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Ernst Terres

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Ernst Terres

Chemiker, * 13. Januar 1887 Metz, † 1. Juli 1958 München, kath., ∞ 1. 1922 Juliane Josefine Stöcklein, gesch. Becker (1883-1945), 2. 1946 Luise Trip, kinderlos.

Nikolaus Johann (Jean) Philipp Terres, Sohn eines Gutsbesitzers aus Luxemburg, besuchte das Athénée de Luxembourg und studierte anschließend ab 1905 Chemie an der Technischen Hochschule (TH) in Karlsruhe sowie an den Universitäten Heidelberg und Graz. Er schloss das Studium 1909 mit der Promotion bei Roland Scholl ab, der 1896-1907 an der TH Karlsruhe gelehrt hatte. Weitere Gutachter der Dissertation waren Carl Engler und Hans Bunte. Für kurze Zeit war Terres danach Privatassistent bei Fritz Haber. Auf dessen Anraten arbeitete er bis 1911 bei der Firma Rudolf Koepp & Co. in Oestrich-Winkel. Anschließend wurde Terres Assistent bei Hans Bunte am Chemisch-technischen Institut der TH Karlsruhe, wo er sich 1914 habilitierte und als Forscher vor allem mit der Verbrennung in Motoren und mit Problemen der Gaserzeugung und Gasreinigung beschäftigte. 1918 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.

Wegen fehlender Industrietätigkeit ohne Aussicht auf ein Ordinariat wechselte Terres 1919 wieder in die Wirtschaft zu den Chemischen Werken, Berlin. 1920-1925 amtierte er als Direktor und Vorstandsmitglied der Stettiner Chamottefabrik AG, vormals Didier. 1925 erhielt Terres, seit 1923 Honorarprofessor an der TH Berlin-Charlottenburg, einen Ruf als Ordinarius für Technische Chemie an der TH Braunschweig. Dort knüpfte er an seine früheren Forschungen über Verbrennungstechnik an und erfand dabei das Sechstaktprinzip, die Zweiteilung des Verbrennungsvorgangs. Außerdem hatte Terres 1928-1930 das Amt des Rektors der TH inne. 1930 nahm er eine Berufung als Ordinarius und Direktor des Instituts für Technische Chemie und Chemie des Bergbaus an der TH Berlin-Charlottenburg an.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten legte Terres sein Ordinariat im September 1933 nieder und ging erneut in die Industrie. Bis 1939 arbeitete er als Geschäftsführer der Edeleanu GmbH in Berlin-Schöneberg. Während des Zweiten Weltkriegs war er bei der Edeleanu Co. in New York tätig. Im Mai 1946 wurde Terres nach England in ein Lager für deutsche Wissenschaftler gebracht, das er wegen seiner luxemburgischen Staatsangehörigkeit nach zwölf Tagen wieder verlassen konnte. Durch Geschäftsbeziehungen erhielt er einen Posten als Berater des britischen Ministeriums für Brennstoffe und Energetik und war danach für die Manchester Oil-Petrocarbon Ltd. tätig.

Im Mai 1948 folgte Terres einem Ruf auf den Lehrstuhl für Gas- und Brennstofftechnik der TH Karlsruhe. Mit einem Stab an Mitarbeitern nahm Terres seine älteren Forschungen wieder auf, widmete sich aber auch neueren, wie der Entwässerung und Veredelung von Torf und Rohbraunkohle. Im Studienjahr 1949/50 amtierte er als Rektor der TH. Bleibende Verdienste erwarb sich Terres beim Bau und der Ausrüstung des 1951 neu gegründeten Carl Engler- und Hans Bunte-Instituts für Mineralöl- und Kohleforschung, dessen erster Leiter er war.

Ehrenamtlich wirkte Terres 1948-1951 als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mineralölwissenschaft und Kohlechemie (DGMK). 1953 wurde ihm die Carl-Engler-Medaille verliehen, 1956 folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der DGMK. Weitere Auszeichnungen waren die Ehrendoktorwürde der TH Wien (1952), die Otto-Nikolaus-Witt-Medaille der TU Berlin-Charlottenburg (1953) sowie die Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel des deutschen Verein für Gas- und Wasserfachmänner (1957).

René Gilbert 2016

Quellen

KIT-Archiv 21011/473, 21013/121, 27065 (Nachlass Ernst Terres), 28002/473.

Werk

Synthesen von 1–2-Diamidoanthrachinon, Anthrachinonazinen und Indanthren. Über Nitramine aus α-Amidoanthrachinon und 1–5-Diamidoanthrachinon, Diss. Karlsruhe 1909; Experimentaluntersuchungen über Verbrennungsgase von Flammen und Motoren, Habil.-Schrift Karlsruhe 1914; Die abendländische Weltanschauung im technischen und kollektivistischen Zeitalter, Vortrag gehalten bei der Übernahme des Rektorats der TH Karlsruhe am 10. Dezember 1949 im Bad. Staatstheater zu Karlsruhe (= Karlsruher Akademische Reden NF 7, 1950); Betrachtungen zur Technik im Zeitgeschehen: Festrede bei der Gedenkfeier des 125jährigen Bestehens der TH Karlsruhe im Bad. Staatstheater am 27. Oktober 1950, Essen 1950; Geschichtlicher Rückblick, in: Die technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe. Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 3-11.

Literatur

Helmut Pichler: Ernst Terres †, in: Das Gas- und Wasserfach 99 (1958), S. 805 f.; Klaus-Peter Hoepke: Ernst Terres 1887-1958, in: Fridericiana – Zeitschrift der Karlsruher Universitätsgesellschaft 40 (1987), S. 23-29; Alexander Kipnis: Terres, Ernst Nikolaus Johann (Jean) Philipp, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 423-426.