Schweickhardt

Architekt, * 10. Oktober 1846 Karlsruhe, † 30. Juni 1924 Karlsruhe, ∞ Anna Bleidorn, mindestens 1 Sohn.

Nach dem Besuch des Lyzeums studierte Emil Schweickhardt, Sohn eines Schreinermeisters, an der Polytechnischen Schule bei Josef Durm, Leopold Heinrich, Jakob Hochstetter und Heinrich Lang Architektur. Erste praktische Erfahrungen als Architekt sammelte Schweickhardt bei den badischen Staatseisenbahnen, vermutlich durch Vermittlung seines ehemaligen Lehrers Heinrich, der seit Mai 1868 Eisenbahnhochbauinspektor bei den Großherzoglich Badischen Verkehrsanstalten war. Nach einer weiteren Tätigkeit in einem Wiener Architekturbüro ließ er sich 1879 in Karlsruhe als freischaffender Architekt nieder.

In den folgenden drei Jahrzehnten wurde er von privaten und öffentlichen Bauherren mit zahlreichen Projekten unterschiedlichster Aufgabenstellungen betraut. In Karlsruhe plante er das Verwalterwohnhaus der Seldeneckʼschen Brauerei (1884), das eigene Wohn- und Mietshaus in der Kriegsstraße 85 (1886/87), den Neubau des Waisenhauses in der Stösserstraße 17 (1888/89), Fabrik- und Verwaltungsbauten für die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) sowie etliche Mietwohnhäuser, bevorzugt in der Weststadt, wie Kaiserallee 87-89 und 89 a, Körnerstraße 4-8, Röntgenstraße 6 und Wendtstraße 15-17. Als Graf Wilhelm Douglas, der Neffe des verstorbenen Grafen Ludwig von Langenstein, um 1900 seinen Karlsruher Wohnsitz, das von Karl Philipp Dyckerhoff entworfene Palais Douglas in der Stephanienstraße, aufgab und sich in das Schloss Gondelsheim zurückzog, beauftragte er Schweickhardt mit der Erweiterung des Haupttrakts um zwei stattliche Anbauten (1905-1907), so dass die Anlage heute einen dreiteiligen Schlosskomplex darstellt. Nach dem Tod Graf Douglas' im Frühjahr 1908 entwarf er im Auftrag der Witwe ein schlichtes Mausoleum nordöstlich des Schlosses, in das die Gebeine des Toten noch zu Jahresende überführt wurden.

Schweickhardts größte und bedeutendste Bauten entstanden allerdings außerhalb der badischen Residenz- und Landeshauptstadt. Für die Landesversicherungsanstalt Baden entwarf er die Männerheilstätte Friedrichheim (1897-1899) und die Frauenheilstätte Luisenheim (1904/05) im hinteren Kandertal im Schwarzwald.

Schweickhardt, in dessen Büro einige Jahre der junge Architekt Gustav Betzel mitgearbeitet hat, bediente sich bei den Bauten bis zur Jahrhundertwende der seit der Reichsgründung 1871 als nationaler Stil propagierten Renaissance, wobei er sich sowohl am italienischen als auch am deutschen Formenkanon orientierte. Nach 1900 öffnete er sich dann auch dem Jugendstil und wurde durch die Verbindung von historistischen und dekorativen Stilelementen zu einem typischen Vertreter des ausgehenden Historismus.

Schweickhardt war Mitglied des 1869 in Karlsruhe gegründeten badischen Architekten- und Ingenieurvereins; für das Großherzogliche Bezirksamt war er 1894-1896 und 1906-1908 als Bezirksrat, für das Großherzogliche Amtsgericht als öffentlicher Liegenschaftsschätzer in Nachlass-Angelegenheiten tätig.

Katja Förster 2016

Literatur

Zum siebzigsten Geburtstag des Architekten Emil Schweickhardt in Karlsruhe, in: Deutsche Bauzeitung, 50. Jg., Nr. 87, 28. Oktober 1916, S. 455; Zum Tode von Architekt Schweickhardt, in: Karlsruher Tagblatt (Abendausgabe), Nr. 264, 3. Juli 1924, S. 3, StadtAK 8/Ze 2 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 19. Januar 2021).