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De:Lexikon:bio-2006: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Schlosser, Verwaltungsbeamter, <lex id="ins-1095">Stadtrat</lex>, * 1. März 1882 Haueneberstein, † 2. Dezember 1954 Karlsruhe, kath., ∞ 1906 Magdalena Dusch (1884-1962), 1 Sohn, 1 Tochter. <br/ ><br/ >
Schlosser, Verwaltungsbeamter, <lex id="ins-1095">Stadtrat</lex>, * 1. März 1882 Haueneberstein, † 2. Dezember 1954 Karlsruhe, kath., ∞ 1906 Magdalena Dusch (1884-1962), 1 Sohn, 1 Tochter. <br/ ><br/ >
Nach einer Ausbildung als Schlosser arbeitete Hermann Jung in seinem Beruf, bis er als Soldat am <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> teilnahm. Nach Kriegsende war er 1919/1920 kurze Zeit Redakteur bei der <lex id="ins-0333">USPD</lex>-Zeitung <lex id="ins-1188">Sozialistische Republik</lex>. Ab 1. April 1920 war er als Angestellter der Stadt Karlsruhe beschäftigt, zuerst als Lagerverwalter in der Städtischen Bekleidungsstelle und ab 1. November 1920 im Milchamt. Nach der Umorganisation der Karlsruher Milchversorgung im Jahre 1928 wurde er in die Verwaltung des <lex id="ins-1711">Friedrichsbades</lex> versetzt, bis ihn die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> am 26. August 1933 aus seinem Dienstverhältnis als Oberinspektor entließen. Jung bezog vom 1. Dezember 1933 (bis zum 24. Mai 1945) eine Rente (100 RM/Monat) und erzielte zusätzlich ein kleines Einkommen von 1937-1945 als Kassierer für eine Krankenversicherung.
Nach einer Ausbildung als Schlosser arbeitete Hermann Jung in seinem Beruf, bis er als Soldat am <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> teilnahm. Nach Kriegsende war er 1919/1920 kurze Zeit Redakteur bei der Zeitung der <lex id="ins-0333">Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD)</lex> <lex id="ins-1188">Sozialistische Republik</lex>. Ab 1. April 1920 war er als Angestellter der Stadt Karlsruhe beschäftigt, zuerst als Lagerverwalter in der Städtischen Bekleidungsstelle und ab 1. November 1920 im Milchamt. Nach der Umorganisation der Karlsruher Milchversorgung im Jahre 1928 wurde er in die Verwaltung des <lex id="ins-1711">Friedrichsbades</lex> versetzt, bis ihn die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> am 26. August 1933 aus seinem Dienstverhältnis als Oberinspektor entließen. Jung bezog vom 1. Dezember 1933 (bis zum 24. Mai 1945) eine Rente (100 RM/Monat) und erzielte zusätzlich ein kleines Einkommen von 1937-1945 als Kassierer für eine Krankenversicherung.


Jung trat 1905 in die <lex id="ins-0330">Sozialdemokratischen Partei (SPD)</lex> ein und diente ihr im Ortsverein Karlsruhe viele Jahre als Zweiter Vorsitzender. 1918 wurde er Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) und ein Jahr später im Mai 1919 zum Stadtrat gewählt. Im September 1922 kam es zur Wiedervereinigung von SPD und USPD und Jung wurde 1922 und 1926 erneut Stadtrat der SPD. 1930 erfolgte erneut seine Wahl als <lex id="ins-1120">Stadtverordneter</lex>, nicht aber die zum Stadtrat. Nach der <lex id="ereig-0111">Machtergreifung</lex> der Nationalsozialisten 1933 musste Jung dieses Amt abgeben.
In die <lex id="ins-0330">Sozialdemokratischen Partei (SPD)</lex> war Jung im Jahr 1905 eingetreten und hatte im Ortsverein Karlsruhe viele Jahre die Funktion des Zweiten Vorsitzenden. 1918 wurde er Vorsitzender der Kalsruher USPD, für die er ein Jahr später im Mai 1919 zum Stadtrat gewählt wurde. Im September 1922 kam es zur Wiedervereinigung von SPD und USPD und Jung wurde 1922 und 1926 erneut Stadtrat der SPD. 1930 erfolgte erneut seine Wahl als <lex id="ins-1120">Stadtverordneter</lex>, nicht aber die zum Stadtrat. Nach der <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> der Nationalsozialisten 1933 musste Jung dieses Amt abgeben.


