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Karl Bauer

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Karl Bauer, 1922, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/64b.

Karl Bauer

Reichsbahnhilfsassistent, Stadtrat, * 11. November 1877 Ellmendingen/Enzkreis, † 11. März 1952 Karlsruhe, ev., ∞ 1902 Maria Anna Katharina Fröhlich (1880 – 1959), 3 Kinder.

Karl Bauer wurde als Sohn eines Landwirts geboren. Über Schule und Ausbildung ist nichts bekannt. Bei seiner Heirat waren er und seine Frau Zigarrenmacher. Nach 1902 siedelte er nach Karlsruhe um. Vom 1. Mai 1906 bis zum 31. März 1933 war er beim Reichsbahnausbesserungswerk beschäftigt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner KPD-Mitgliedschaft fristlos entlassen. Vom 1. April 1933 bis zum 15. Dezember 1940 war er beschäftigungslos und lebte von Arbeitslosenunterstützung. Am 16. Dezember 1940 wurde er im Personalamt bei der Stadtverwaltung Karlsruhe als Hilfskraft eingestellt. Im Jahre 1946 erhielt er mit Wirkung zum 1. Mai 1945 Ruhebezüge.

Von 1922 bis 1933 war er Stadtrat der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). 1926/27 wurde er Unterbezirksleiter der KPD in Karlsruhe als Nachfolger von Alfred Sätzler. In seiner Funktion als Stadtrat gehörte er unter anderem als Mitglied der Mietzinskommission, der Personalkommission, dem Tuberkuloseausschuss, dem Ausschuss für Beschwerden gegen baupolizeiliche Verfügungen, dem beratenden Ausschuss für Beschwerdefälle in Fürsorgesachen und dem Verwaltungsrat des Badischen Landestheaters an.

Bauer war überzeugter Kommunist und wollte die Zerstörung des „reaktionär-kapitalistischen Staates“ und an seiner Stelle eine „Arbeiter- und Bauernregierung“. In seinen Ausführungen vor Stadtrat und Bürgerausschuss pries er immer wieder die Errungenschaften der Sowjetunion. Bei mehreren Reden Bauers verließ die Fraktion der Sozialdemokraten geschlossen den Raum, denn Bauer sah im Einklang mit der Linie seiner Partei nicht nur bei den Konservativen und der NSDAP die Feinde des Volkes, sondern auch besonders bei der SPD.

Bauer und seine Partei traten u. a. für eine Ausweitung des Wohnungsbaus durch die Stadt Karlsruhe und gegen die Förderung privaten Wohnungsbaus vor allem für den Bau kleinerer Wohnung für die Armen ein. Eine Lösung des Wohnproblems hielt Bauer innerhalb einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung für unmöglich.

Am 23. April 1929 war Bauer Versammlungsleiter in der Festhalle, als es nach einer Rede von Max Hölz zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Kommunisten und rund 200 Angehörigen der NSDAP kam, die immer wieder mit Zwischenrufen störten. Die Polizei hatte einige Mühe, die Schlägereien in und vor der Halle zu beenden. Der als streitlustig bezeichnete Bauer beteiligte sich aktiv an der Karlsruher Rathausschlacht von 1931.

Auch fiel Bauer in den Stadtrats- und Bürgerausschusssitzungen durch häufige Zwischenrufe auf: Im Oktober 1932 wurde er wegen fortgesetzten Störens für mehrere Bürgerausschusssitzungen ausgeschlossen. Erst die herbeigerufene Polizei konnte ihn veranlassen, den Saal zu verlassen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Bauer verhaftet und verbrachte vom 27. März bis 4. Mai 1933 sechs Wochen Schutzhaft im Gefängnis in Karlsruhe. Nach dem Attentat auf Hitler am 22. Juli 1944 gehörte auch Bauer zu den vielen Menschen, die verhaftet wurden: Er verbrachte vom 26. August 1944 bis 11. September 1944 drei Wochen im Konzentrationslager in Dachau.

Alfred Becher 2020

Quellen

Karlsruher Zeitungen https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 27. Dezember 2020)Badische Presse, Nr. 190 vom 24. April 1929; Der Führer, Nr. 262 vom 13. Oktober 1932; StadtAK Heiratsurkunde 190/1902, StadtAK Sterbeurkunde 607/1952; GLA 480 Nr. 2433; StadtAK 1/POA 3913.

Literatur

Ernst Otto Bräunche: „… berechtigte Zuversicht auf weiteres Gedeihen …" - Die Stadtverwaltung Karlsruhe in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer: Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 197-246 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35); Jürgen Schuhladen-Krämer: „Wohnungsneubau. Die gestellte Aufgabe ist riesengroß" – Städtische Wohnungspolitik 1918-1933, in: Ebenda, S. 277-324.