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Edmund Friedrich Kanoldt

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Edmund Kanoldt, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 756.

Edmund Friedrich Kanoldt

Maler, * 13. März 1845 Großrudestedt/Lkr. Sömmerda, † 27. Juni 1904 Bad Nauheim, ev., ∞ 1875 Sophie Hellwig, 1 Sohn, 1 Tochter.

Die 1857 in Weimar präsentierten Entwurfszeichnungen von Friedrich Preller dem Älteren zu einem 16-teiligen Odyssee-Zyklus weckten in dem erst zwölfjährigen Apothekersohn Edmund Kanoldt den Wunsch, Maler zu werden. 1862/63-1864 besuchte er die von Preller geleitete Weimarer Zeichenschule, setzte 1864-1869 seine Ausbildung in dessen Malatelier fort und hörte zugleich Vorlesungen in Kunstgeschichte, Perspektive, Anatomie und Ästhetik an der Weimarer Kunstschule. Die Lehrzeit bei Preller, einem Vertreter der klassizistisch-heroischen Landschaftsmalerei, der auf exaktes Naturstudium allergrößten Wert legte, wurde für seine künstlerische Entwicklung entscheidend. 1869 reiste Kanoldt nach Italien, wo er, von zwei München-Aufenthalten abgesehen, bis 1875 lebte und arbeitete. Nach einem einjährigen Russland-Aufenthalt, der Heimat seiner Frau, ließ er sich 1876 in Karlsruhe nieder. 1876-1879 folgte er regelmäßig, 1879-1883 nur gelegentlich dem Unterricht Ferdinand Kellers an der Großherzoglichen Kunstschule Karlsruhe, von dem er sich eine Perfektionierung seiner Bildstrategien zur Überhöhung der Natur und eine Verbesserung seiner ausschließlich als Staffage eingesetzten Figurendarstellungen versprach.

Ab 1877 erzielte Kanoldt mit Mythologischen Landschaften, die neben dem Einfluss Prellers auch die Auseinandersetzung mit dem Deutsch-Römer Arnold Böcklin zeigen, erste Erfolge. Im Gegensatz zu Preller und Böcklin, bei denen die Landschaft den Rahmen für die mythologischen Szenen bildete, projizierte Kanoldt den seelischen Zustand der völlig untergeordneten Figuren auf die Natur, so dass diese als Stimmungs- und Bedeutungsträger zum eigentlichen Bildthema wurde. Ebenfalls ab etwa 1877 schuf Kanoldt mit "Canossa" und "Kyffhäuser" die ersten Historischen Landschaften, in denen er geschichtliche oder sagenhaft umwobene Orte pathetisch überhöhte. Ab 1880 kamen noch idealisierte italienische Villen- und Parklandschaften dazu, die wie die Landschaften mit mythologischer Staffage den Geschmack des gebildeten und reichen Bürgertums bedienten. Josef Durm zog Kanoldt wiederholt zur Ausführung monumentaler Wandmalereien heran, so für die beiden Gemäldezyklen im Musiksaal des Palais Bürklin 1886/87 und im Treppenhaus der Villa Kerler 1891/92 sowie für Landschaftsdarstellungen im neu erbauten Ostflügel der Großherzoglichen Kunsthalle, im Aula- und Hörsaalneubau der Technischen Hochschule und im Erbgroßherzoglichen Palais.

Kanoldt beteiligte sich an den großen badischen Kunst- und Gewerbeausstellungen der Jahre 1877 und 1881 sowie an den von Karlsruher Künstlern für Großherzog Friedrich I. gefertigten Geschenkkassetten. Neben Paul Borgmann, Max Petsch und Willi Döring zählte er 1885 zu den Begründern der Karlsruher Malerinnenschule, an der er bis 1888 das Fach Landschaft unterrichtete. Sein größtes Verdienst für die deutsche und internationale Künstlerschaft war die Rettung der Serpentara 1873, des beliebten Steineichenwäldchens oberhalb von Olevano, für das er mit dem preußischen Kronenorden IV. Klasse ausgezeichnet wurde.

Katja Förster 2016

Literatur

Städtische Galerie Karlsruhe (Hrsg.): Edmund Kanoldt. Landschaft als Abbild der Sehnsucht, Karlsruhe 1994; Angelika Müller-Scherf: Edmund Kanoldt. Leben und Werk, Pfaffenweiler 1992.