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De:Lexikon:bio-1336

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Bianca Bianchi, um 1875, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 93.

Bianca Bianchi

Kammersängerin (Sopran), * 27. Januar 1855 Heidelberg, † 16. Februar 1947 Salzburg, jüd., ∞ 1. Julius Hofmann (1840-1910), 2. 1894 Bernhard Pollini (1838-1897).

Bianca Bianchi, Tochter eines in Mannheim engagierten Schauspielerehepaars, die mit bürgerlichem Namen Bertha Schwarz hieß, trat bereits im Alter von sieben Jahren in Kinderrollen auf und erhielt ihre Gesangsausbildung bei der Sopranistin Aurelie Wilczek in Heidelberg. Ihre eigentliche Laufbahn begann sie 1870 zunächst als Chorsängerin und dann mit kleineren Solorollen am Badischen Hoftheater in Karlsruhe, wo der Bariton und seit 1873 Hamburger Theaterintendant Bernhard Pollini auf sie aufmerksam wurde, der ihr weiterführende Studien in Paris bei Pauline Viardot-Garcia vermittelte.

1873 debütierte Bianchi in Karlsruhe als Barbarina in "Figaros Hochzeit" von Wolfgang Amadeus Mozart und sang 1873-1876 am Stadttheater Hamburg bei ihrem Entdecker und späteren Ehemann. 1877-1880 gehörte Bianchi zum Ensemble des Karlsruher Hoftheaters. 1880-1887 folgte sie einem Ruf an die Wiener Hofoper. Danach wirkte sie 1887-1889 und 1895-1898 an der Hofoper München und in der Zeit dazwischen an der Hofoper Budapest. 1898-1901 endete ihre Gesangskarriere an der Hamburgischen Staatsoper.

Bianchi gab schon 1874 umjubelte Gastspiele an der Covent Garden Opera in London als Page Oscar in Giuseppe Verdis "Ein Maskenball", als Mathilde in Gioachino Rossinis "Wilhelm Tell" und als Susanna in "Figaros Hochzeit". Weitere Gastspiele führten sie in den 1880er-Jahren an die kaiserlichen Hofopern in St. Petersburg und Moskau sowie an das Nationaltheater Prag und an die Mailänder Scala. 1882 komponierte Johann Strauss (Sohn) für Bianchi den Walzer "Frühlingsstimmen", den sie am 1. März 1883 in einer Matinee am Theater an der Wien zur Uraufführung brachte.

Nach ihrer Bühnenlaufbahn arbeitete Bianchi ab 1902 als Gesangslehrerin an der Königlichen Akademie der Tonkunst in München (heute Hochschule für Musik und Theater München), wo die Sopranistinnen Senta Erd und Marie Keldorfer-Werner zu ihren Schülerinnen gehörten. 1914-1928 unterrichtete sie am Salzburger Mozarteum, dort unter anderen die gebürtige Karlsruher Sopranistin Minnie Nast.

René Gilbert 2016

Literatur

Peter Pretsch: Juden im Karlsruher Kulturleben des 19. und ersten Drittels des 20. Jahrhunderts, in: Juden in Karlsruhe – Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. von Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt, Karlsruhe 1988, 2. Aufl. 1990, S. 345-372, hier S. 355, http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP43xhW57iB/Juden%20in%20Karlsruhe.pdf (Zugriff am 28. Juli 2016); Wilhelm Kosch (Begr.): Bianchi, Bianca, in: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Bern 1992, S. 1782; Karl J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 4., erw. und aktual. Aufl., Bd. 1: Aarden - Castles, München 2003, S. 402.