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Karl Künkel

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Karl Künkel, 1922, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/65b.

Karl Künkel

Diplomingenieur, Kaufmann, Stadtrat, * 18. Februar 1883 Lörrach, † 6. Januar 1956 Karlsruhe, ev., ∞ 1911 Martha Bertsch, 1 Sohn, 1 Tochter (beide adoptiert).

Karl Künkel, der Sohn eines Großherzoglichen Oberbaukontrolleurs in Lörrach, bestand 1902 an der Oberrealschule Karlsruhe das Abitur. Das anschließende Studium der Ingenieurswissenschaften an der Technischen Hochschule Karlsruhe schloss er 1908 als Diplom-Ingenieur ab. 1911 stieg er als Teilhaber in das Juweliergeschäft Ludwig Bertsch, Karlsruhe, ein, das er 1940 nach dem Tod vom Juwelier Hermann Bertsch übernahm. Parallel hierzu war er von 1930 bis 1940 Teilhaber am Juweliergeschäft Otto Wennberg in Stuttgart, das er ebenfalls im Jahre 1940 als alleiniger Inhaber übernahm. Ein anderes finanzielles Standbein wurde ab 1927 die Staatliche Lotterie-Einnahme. Von 1918 bis 1933 war er Vorsitzender des Landesverbandes Baden der Deutschen Juwelier, Gold- und Silberschmiede und 14 Jahre lang Vertreter des Badischen Einzelhandels bei der Industrie- und Handelskammer (und bis 1933 deren Vizepräsident).

Im April 1905 schloss er sich dem 5. Badischen Infanterieregiment 113 als „einjähriger Freiwilliger“ an und wurde am 27. Januar 1906 zum Unteroffizier befördert. Im Ersten Weltkrieg fand er vorübergehend Verwendung als Soldat in einer Wachtkompanie, seine Beförderung zum Leutnant der Landwehr erfolgte im März 1915. Wegen einer chronischem Erkrankung wurde Künkel noch im selben Jahr einem Ersatz-Bataillon überstellt und im November 1917 als Hilfsoffizier zum Bahnbeauftragten der Armee-Abteilung B befohlen.

Nach Kriegsende trat Künkel in die Deutschen Volkspartei (DVP) ein und amtierte von November 1922 bis März 1933 als Stadtrat. Künkel verurteilte in öffentlichen Reden das „Verschleudern von Gemeindevermögen“ durch die Stadtverwaltung. Als Stadtrat wirkte er unter anderem im Verwaltungsrat der Städtischen Spar- und Pfandleihkasse sowie der Karl-Friedrich-, Leopold- und Sophienstiftung und er vertrat seine Partei in mehreren Ausschüssen (Personalausschuss, Schlichtungsausschuss, Wein- und Kellereikommission, Stadtgartenkommission, Krankenhauskommission). Seit 1930 bis zu Auflösung 1934 gehörte Künkel dem republikfeindlichen Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten an.

Im März 1933 trat Künkel aus der DVP aus und legte sein Amt als Stadtrat nieder. Noch im selben Monat stellte er einen Antrag zur Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), die im April bewilligt wurde. Dies ermittelte die Spruchkammer in seinem Entnazifizierungsverfahren von 1947, nachdem er behauptet hatte, erst 1937 aus ökonomischen Gründen in die Partei eingetreten zu sein. Zudem gehörte Künkel weiteren Parteiorganisationen an, seit 1934 dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRfL) und dem Reichskolonialbund (RKB), 1935-1945 der Deutschen Arbeitsfront (DAF), seit 1936 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Die Spruchkammer II in Karlsruhe stufte ihn 1947 als Mitläufer ein und verurteilte ihn zur Zahlung eines höheren Geldbetrags. Sie vertraute damit den Aussagen mehrerer politisch unbelasteter Zeugen, wonach Künkel kein überzeugter Nazi gewesen sei. Zur Begründung führte die Kammer an, der Betroffene habe nur nominell am Nationalsozialismus teilgenommen und sei nie ein überzeugter Nationalsozialist gewesen, was durch Stellungnahmen mehrerer politisch unbelasteter Personen glaubhaft bekundet worden sei. Er habe „seiner von Grund aus ablehnenden Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber jederzeit durch offene und rückhaltlose Kritik“ Ausdruck verliehen.

Künkel war begeisterter Anhänger des Fußballs. Er trat 1896 dem Karlsruher Fußballverein (KFV) bei und war von 1936 bis 1940 Erster Vorsitzender. Er war bereits 1935 zum Vorsitzenden gewählt worden, aber die NSDAP lehnte ihn mit der Begründung ab, dass er politisch unzuverlässig sei und die Partei im Stadtrat dauernd bekämpft hätte. 1936 wurde er dann aber doch Vereinsvorsitzender. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder ehrenamtlich im KFV tätig, unter anderem als Erster Vorsitzender in der Spielzeit 1950/51, als der KFV das Endspiel um die Deutsche Amateurfußballmeisterschaft knapp gegen 1860 Bremen verlor.

Alfred Becher 2020

Quellen

Badischer Beobachter, Nr. 90, 1. April 1933 StadtAK 8/Ze 5 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/6340802 (Zugriff am 19. Januar 2021); Badische Presse, Nr. 150, 29. März 1930 StadtAK 8/Ze 7 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 19. Januar 2010); Karlsruher Tagblatt, Nr. 292, 22. Oktober 1930 StadtAK 8/Ze 2 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 19. Januar 2021); StadtKA 1/POA 5790; www.karlsruher-fv1891.de/chronik3.html (Zugriff am 4. März 2020); GLA 465 h Nr. 11725.