Als Stadtverordneter und als Stadtrat war Jung Mitglied in der Straßenbahnkommission, im Ausschuss für Wohnungswesen, in der Personalkommission, in der Krankenhauskommission, in der Ortsbaukommission und im Ausschuss für Leibesübungen (Sportausschuss). Jung war unter anderem Vorsitzender des Bildungsausschusses und des Bezirks <lex id="top-2109">Oststadt</lex> des Sozialdemokratischen Vereins. In den Zwanziger Jahren hielt er viele Vorträge in SPD-Ortsvereinen oder sozialdemokratischen Gruppen. Er setzte sich stark für die politische Bildung der Parteimitglieder ein. Als Folge des Attentats auf <lex id="bio-0043">Hitler</lex> 1944 wurde Jung im Rahmen der „Aktion Gewitter“ verhaftet und kam vorübergehend ins KZ Dachau.
Als Stadtverordneter und als Stadtrat war Jung Mitglied in der Straßenbahnkommission, im Ausschuss für Wohnungswesen, in der Personalkommission, in der Krankenhauskommission, in der Ortsbaukommission und im Ausschuss für Leibesübungen (Sportausschuss). Jung war unter anderem Vorsitzender des Bildungsausschusses und des Bezirks <lex id="top-2109">Oststadt</lex> des Sozialdemokratischen Vereins. In den Zwanziger Jahren hielt er viele Vorträge in SPD-Ortsvereinen oder sozialdemokratischen Gruppen. Er setzte sich stark für die politische Bildung der Parteimitglieder ein. Als Folge des Attentats auf <lex id="bio-0043">Hitler</lex> 1944 wurde Jung im Rahmen der „Aktion Gewitter“ verhaftet und kam vorübergehend ins KZ Dachau.

Aktuelle Version vom 15. September 2021, 12:58 Uhr


Hermann Jung, 1919, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/61a.

Hermann Jung

Schlosser, Verwaltungsbeamter, Stadtrat, * 1. März 1882 Haueneberstein, † 2. Dezember 1954 Karlsruhe, kath., ∞ 1906 Magdalena Dusch (1884-1962), 1 Sohn, 1 Tochter.

Nach einer Ausbildung als Schlosser arbeitete Hermann Jung in seinem Beruf, bis er als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnahm. Nach Kriegsende war er 1919/1920 kurze Zeit Redakteur bei der Zeitung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) Sozialistische Republik. Ab 1. April 1920 war er als Angestellter der Stadt Karlsruhe beschäftigt, zuerst als Lagerverwalter in der Städtischen Bekleidungsstelle und ab 1. November 1920 im Milchamt. Nach der Umorganisation der Karlsruher Milchversorgung im Jahre 1928 wurde er in die Verwaltung des Friedrichsbades versetzt, bis ihn die Nationalsozialisten am 26. August 1933 aus seinem Dienstverhältnis als Oberinspektor entließen. Jung bezog vom 1. Dezember 1933 (bis zum 24. Mai 1945) eine Rente (100 RM/Monat) und erzielte zusätzlich ein kleines Einkommen von 1937-1945 als Kassierer für eine Krankenversicherung.

In die Sozialdemokratischen Partei (SPD) war Jung im Jahr 1905 eingetreten und hatte im Ortsverein Karlsruhe viele Jahre die Funktion des Zweiten Vorsitzenden. 1918 wurde er Vorsitzender der Kalsruher USPD, für die er ein Jahr später im Mai 1919 zum Stadtrat gewählt wurde. Im September 1922 kam es zur Wiedervereinigung von SPD und USPD und Jung wurde 1922 und 1926 erneut Stadtrat der SPD. 1930 erfolgte erneut seine Wahl als Stadtverordneter, nicht aber die zum Stadtrat. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste Jung dieses Amt abgeben.

Als Stadtverordneter und als Stadtrat war Jung Mitglied in der Straßenbahnkommission, im Ausschuss für Wohnungswesen, in der Personalkommission, in der Krankenhauskommission, in der Ortsbaukommission und im Ausschuss für Leibesübungen (Sportausschuss). Jung war unter anderem Vorsitzender des Bildungsausschusses und des Bezirks Oststadt des Sozialdemokratischen Vereins. In den Zwanziger Jahren hielt er viele Vorträge in SPD-Ortsvereinen oder sozialdemokratischen Gruppen. Er setzte sich stark für die politische Bildung der Parteimitglieder ein. Als Folge des Attentats auf Hitler 1944 wurde Jung im Rahmen der „Aktion Gewitter“ verhaftet und kam vorübergehend ins KZ Dachau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges berief die Stadtverwaltung ab dem 25. Mai 1945 Jung zum Leiter der Karlsruher Milchzentrale. Er musste sich also zum zweiten Male in einer Zeit, in der es an Milch mangelte, für eine bessere Milchversorgung einsetzen. Am 1. Mai 1949 ging er in den Ruhestand.

Alfred Becher 2020

Quellen

Vorwärts, Nr. 294, 17. Dezember 1931; AZ 12. März 1952; Badische Neueste Nachrichten (BNN), Nr. 249, 17, StadtAK 8/Ze 15. Dezember 1949; StadtAK 8/ZGS Jung, Hermann, StadtAK 1/POA 3993, 1/POA 1432; GLA 480 Nr. 5992.